erscheint, dass sie sogleich putrid wird, die Haut in ganzen Stücken abfallt, und die Oberfläche
des Körpers zu scheusslichen Wunden übergeht, welche alsbald den Brand und Tod herbeifuhren.
Ich sah’ einige dieser letztem Fälle, welche durch Behandlung mit starkem Portowein
und China geheilt wurden. Der unter den Brasilianern wohnende Indianer unterliegt
häufig dieser Seuche nicht blos wegen der dichteren und strafferen Organisation seiner, durch
die Nacktheit abgehärteten, Haut, sondern vorzüglich auch wegen tödtlicher Furcht vor diesem
Uebel. Sobald er sich davon ergriffen weiSs, liegt er in stummer Verzweiflung, ohne sich zu
rühren, Nahrung oder Arznei anzunehmen, bis er ein Opfer wird. In seinen Urwäldern von
der Krankheit überfallen, sucht er nicht* selten die innere Hitze durch ein Flussbad* abzukühlen,
und man wciss von Fällen, dass er dadurch geheilt, aber auch von anderen, dass er im Bade selbst
den Tod fand. Bei der Epidemie vom Jahre 1819 machte man in Para die Bemerkung,
dass die Impfung des Vaccinestoffs, welcher durch ein Schiff der Regierung von Barbados geholt
worden war, nachdem man ihn in Cayenne vergebens gesucht hatte, oder desjenigen,
welcher später aus England ankam, keineswegs sehr günstige Resultate zeigte, denn viele
Individuen, welche noch gar keine Spuren der Ansteckung zeigten, gewiss aber bereits-die An-,
läge in sich, trugen, entwickelten bald nach der Vaccinalion sehr bösartige Blattern, w'ährend
der Verlauf der Krankheit bei Individuen, denen gutartiger Blatterstoff eingeimpft wurde, sich
milder gestaltete. Ueberhaupt aber bemerkte man damals eine so grosse Receptivität für die
Blattern, dass viele Patienten, welche an andern Fiebern litten, Reconvalescentcn und Kindbet-
terinnen von der Seuche ergriffen wurden. —-;Eiri hier zu Lande häufiger, leicht ansteckender,
nach der Meinung mehrerer Aerzte durch die Neger eingeführter, Ausschlag, ist die sogenannte
Curuba. Sic ist der Scabies ähnlich, aber durch grössere rothe Pusteln, welche stärkere Geschwüre
und endlich braune Flecken zurücklassen, unterschieden. — Die Syphilis wird hier im
Allgemeinen leicht ertragen; doch bemerkt man, dass Personen in einem Alter von mehr als
vierzig Jahren während der Regenzeit oft von Kriochenschmerzen sehr gepeinigt werden. Man
empfiehlt dann als Radicalcur den Gebrauch der Cal das da Rainha in Portugal.*^ Nicht unwichtig
scheint, dass in diesem Lande der Gebrauch von Eisen gegen Schwächezustände viel
heilsamer ist, als der der Chinarinde, welche die so häufig entzündlich gespannte und wenig
absondernde Leber in diesem Zustande unterhält, und Fieber, langwierige Verstopfungen, Verhärtungen
u. dgl. bewirkt. — Ueber die Krankheitsconstitution zu Para darf man interessante
Aufschlüsse von unserem Freunde L acerda erwarten, welcher viel hierher Gehöriges gesammelt
und zur Bekanntmachung vorbereitet hat. Ueberdiess ist durch einen, königlichen Befehl dd.
24* Jul- 1819- den Aerzten Brasiliens verordnet w orden, Quartalberichte .über die jemaligen
Krankheiten ihrer Gegenden, und bei wichtigen Veranlassungen auch ausserordentliche.Ffach-
richten und Schilderungen einzusenden.
(2.) Die Bevölkerung des damaligen Estado do Gram Para, d. h. der Provinzen Para
und Rio Negro, ward uns im Jahre 1820 von einem Geistlichen in Para, welcher die unvollständigen
Quellen, die ihm zu Gebote standen,- mit grosser Sorgfalt benutzt hatte, auf 83,510
angegeben. Davon sollten 68,190 in der unteren Provinz, d. h. in Parä, und 15,320 in Rio
Negro wohnen. Folgende Liste der Bevölkerung der ersteren Provinz giebt, wenn auch keine
vollkommene Sicherheit in den Zahlen, doch eine richtige Ansicht von dem Verhältniss der
Bevölkerung in den einzelnen Ortschaften.
Bevölkerung der Provinz Para im Jahre 1820.
O r t e Einwohner
O r t e . Einwohner
O r t e . Einwohner
Villa de Gurupy 680
Uebertrag 34960 Uebertrdg 56720
Espiritu S. de Moju
Cercedello 320 S. Anna do Tarauaçu
Porto Grande 280 Carnapijd
Villa de Ourem 640 Bracarena 240
Villa de Braganza 2015 Villa do Conde 360 160
,, de Cintra i i 85 ,, de Beja 38o Arapijd
,, Nova d’El Rey 620 „ de Abaité 118P Carrazedo
„ da Vigia 1300 ,, de Cametâ
Azevedo
8050 Villarinho
„ de Collares 400 300
Porto Salvo 300 Bajao Vf-iroi
Ovidellos i 50 Villa de Melgaço 1750 H SnnzAf
Penh a Longa 70 ,, de Portel 814 290
Bern Pica 270 ,, de Oeiras 760 Bnrreiros
S. Miguel do Guamä 310 1 „ de Macapd 2240 Villa de Santarem
Irituia 65 ,, Nova vistoza da S. Domingos do Guamä 670 Af>n Madré de Deos 223 Sea
S. Bento no R. Capim 100 „ de Massagâo 1730 ,, Pihhel A
S. Anna no Kio Capim 585 S. Anna de Cajari
ICidade de Para 24500 Fragoso n o ,, Alemquer
Die Insel Marajô 10500
34960
Villa de Arraiolos - 240
56720
„ 0 bydos
„ Faro
i85o
55o
68190
Im Jahre 1823 ward sie uns von S. E. Herrn M arques de B arbacena ‘folgendermaassen angegeben:
Freie 121,285, Sclaren 51,840 > im Ganzen, 173,125, eine wahrscheinlich übertriebene
Schätzung.
Nicht selten hörten wir die Zahl der Indianer im Estado auf 160,000 angeben.
Diese Schätzungszahl der Indianer bezieht sich jedoch nicht blos auf die civilisirten,
sondern auch auf jene wilden Stämme, welche die unermesslichen Wälder zwischen den Flüssen
Tocantins und Javary (der westlichen Grenze von Rio Negro) so wie das brasilianische Gujana
bewohnen. Schwerlich dürfte die Zahl der civilisirten Indianer gegenwärtig mehr als fünfzig-
bis sechzigtausend betragen.
Eine genauere Beurtheilung der Population in Rio Negro erlaubt die folgende Tabelle,
welche mir von dem Ouvidor jener Provinz mitgetheilt wurde. Manche der hierauf benannten
Ortschaften, wie Maripi und S. Jodo do Principe, welche ich sechs Jahre nach jener Zählung
besuchte, hatten schon damals an Bevölkerung beträchtlich verloren.