welche die Starnen führen, — cherahterisixen diesen Theil des Gehifgssystemes ton Minas
Gera es.)
In dem Bisherigen habe ich versucht, die ä u s s e r s t e n G r e n z e n d e r W a s s e r s c h e id e
zu bezeichnen, welche das Stromgebiet des Amazonas gegen S. und 0 , bestimmen. Sie fallen bis
auf einen geringen Antheil im S . , wo sie durch das Gebiet der Republik Bolivia ziehen, lediglich
innerhalb der Grenzen Brasiliens, und schliessen in diesem Lande selbst nur verhaltnissmassig
geringere Gebiete, (einen Theil von dem des La Plata, das'des Bio de S. Francisco und die der
Küstenflüsse) aus. Betrachten wir diesen ungeheuren Theil des gesammten Stromgebietes noch
genauer, so erscheint er zusammengesetzt aus den, p a r a l le l mit einander von S. nach N. gegen
den tiefsten Hauptrecipienten hinlaufenden Strombecken des Madeira, Tapajoz, Xingu, To-
cantins, und der kleineren dazwischen liegenden Flüsse. Die Bildung des Terrains dieser
p a r t i e l l e n Becken mag uns noch zu #ner Bemerkung Gelegenheit geben, welche wir schon
weiter oben (S. 1045.) angedeutet haben. So geringe auch die Erhebung des Terrains aller
dieser Strombecken seyn mag, und so schwach im Allgemeinen die Neigung der Flächen nach
N. ist, so erweisst sich doch, dass eipe t e r r a s s e n fö rm ig e A b s tu fu n g in der Richtung
von S . -W . nach N.-O. schräge durch das ganze, ungeheuer grosse, Gebiet dieser vereinten
Bassins hinzieht. Die Absenkung des Landes wird in dem Verlaufe der Flüsse selbst durch
Steinbänke und Klippen sichtbar, welche bald wahre Katarakten bald nur Stromschnellen bilden,
und das Gebiet eines jeden dieser Flüsse selbst in ein o b ere s und u n te r e s abtheilen, die gewöhnlich
auch durch Verschiedenheit der Gebirgsformation und des Pflanzenwuchses unter
einander ausgezeichnet and. Am Tocahtins fallen jene Grenzen des untern und oberen Strombeckens
nördlich, am Xingu südlich vom vierten, am Tapajoz fallen sie südlich*vom fünften,
am Madeira endlich südlich vom achten Parallelkreise. Ob sich auch westlich vom Madeira
ähnliche Felsgräten erheben, und die Flüsse In ihrem Laufe hemmen, ist nicht mit Sicherheit
bekannt. Nur höchst unbestimmte Gerüchte verlegen Katarakten auch in den südlichsten Theil
der geringeren Beiströme, zwischen dem Madeira und dem Ucayale, und ihr langsamer Lauf
macht es wahrscheinlicher, dass sie aus sumpfigen Niederungen, als dass sie aus Berggegenden
hervorkommen, oder dass sie wenigstens in ihrem nördlichen Verlaufe durch ein sehr wenig
geneigtes Land strömen. So stellt sich uns denn das Gebiet zwischen dem Madeira und Ucayale
als ein ungeheures Thailand dar, mit sanftem Gehänge gegen den Amazonas und mittelst seiner
untergeordneten Flüsse nur von schwachen Einschnitten durchfurcht.
Wenden wir uns nun gegen die westliche Grenze des grossen Amazonenbeckens, so sehen
wir diese hier, nicht durch niedrige Gehänge und Abdachungen, sondern durch die hohen
Gipfel des östlichen Astes der Andes gebildet. In der Provinz La Paz, dem südlichsten Theile
dieser Grenze, haben die Beobachtungen des Hrn. P entland Nevados nachgewiesen, welche,
wie der Illimani und der Sorata, den colossalen Chimborazo noch um mehrere hundert Toisen
überragen, und wo die alten Peruaner in einer Höhe von 16,000 F. hoch Bergbau getrieben
haben. Diese Andes, in unausgesetzter Kette nach N. streichend und Eis- oder Feuergipfcl
in die Wolken erhebend, trennen also hier die östlichen, nur von rohen Wilden bewohnten, meist
bewaldeten, Einöden von dem See von Tilicaca, an welchem zahlreiche Spuren auf eine sehr
frühzeitige Bildung eines südamericanischen Urvolkes hindeuten, und von jenen hohen und
fruchtbaren Alpenthälern, durch welche sich die Herrschaft der Inpas bis jenseits des Aequators
ausgedehnt hatte. Dieselbe majestätische Hochgebirgsgrenzc bezeichnet das Becken des Amazonas
bis in die Breite von Popayan, wo sich am Fusse des östlichsten der drei Aeste , worein
sich die Andes hier vertheilen, jene unmerkliche Erhebung des Landes gestaltet, welche die
Wasser nach S. den Ries Yupurd, dem Uaupés und Ri,o Negrö, nach N. dem Guaviare und
Orenoco zusendet. In dieser Gegend, dem Schauplatz dér, nach allen Seiten hin Licht verbreitenden
Thätigkeit des Hrn. v. Humboldt , finden wir das wundersame Phänomen der Vereinigung
zweier grossen Stromgebiete. durch den Canal Cassiquiari, und ein Gegenstück dazu
tritt, wenn es sich bestätigen sollte, in dem Canale des Cabuquend (vergl. S. 1297.) auf.
