zimmert, und an den Wanden mit Letten, oder,, wie oben, mit Palmwedeln
bekleidet. Das kleine dunkle Zimmer, wohin sich die Juris vor
den bei Tage verfolgenden Pium flüchten, die Hormtos am Orenoco,
sah1 ich hier nicht, wahrscheinlich weil sich die Miranhas während
der Regenzeit, da jene Fliegen am häufigsten sind, mit einem Hemde
von dem,.bei ihnen vorzugsweise häufigen, Turiribaste bekleiden. Die
Hangmatten jeder Familie hängen vom Umkreise der Hütten gegen die
einzelnen Feuerstellen hin. Sie werden in so grosser Menge verfertigt,
dass sie von hier aus durch die ganze Provinz von Rio Negro, ja sogar
nach Para ausgeführt werden können. *) Obgleich aber die Weiber
der Miranhas anhaltend mit diesem zierlichsten Theile ihres Haushaltes
beschäftigt sind, und auch andere künstliche Flechtarbeit verfertigen
können, so haben sie doch nie .daran gedacht, sich selbst Kleidungsstücke
zu machen. Sie erscheinen immer im Gewände der Unschuld,
jedoch, was ihnen statt der Kleidung gilt, sorgfältig bemalt. Diese
*) Ich tauschte Dutzende derselben gegen einiges wenige Eisengeräthe ein. In der Barra
do Rio Negro wird eine Hangmatte der Miranhas um goo Reis (i§ Guld.), in Para noch theue-
rer, verkauft. Es sollen deren jährlich mehrere tausend in den Handel kommen, die zum Theil
nach Westindién ausgeführt werden.
Die Flechtarbeit der Miranhas wird nicht aus Baumwolle > sondern aus den Fasern (Tucum) von
Palmblättchen, besonders des Aslrocaryum Tncumd und vulgare <*>rt Palm. t. 62. 63.- 65.) gemacht.
Auch die feineren Fäden der Ana’nasblätter verwenden die Miranhas, besonders zum Einschläge der
Hangmatten; vorzüglich geschickt sind aber in der Behandlung dieses feilisten Materials die Passés.
Die Männer bereiten das Material, indem sie die gewelkten Blättchen auf dem Knie brechen, und
die Oberhaut abziehen. Diese, dem rohen Flachse ähnliche, Fasern werden in Knäuel (Fig, 12. der
ind, Geräthsch.) zusammengedreht aufbewahrt, und nach Gelegenheit mit oder ohne die, aus Palmenholz
geschnitzte, Spindel (ebenda Fig. 13.) zu Schnüren, Stricken und Strängen (ebendaFig. 17. 19- 20.)
verarbeitet. Die Hangmatten werden folgcndermaassen verfertigt : Ueber zwei runde Hölzer von fünf
bis sechs Fuss Länge wird die den Zettel bildende Schnur gespannt, so dass die einzelnen Umläufe
derselben wie die Saiten einer Harfe parallel neben einander zu liegen kommen. Diese Hölzer werden
an einem senkrecht stehenden Pfahle o*Ièr an der Wand der Hütte über einander befestigt, und die
Indianerin knüpf) nun mittelst eines glatten Stäbchens, statt des Weberschiffchens, zwei andere Schnüre
als Einschlag in parallelen, gewöhnlich'einen Fuss breit von einander stehenden, Binden durch den
Zettel durch. Ganz ähnlich ist die Verfahrungsart der Tecunas, doch haben die Netze dieses Stammes
(Fig. 10. ebenda) den Einschlag von Baumwolle, Andere Völkerschaften verfertigen die Netze
(tupi: Kyçaba) aus gekreuztemiZettcl. — Gemalte und mit Vogelfedern verzierte Netze habe" ich im
Yupura nicht angetroifen ; wohl aber verstehen die Indianer die Fasern mit dauerhaften vegetabilischen
Farben zu tränken.
Nacktheit fiel mir hier um so mehr auf, als ich doch bei diesem Ge-
schlechte manche bessere Regung- zu bemerken glaubte. Während die
Männer dem lüderlichsten Nichtsthun ergeben sind, sieht man die Weiber
ohn1 Unterlass und unermüdet thätig; und selbst eine reinere Gut-
müthigkeit that sich in der unverdrossenen Bemühung, uns mit besserer
Kost zu versehen, und durch Theilnahme an unserer Krankheit
kund. Fast möchte* ich glauben, dass das schwächere Geschlecht Ge-
müthsanlagen und Temperament des Uramericaners in minderer Stärke
entwickelt habe, und dass daher an ihm ein Aufschwung zu höherer Bildung
noch leichter möglich erscheine. Durch seine Eitelkeit ist es
veranlasst, diejenigen, welche ihnen Spiegel, farbige Tücher und Glasperlen
verschaffen, als Menschen vollkommner Art zu betrachten, und
ein Gefühl aus Scheu und Bewunderung gemischt bahnt besserer Einsicht
und der Neigung, den gegenwärtigen Zustand zu verändern, den
Weg. So darf man sagen, dass nur die Weiber dieser Miranhas eine
Spur von Industrie zeigen. Ausser der Beschäftigung mit Flechtarbeit,
dem Anbaue der Mandiocca und der Mehl- und Kuchenbereitung hatten
sie auch kleine Pflanzungen von Baumwolle, deren Fäden sie an der
Spindel drehten und mit mancherlei Pflanzensäften färbten. Der Baumwollenstrauch
(tupi: Manym oder Amanym-üoa) ist ohne Zweifel
dem Indianer von jeher bekannt. Die Miranhas bereiten auch aus den
mehlreichen Saamen, die sie zerstossen und mit Wasser aufkochen,
ein dickes Mus, dem sie spanischen Pfeffer zusetzen, zur Nahrung. Die
übrigen Pflanzen, welche ich hier in Cult.ur sah, waren Aypim, Bananen
und Urucü. Aus den mandelartigen, dicken Saamenlappen des Ayu-üoa.
(Laurus ch lo ro xy lon , «Sw.), die fast die^ Grösse eines Apfels erreichen,
bereiten sie, wie manche Stämme in Surinam, ein feines Satzmehl,
indem sie die Kerne trocknen, pulvern, und den Niederschlag
aus dem wässerigen Aufgusse sammeln. Sie schreiben diesem Amylon
allerlei medicinische Kräfte, besonders gegen Magenschwäche, zu. Auch
die Bereitung einer salzigen Substanz, die statt des Kochsalzes dient,
sah ich bei diesen industriösen Weibern. Sie gewinnen sie aus dem
jungen Holze des Salzbaumes (tupi: Jukyra-ixoa) , einer Le cy th is
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