menstammc und ein dichtes Unterholz von Inga und anderen Hülsenfrächtern
, von zahlreichen Schlingpflanzen durchzogen, bildeten eine
undurchdringliche Hecke, und überdiess war der Wald, den häufigen
Spuren im Sande nach zu schliessen, von zahlreichen Onzen bevölkert.
Zu diesen Unannehmlichkeiten gesellte sich eine furchtbare Hitze von
2 bis 4 Uhr Nachmittags, wo wir einigemale in der Sonne 43,5 ° R.
im Schatten 33,7° R. beobachteten. Diese hohe Temperatur war um
so empfindlicher, als sie mit feuchten Nächten wechselte, während denen
w ir , um den Stichen unzähliger Schnacken zu entgehen, auf dem
offenen Verdecke bleiben mussten. Zu den geflügelten Verfolgern kamen,
damit keine Stunde frei von ihnen sey, nun noch Schwärme
kleiner Bohrkäfer [B ostrichu s) am Morgen nach Sonnenaufgang, wenn
sich die Carapanäs verloren hatten. Diese Thiere belästigten zwar nicht
durch Stiche, flogen aber haufenweise in Augen, Mund und Nase, und
Hessen uns Alles für unsere Branntweinfasser fürchten, denen wir dess-
halb einen schützenden Ueberzug von Theer geben mussten. Im Norden
des Stromes liegt der grosse See von S ilves (in der Lingua geral Sa-
racä), durch sechs, fast parallel gen Süden herablaufende Canäle in
den Hauptstrom mündend. An dem ersten von diesen, wohin wir zwischen
zahlreichen Inseln gelangten, fanden wir eine indianische Familie,
die sich einen kleinen Rancho aus Blättern erbaut hatte. Drei Weiber
waren damit beschäftigt, ihre Röcke und kurzen Gamisole, welche kaum
die Brust zu bedecken pflegen, schwarz zu färben. Sie bedienten sich
dazu eines sehr feinen, schwarzen, eisenhaltigen Morastes, der nicht
selten in den Buchten des Stromes vorkommt, und der Früchte von
I le x lYIacucu, A abl. Diese Früchte, von der Grösse einer Rosskastanie
, scheinen eine bedeutende Menge von Gerbestoff und Gallussäure
zu enthalten, denn sobald sie mit Wasser fein gerieben unter den Morast
gemengt werden, ergiebt sich eine dauerhafte Tinte. Die gewöhnlichste
Weise, diesen chemischen Process auszuführen, ist folgende. Die
zu färbenden Stoffe werden einige Tage lang mit Morast bedeckt, sodann
mit Wasser ausgespült, und auf einige Zeit in einen Kübel geworfen,
worin das Pulver der Macucufrucht mit Wasser angerührt ist;
oder umgekehrt, man beizt die Zeuge mit dem Wasser, worin die
Frucht zerrieben worden, und bringt sie darauf mit dem Letten in Berührung.
Gelingt die Färbung das erstemal nicht vollständig, so wird
sie wiederholt. Die Indianerinen schätzen auf solche Weise gefärbte
grobe Baumwollenzeuge höher, als die ungefärbten, vielleicht auch,
weil sie weniger des Waschens bedürfen. Der schwarze, knappe Anzug
lässt recht gut, da er zu der dunklen Haut-und Haarfarbe besser
passt, als die feinen und weiten weissen Hemde, worin der Hauptputz der
Negerinen und anderer farbigen Leute in den südlichen Provinzen besteht.
Auf einer Insel zwischen der zweiten und dritten Mündung des
Saracä stiegen wir am n . October an’s Land, um eine Fazenda zu
besuchen, deren Eigner das Lob hatte, Meister in der Zubereitung des
Tabackes zu seyn. Diese und die benachbarten Inseln , so wie die Gegend
um S ilv es, sollen den besten Taback im ganzen Estado hervorbringen.
Ohne Zweifel hängt die Güte des Productes mehr von dem günstigen
Klima, als von Sorgfalt in Anbau und Zubereitung her. Der
Tabacksaame wird in lockerem, schattenreichem Erdreiche ausgesäet;
die aufgehenden Pflänzchen werden entweder versetzt, oder durch Ausjäten
gelichtet, und wachsen nun in wenigen Monaten zu Mannshöhe
auf. Die Blätter werden gebrochen, abgeschwelkt, in Cylinder von drei
bis sechs Fuss Länge und einen Zoll Dicke zusammengedreht, und darauf
mit einem zollbreiten Bande vom Baste des Castanheiro (B erth o lle-
tia e x ce lsa , Hamb.') stark pressend umwickelt. Nach einigen Tagen
nimmt man das erste Band hinweg, zieht ein anderes noch strenger
herum, und fährt damit fort, bis der Taback zu einer fast gleichartigen
wohlriechenden Masse zusammengeschnürt ist. Man umwickelt end-
*) Es ist diess nicht die einzige schwarze Farbe, welche diese Indianer zu bereiten verstehen.
Eine andere wird aus dem in Wasser eingeweichten Kraute der Eclipta erecta, L . und
anderer Korbblüthenfflanzen, eine dritte aus den Früchten dér Genipa americana, L. gemacht.
Blau färben sie mit den Beeren eines Cissus, roth mit Brasilienholz und Urucu (Rocou, Orleari) •
gelb mit den Blättern mehrerer Ananas. — Aehnlich der hier beschriebenen Art zu färben, ist
die mit dem Letten Rovo in Chile, welchem die dortigen Indianer die -Abkochung der Blätter
von Coriaria myrtifolia, L . , oder der Wurzel von Gunnera scabra, R. P. zusetzen.
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