matten der drei Freunde in einem Dreiecke daran befestigt. Die Indianer
brachten alsbald zahlreiche Beute von Fischen herbei. Feuer verschafften
sie sich entweder durch Reiben zweier Stäbe trocknen Cacao-
Holzes, deren einer senkrecht auf dem andern in quirlender Bewegung
herumgeführt wird, oder durch Stahl und Stein, indem sie die Funken
auf ein trocknes, von Ameisen durchfressenes Holz fallen Hessen, dessen
zunderartige Lappen sie in einem Bambusrohre aufbewahren. Frische
Fische wurden gekocht, oder auf einem Roste, der getrocknete
Pirarucü aber auf die einfachste Weise gebraten, indem sie die Stücke
auf Holz oder selbst im Sande um das Feuer herlegten. Das Mandioc-
camehl pflegten sie meistens, Jeder in einer eigenen Cuja, mit heissem
Wasser anzubrühen. War das Mahl gehalten, wobei gewöhnlich we-
nig gesprochen wurde, und verhinderte die einbrechende Nacht, weiteres
Umherstreifen auf der Insel, so suchte sich Jeder eine Schlafstätte
auf, die er nach seinem Bedürfnisse einrichtete. Die wenigsten blieben
auf dem Fahrzeuge zurück; meistens lagerten sie sich rings um das
Feuer, gruben einen Theil des Körpers in den Sand ein, und spannten
über den übrigen ihre wenigen Kleidungsstücke aus, um die Mosquiten
und den Nachtthäu abzuhalten, den sie Alle fürchteten. Wenn sie in
der Nähe unseres Bivouac Palmen fanden, so hieben sie wohl einige
nieder, um aus den kreisförmig in den Sand gesteckten Wedeln ein
Blätterdach zu bilden. Zu diesem Zwecke ziehen sie die breiten Blätter
der Baxivcoa (Iriartea exorhiza, 71/.) allen andern vor. W a r das
Lager unbequem, so hörten wir oft die ganze Nacht hindurch reden, bisweilen
sogar scherzen und lachen, und fanden dessenungeachtet bei Anbruch
des Tages die Mannschaft frisch und zum Ruderdienste aufgelegt
Um so länger schliefen sie dagegen an bequemen Orten, wo wir sie
oft erst spät am Morgen auftreiben konnten. Bei aller Rohheit dieser Naturmenschen
muss dennoch der europäische Reisende ihrer gutmüthigen
Unverdrossenheit Gerechtigkeit widerfahren lassen. Oft rührte mich
die Betrachtung der harmlosen Einfalt dieser armen Menschen, welche,
unwissend wohin, auf hunderte von Meilen einem ihnen ganz fremden
Interesse folgten, und dabei von jedem Gedanken eines Erwerbes oder
dabei von jedem Gedanken eines Erwerbes oder Gewinnes so weit entfernt
waren, dass es schien, sie begleiteten uns blos aus— Langeweile.
Wir hatten anderthalb Tage von Villa Nova aus zurückgelegt, ohne
das nördliche Ufer des Stromes zu erblicken, indem wir stets in Ne-
bencanälcn zwischen niedrigen Inseln aufwärts ruderten. Die Sandinseln
(Prayas) nahmen von nun an Ausdehnung immer mehr zu, und
auf ihnen wurden die Spuren besuchender Schildkröten häufiger. Wo
immer wir an irgend einer von Wasser unbedeckten Sandbank still
hielten, um Wind zu erwarten, oder kochen zu lassen, mussten wir
die Leichtigkeit bewundern, womit unsere Indianer die Spuren der
Schildkröten und ihrer tief im Sande vergrabenen Eier auffanden. In
diesen Gegenden brachten sie uns häufiger die Eier der Tracaxd (Em ys
Dameriliana, Schweig•., JE. Tracaxa S p ix , Test. t. 5.), als der grossen
Schildkröte {E. expansa, Schweig. , E . amazonica, SpJ). Die er-
steren, von elliptischer Gestalt und eines Zolles Länge, enthalten eine
krümelige Dotter, welche besonders im Caffe, wo sie uns die Stelle
der Milch ersetzen musste, oder in Fett gebraten, sehr wohlschmeckend
ist. Aus diesem Grunde werden sie von den Ansiedlern zu diesem und
ähnlichem Gebrauche den Eiern der sogenannten grossen Schildkröte
vorgezogen, deren Fett besonders für die Bereitung der Butter aus
Schildkröteneiern {JMantega de Tartaruga) verwendet wird.
Von der Villa nova aus war uns ein, seit längerer Zeit daselbst
angesiedelter Indianer vom Stamme der Mundrucüs in der Absicht gefolgt
, seinen kleinen Kahn mit Eiern gefüllt zurückzuführen. Dieser
stiess, den Strand der Sandinseln durchstreifend, auf mehrere Familien
Müras-Indianer, und lud uns ein, sie in ihren wandernden Hütten zu
besuchen. Vielleicht geschah es in der eitlen Absicht, sich uns jenen
herumschweifenden Wilden gegenüber als gefürchteter Besieger zu zeigen.
Die kriegerische Nation der Mundrucüs nämlich, welche 1770,
und in den darauffolgenden Jahren mehrere verheerende Anfalle gegen
die portugiesischen Niederlassungen am Tapajöz gemacht hatte, ist seit
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