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dem Auatiparana, dem Ic& und Joami ein. Ich besuchte eine Gesellschaft derselben am SecAcunauI.
Sie sind zwar nicht feindlich gegen die Brasilianer gesinnt, jedoch auch nicht geneigt, sich, wie
schon früher geschehen war, unter Missionären vereinigen zu lassen.
(6.) So wichtig auch der Ifd den Bewohnern dieser Gegenden als ein mächtiger, an Cacao und
Salsaparilha reicher, Strom seyn sollte, war-ich doch nicht im Stande, irgend Jemand aufzufinden,
durch den genaue Kunde über ihn zu erhalten gewesen wäre. Alle Nachrichten, die man von den
Anführern (Cabos) der jährlich dahin abgeordneten Expeditionen einziehen kann, beschränken- sich
auf das: „Es ist ein reicher Fluss, man findet viel Gold in ihm.“ Dieser Refrain ist aber uur das
Echo der alten Nachrichten von Acuhha ; und die Goldformation dürfte erst in dem oberen Theile
beginnen, wenigstens versicherte mich ein Reisender, dass zwölf Tagereisen stromaufwärts die An
sicht der, während,des Hochwassers überschwemmten, Uferwaldung in Nichts von der des Solimoes
verschieden sey, und das Land sich nur wenig erhöbe. Mit dieser Aussage stimmt überein, dass
der Peritê, ein kleiner Fluss, welcher sich dem Ifd auf der Nordseite oberhalb der Hälfte seines
Verlaufs einverleibt, mit dem Meid, einem südwestlichen Beiflusse des Yupura, in Verbindung steht
und dass bis zu dem Pepitari keine Fälle in dem Ifd Vorkommen. Selten dehnen die Brasilianer ihre
Reisen weiter stromaufwärts aus, denn die wenigen, höchst ärmlichen, Missionen der Fraüfiscaner,
die unter der gegenwärtigen politischen Katastrophe noch mehr als früher von den bevölkertem Ortschaften
in Westen, namentlich von Baeza, der Hauptstadt der Provinz Quichos y Macas, geschieden
sind, bieten keine Handelsinteressen dar. Die ehemaligen spanischen Niederlassungen im untern Ifd
finden sich zwar auch noch in allen neuern Karten, sind aber seit mehreren Decennien verlassen
worden. Man rechnete, dass die Reise von ihnen stromaufwärts bis Quito oder Popaydn nur in vier
bis fünf Monaten zurückgelegt werden könne. — Die am Ifd wohnenden indianischen Stämme sind
minder häufig in die portugiesischen Ansiedhmgen herabgeführt worden, als die der benachbarten
Flüsse. Die Ifds, von denen der Strom seinen Namen hat, sind bereits ausgestorben. Auch von
den Caca - tapuiija, die von Mohteibo als Menschenfresser, durch einen tatowirten Strich quer von
der Nase bis zu den Ohren ausgezeichnet, beschrieben werden, konnte ich nichts Genaues vernehmen.
(7.) Die im Jahre 1759 errichtete Villa de Olivenza ward früher für den wohlhabendsten Ort
am ganzen Solimoês gehalten, jetzt?aber scheint sie dér Grenzstation Tabatinga, die zu ihremK.rch-
sprengel gehört, nachzustehen. Das Terrain um die Villa erhebt sich an.einigen Stellen auf achtzig
bis hundert Fuss, eine im Vergleich mit der allgemeinen Flachheit und Niederung der Ufer betracht-
liehe Höhe.^ Eben so wenig als in den andern Niederlassungen findet man grosse zweistöckige Hauser
zWischen den Hütten der Indianer. Die Campevas machten sonst den grössten Theil ihrer Einwohner
aüs »gegenwärtig sind sie nicht mehr als selbstständiger Stamm kenntlich, sondern zu sogenannten
Indiosfimansos umgewändelt. Nur wenige Familien dieser Campevas leben jetzt noch ganz
frei in den Wäldern zwischen Olivenza and Tabatinga-, und die Meisten bewohnen diese Ortschaften
wenigstens einen Theil des Jahres hindurch, wenn sie von ihren Pflanzungen hercinkommen. Schon
früher (S. 1094.) habe ich bemerkt, dass diese Indianer die Tupisprache ursprünglich, wenn auch
mit gewissen Abänderungen, gesprochen haben, und sie noch sprechen; und da sie dem Namen
(Campeuas,' Plattköpfe) von der seltsamen Sitte erhalten hätten, ihren Kindern den Schädel durch
Druck mitraförmig zu bilden. Dr. Snx hat die Wiege, deren sie sich zu diesem Endzwecke bedienten,
mitgebracht. (Vergl. Figur 37. der „indianischen Geräthschaften“ .) Der Säugling war in er
Mulde mittelst eines, der Länge nach vor- oder rückwärts beweglichan, Brettchens befestigt, un
sein Kopf, auf einem kleinen Kissen ruhend, durch eine Schiene aus, der Länge nach vereinigten,
Leisten Von Rohr zusammengepresst. Die Mutter gab dem Kinde die Brust, ohne es aus ieser
qualvollen Wiege zu nehmen, und die Reinigung desselben musste, aus gleichem Grunde, höchst
unvollkommen seyn. Die Mütter untcrliessen zwar, aufZureden der Portugiesen, diese grausame
Sitte; doch versuchten sie wenigstens mit den Händen den Schädel ihrer Neugebohmen in die be
liebte Form-umzubilden. • Es kann daher auch nicht befremden, dass der Stamm der Campevas (oder
Omaguas) immer schwächer ward, und jetzt seinem Aussterben nahe ist. Es ist übrigens höchst seltsam,
dass diese Sitte sich nicht blos auf die Omaguas, beschränkt, sondern bei sehr weit entfernten Stämmen
wiederfindet. Auch die Chactds in Florida wiederholen, nach V omex, das Bild der alten Macrocephalen
(Hippocr. de Aere. loc. edit Francof. 1599. Scet. 3. p. 72.); und eben so die Movimos, ein Stamm in der
Provinz de los Moxos, welche glauben, dass Bulan, Vater und Herr aller Dinge, ihre Ahnen mit der
Angel aus dem See Movim hervorgezogen habe. (Röhr, im Weltboten). Ribeiho macht (§. 232. ffl.)