Oestlich von diesem räthselhaft gebildeten Gebiete erweitert sich das Becken des Amazonas in
den Meridianen, welche die breiten Flussthäler des Rio Branco durchschneiden, bis endlich, noch
weiter gen O. hin, die Gruppe der ParimeBerge tiefer nach S. tritt und in einer Entfernung
von drei bis vier Breitengraden die nördliche Wasserscheide für den hier schon gleich einem
Meerarm dem Ocean zuwallenden Strom bildet. So weit ein allgemeiner UeberBIick von dem
gesammten Strombecken des grössten aller Ströme. Ich glaubte mir diese Erörterung hier um
so eher erlauben zu dürfen, als sie V'eränlassung gab, einige Hauptzüge der Geographie Brasiliens
zu berühren. Ja
Die Berge und die sanftansteigenden Gräten, welche dieses Bassin umgrenzen, sind von
der verschiedensten H ö h e ; aber nur wenig Genaues ist bis jetzt über «die Höhe dèr Grenzgiebellinien
bekannt, und wir besitzen noch keine einzige Höhenmessung, die unmittelbar an der
Wasserscheide des Amazonenbeckens und zu diesem Ende angestellt worden wäre. Am weitesten
gegen Westen, da wo der Marannon im Alpenkalksteingebirge den Pongo de Rentema bildet,
hat Hr. v. Humboldt dessen Erhöhung über den Ocean — 1,164 Fuss, und in S. Carlos del
Rio Negro, wo sich das Becken des Amazonas sanftansteigend an das des. Orenoco anschliesst,
hat er 762JFUSS gefunden* In S.-W. sehen wir Zuflüsse des Madeira aus den Nevados von
La Paz un£ Chucuito von einer Höhe von 3,940, in N.-W. Gewässer, die sich dem Pastaza
einverleiben aus den Gehängen des Chimborazo (3,3öo Toisen hoch) heraBkommen; dagegen
nimmt dèr Amazonas in Süden Gewässer aus den Sümpfen dér Vargeria auf, die vielleicht nur
i,5oo Fuss hoch über dem Meere entspringen. Unter dem Aequator wird auf der Nordgrenze
des Gebiets- mancher Zufluss durch eine nur wenige FuSS hohe Wasserscheide'- bestimmt; auf
der S.-Ö. Grenze entscheiden sich (auf der Serra de Aguapehy) die Gewässer in raschem
Sturze hoher Katarakten, dem Amazonas oder dem Paraguay Zuzufljessen. Wohl kann man daher
sagen, der Amazonenstrom sey ein Sohn aller Klimate. Seine Gewässer kommen zum Theil
aus Eis - und Schneegipfeln herab, deren mittlere Temperatur sich nur wenig über den Null-
punct erhebt, zum Theil \yerden: sie .^n den qualmenden Wäldern niedergeschlagen, welche,
unaufhörlich den Wirkungen einer Aequatorialsonne ausgesetzt; eine mittlere Wärme von 240
R. und mehr gemessen. Hier sind es kühle Bergwässer, die, ein Wohnort von Forellenarten,
eiligen Laufes über Felswände, arbeitende Vulcane und Alpenmatten herabkommen, dort träges
warmes Sumpfgewässer, worin dér Kaiman oder die Riesenschlange wohnen; hier trübt sie der
Sclilich von den Gold - undDiamantwäschereien Brasiliens, dort von den Silberwerken von Potosi
und Guancabelica. Aus diesen Quellen und Strömen trinken alle Bewohner Peru’? , diesseits
der östlichen Cordillera, die Bewohner des nördlichen Mato Grosso:, vonGoyaz, Rio Negro und
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