Missionär gerne nach. Zwei alte M auhes fanden wir gerade in einer
Ecke beschäftigt, sich durch das Einblasen des PaWedpulvers in die
Nase zu beglücken. Sie nehmen dazu viel weniger, aber ein viel “feineres
Pulver, als die Muras, und tragen grosse Sorgfalt, dieses in einer
geschmackvoll geschnitzten Reibschaale aus Rothholz fein zu pulvern
(Fig. 61. der „ind. Geräthsch.“ ), und auf einer Platte von Holz oder
Porcellan wiederholt zu trocknen, ehe sie es, entweder aus zwei langen
Röhrenknochen, gleich denen der Tecunas, oder aus einem zusammengerollten
Bananenblatte einblasen. Die M a u h es, welche ich zu Gesicht
bekam, waren sehr starke, wohlgebildete Indianer, von ziemlich dunkler
Färbung, und ohne Verunstaltungen. *) (Vergl. im Atlas „Mauhe“ .)
Ihre Gemüthsart soll minder aufrichtig und edel, als die der Mundrucüs
seyn. Diejenigen, welche entfernt von den Missionen wohnen, sind
zwar nicht feindlich gegen die Weissen (Quereruas') gesinnt, kommen
aber doch voll Misstrauen, oft mit gespanntem Bogen, an die Canoas
derselben, um zu handeln. Man hat bei ihnen manche sehr seltsame
Gebräuche ^beobachtet. Davon, dass sie die angehenden Jungfrauen
einem langen Fasten unterwerfen, indem sie ihre Hangmatten am Giebel
der Hütte aufhängen, habe ich bereits gesprochen. Fr. J o z e hatte
vergeblich gegen diese Grausamkeit geeifert, welche die Mädchen oft
dem Tode nahe bringt. Es scheint, als wäre ihnen Entziehung von
Nahrung bei mancherlei Lebensereignissen zur andern Natur geworden.
Sobald sich eine Schwangerschaft erklärt, setzen sich beide Eheleute
*) Manche Mauhes sollen zwar in der durchbohrten Unterlippe ein Rohrstück tragen’
doch ist diess kein Nationalabzeichen bei ihnen. Dieser Stamm ist in viele Horden getheilt,
die dieselbe Sprache sprechen, lünd ihre Kriege gemeinschaftlich führen. Man nannte mir die
Horden der Tatüs, Tasiüds, Jurupari-pereiras, Mucuims, Xubards, Uü-tapuüjas d. i. filhos da
terra die Einheimischen, Guaribas, Inambüs, Jauaretes, Saucänes, Pira-pereiras, Caribunas’
Die Guaribas und Pira-pereiras sollen sich durch Bärte auszeichnen, und die Caribunas, welche
am Madeira wohnen, sollen Monorchi seyn. (Wird vielleicht bei ihnen die Semicastration
aus«eübt, welche, wie das Ablösen von Finger- und Zehengliedern, unter andern bei den Hottentotten
Horden Geissiquas und Coraquas üblich war? L e V a i ia . prem. Voy. 2. S. 81.) Man
schätzt die Zahl des ganzen Stammes, der,,, nicht wie die Mundrucüs in grossen Ranchos, sondern
familienweise abgesondert, in runden Hütten, wohnt, auf 16000Köpfe. Die Niederlassungen
liegen weit zerstreut zwischen dem Tapajoz und dem Madeira.
in ein strenges Fasten. Sie nähren sich dann nur von Ameisen, Pilzen
uiid Guaranä. Die erstem werden entweder gedörrt oder frisch genossen,
indem der M auhe einen Stab in einen Ameisenhaufen steckt,
und die daran aufwärts fliehenden Thierchen unmittelbar in den Mund
streicht. Während der Schwangerschaft pflegen auch Viele sich mit
einem Tucanschnabel oder mit dem Zahn eines Nagethiers einen beträchtlichen
Blutverlust an Armen und Beinen zu veranlassen, «<und die
so gemachte Wunde durch Einstreichen vom Russe der verbrannten Geni-
papofrucht zu schwärzen. Stirbt der Häuptling oder ein anderes Glied
der Familie, so verhängen sie ebenfalls ein monatliches Fasten über
sich;, sie gemessen dann nur Guaranä, Wasser und Ameisen. Der
Leichnam wird mit ausgestreckten Extremitäten an Latten gebunden,
und durch ringsum angebrachte Feuer binnen den ersten vierzehn Tagen
der Fasten so ausgedörrt, dass er einer Mumie gleicht. Darauf
setzt man ihn mit eingebogenen Schenkeln in eine runde Grube , und
erhält ihn in dieser Pachtung durch Stein und Holz, aufrecht, ohne ihn
mit Erde zu bedecken. Nach Verlauf der Fasten wird die Mumie
wieder herausgenommen, aufgestellt, und die ganze Horde tanzt unter
grässlichem Heulen und Weinen einen vollen Tag um ihn herum. Den
Substanzverlust durch das Weinen suchen sie dadurch zu vermindern,
dass sie das Thränenwasser aus der Nase wieder in den Mund leiten
und verschlucken. Am Abend begraben sie, ganz erschöpft von diesem
Excesse, den Leichnam in der beschriebenen Stellung, und die Nacht
wird unter Tanzen und Trinken von Cajirf hingebracht, das, wie Le-
the’s Wasser, auf einmal alle Erinnerung an den Todten hinwegnimmt.
Als einst ein Häuptling, aus der untern Provinz nach seiner Malloca
zurückkehrend, unter \Vegs starb, theilten seine Begleiter den Leichnam
unterhalb der Rippen in zwei * Hälften, und brachten den Rumpf
gedörrt mit in die Heimath zurück. Diese Gebräuche erinnern an Aehn-
liches, was von den alten Tupfs berichtet worden. Seltsam ist auch
die Sitte; keine grossen Flussfische, sondern nur die kleinen Fische
der Bäche und Teiche in den Wäldern zu essen , und sich allen Wild-
prets zu enthalten, das mit Hunden gehetzt, oder mit Flinten erlegt
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