folgende, grösstentheils mit A cunha’s Bericht (Cap. 51.) übereinstimmende Schilderung von diesem
merkwürdigen Stamme. „Die Campevas sind die gebildetsten und gescheutesten Indianer. Selbst
ihre weissere Hautfarbe und günstige Körperbildung zeichnen sie aus. Beide Geschlechter gingen
von jeher bekleidet: eine unter den Indianern äusserst seltene Sache. Kleider werden von den Weibern
sehr kunstfertig gemacht. Sie weben Decken (Tapeciranas genannt) von verschiedenen Schattirungen,
sehr feine s Baumwollenzeug zur Kleidung, und andere Geräthe. Sie handeln auch mit diesen Erzeugnissen:
in der That, ein fabricircnder und handelnder Indianerstamm ist eine seltene Erscheinung.
Ihre Kleider sind übrigens sehr einfach: ein Stück Tuch mit einem Loche für den Kopf und zweien
seitlich für die Arme, das vorn und hinten herabhängt. Von den Campevas erlernten die meisten
Indianer, und auch die von Para, die Zubereitung des elastischen Gummi, woraus sie Spritzen,
Schuhe, Stiefel und Hüte zu machen verstehen. Sie sind kriegerisch; ihre alten Feinde waren die
Tecunas und di.c Mayurunas. Im Krieg waren sie grausam. Sie schnitten den Feinden die Köpfe
ab, und hingen sie als Trophäen in ihren Häusern auf. Aus den ausgebrochenen Zähnen machten
sie sich Halsschmuck. Ihre Waffe ist der Pfeil; doch schiessen sie ihn nicht mit dem Bogen, sondern
mit einem drittehalb Spannen langen Brettchen (Palhela) ab, an dessen einem Ende ein mit
der Krümmung nach innen gerichteter Zahn , oder ein eiserner Nagel befestigt ist. An diesen legen
sie den Pfeil an, den sie von da aus mit grosser Sicherheit auf beträchtliche Entfernung zu schleudern
verstehen. Diese Waffe ist die Estolica der Krieger der peruvianischeu Incas. Es ist zweifelhaft,
db die Campevas Menschenfresser waren. Manche behaupten diess, und dass die im Walde
Wohnenden es noch seyen. Doch wollte es mir kein Campeva eingestehen, indem vielmehr alle versicherten,
durch die Umformung der Schädel ihrer Kinder eine Unterscheidung von den Anthropo-
phagen zu bezwecken. Unter die Gebräuche der Campevas gehört auch der betrügerischen- Gaukeleien
und Hexenkünste bei den Curen ihrer Krankheiten. Ihre Pajes (Zauberer, Schamanen) sind
hierin sehr verrufen. Den Gebrauch eines, vermittelst Röhrenknochen einzublasenden, Schnupftabacks
(Paricd), den sie wie die Otomacos am Orenoco, Curupd nennen, haben-sie mit den Miiras (vergl.
S. 1074.), den Mauhes, den Tecunas u. A. gemein. Wenn sie sich matt fühlen, wenden sie diese
adstringirende Saameh auch in Hlystieren an“ . (Monteiro §. 145.)' — Nach diesen ethnographischen
Notizen bleibt mir noch übrig, meine Ansicht über die Verschiedenheit der Orte anzugeben, dic.man
als das Vaterland der Omaguas zu bezeichnen pflegt. Die gelehrten Forschungen des Hrn. v. Humboldt
haben nachgewiesen, dass die deutschen Abentheurer Geohg v. Speiek und Phil. v. Huttkh
(1535-und 1542.) ein Goldland zwischen den Quellen des Rio Negro, des Uaupes und Yupura aufgesucht
hatten, dessen Bewohner, eine zahlreiche, gut civilisirte, kleine goldne Bildchen besitzende
Nationt sie Omaguas nannten. Dagegen traf die Expedition des P. Teixkiba (iö37.) einen Stamm,
den sie Omaguas, Maguas oder Aguas nannte, in einer ganz andern Gegend , am Solimoös, zwischen
dem Yavary und Yurua. (Acunna Cap. 51. ffl.), da wo später die Reste der Campevas angegeben werden,
ein Name der in Acubba nicht vorkommt, aber in der Tupisprache gleichbedeutend mitOmaguas