einen Haufen von etwa hundert Köpfen aus den Wäldern am Pureos
hierhergefuhrt, und in geräumigen, denen der Weissen ähnlichen, Hütten
zusammengehalten; doch wohnen die meisten Familien nicht in
den Häusern, sondern in einem grossen, oilenen Schoppen, wo Jeder
nach Belieben sein Netz aufhängt, und sich, wie sie sagen, mit dem
Feuer von unten her zudeckt. Obgleich in Verbindung mit den Weissen
getreten, sind diese Juris doch als Wilde des Waldes (Indios do
Mato) zu betrachten. Sie gehen, etwa mit Ausnahme einer Bastbinde
um die Lenden und eines Suspensoriums, ganz nackt, namentlich die
Weiber, welche bekanntlich bei allen americanischen Stämmen weniger
bekleidet erscheinen. Ihr Ackerbau ist geringe; nur die Bananen, welche
hier trefflich gedeihen, sieht man in dichten Gebüschen um die
Wohnungen; die Pflanzungen (Capixabä) in der Nähe der Hütten, enthalten
Mandiocca -, Urucu - und Baumwollenstauden, jedoch Alles nur
zur Nothdurft, und die Mandiocca mehr zur Bereitung der grossen Kuchen
, woraus sie ihr Pajuarü brauen, als zum Mehle. Der fischreiche
Fluss, den sie ohne Unterlass in zweirudrigen Nachen befahren, und
die Waldung voll Wild und Früchten, liefern ihre hauptsächliche Nahrung.
Der Tubixava Miguel erscheint als Schutzherr und hat ein grosses
Uebergewicht über die Einzelnen, die zwar ihre eigenen Pflanzungen
bearbeiten, aber ihm gehorsam folgen, wenn er sie beim Feldbaue
oder bei Expeditionen verwendet, ^wodurch er Indianer aus dem Innern
in die Ansiedlungen herabbringen will. Er verleiht sie auch gegen Lohn
an die Weissen, und sendet vierteljährig vier Personen nach Ega um
auf der Werfte zu arbeiten. Alles schien hier herkömmlich geordnet,
und die Indianer im Genüsse ihres Naturlebens glücklich und zufrieden,
so fern sie nicht etwa bisweilen durch ihres gefürchteten Tubixava Willen
litten, der auf ihre Unkosten den Verkehr mit Weissen unterhält.
Da ich die'’grossen Oefen, worauf das Brod gebacken wird, benützte,
um meine, von der andauernden Nässe angegriffenen, Pflanzen zu trocknen,
so brachte ich den grössten Theil des Tages unter dem indianischen
Weibervolke zu, welches diesen Theil des Rancho mit den Kindern
inne hatte. Es waren sieben Familien, und ich war fortwährend
Zeuge des engen Kreises, in dem sich das Leben des Wilden herumbewegt.
Bevor noch der Tag grauet, verlassen gewöhnlich alle Erwachsene
ihre Hangmatten, und gehen in den Fluss hinab, wo sie
etwa eine Viertelstunde im Bade zubringen; zurückgekehrt legen sie
sich wieder nieder, und man vernimmt nun oft Stunden lang ein leises
monotones Sprechen, wenn sie nicht von Neuem einschlafen. Bald nach
Sonnenaufgang erwachen die Kinder., Ihr verworrenes Geschrei verlangt
die Brust der Mütter, oder ein Frühstück, was jedoch nicht sogleich
gereicht wird. Das erste Geschäft der Weiber ist nun, die Kinder
zu bemalen. Mehrere kleine Töpfe voll Rocou, mit dem Thran
des Lamantin zu einer Salbe abgerieben, liefern das Material zu dieser
Verzierung, die die Mütter oft Stunden lang anbringen, bis endlich die
ungestümmen Forderungen der Männer sie zu einem andern Geschäfte
rufen. *) Nach der Toilette der Jungen, wird die der Mütter und Alten
von den erwachsenen Töchtern besorgt, und dann erst an das
Frühstück gedacht. Die Indianerinnen geben sehr lange Zeit die Brust;
ich sah hier vierjährige Knaben säugend vor der Mutter stehen. Der
übrige Theil der Familie versammelt sich um den Topf, der noch vom
Vorabend mit Fleisch gefüllt, am Feuer geblieben, und verzehrt stillschweigend
mit behaglicher Ruhe. Ist Nichts vorhanden, so sucht sich
jeder Einzelne bei dem Nachbar, im Walde, oder an den Beijus zu
entschädigen, die nun von den Weibern, aus der eben frisch geriebenen
und durchgepressten Mandioccawurzel, gebacken werden. Die Kuchen, oft
zwei Fuss im Durchmesser und einen Zoll dick, sind, wenn sie warm
*) Die Säuglinge und Weinen Kinder werden um die Augenlieder, im Gesicht,' auf der Brust
und den Extremitäten, reichlich mit allerlei Lineamenten und. Schnörkeln bemalt, und die
Zärtlichkeit der ^Mütter kann dessen kein Ende finden. Aeltere Köder , Knaben und Mädchen,
bemalen sieh selbst, wenn nicht ein anderes Glied der Familie dieser Toilette beisteht. Als
ich einst ein altes Mütterchen beschäftigt fand, ihre Enkelin mit Rocou zu schminken und aus
Scherz einige groteske Schnörkel auf Stirn und Wange des Mädchens hinzufügte, war Jene
entzückt, und bat für sich um gleiche Gunst; noch mehr: am nächsten Morgen aus mein»
Hütte tretend, fand ich eine Reihe von Weibern und Mädchen vor ihr aufgestellt, und die Alte
kam mir, ein Rocouschälchen in der Hand, schmunzelnd mit der Bitte entgegen, die gestrigen
Malereien allen diesen Schönen anged&hen zu lassen.