. sich des frischen, in der Sonne etwas verdickten Mandioccasaftes auf
gleiche Weise bedienen, um die Papageien und andere Vögel von den
Verheerungen in der Saat von Mais, Reis und Bohnen abzuhalten.
Die Körner nehmen, darin eingeweicht, bald hinreichenden Giftstoff
auf, um jene Vögel zu betäuben, wenn sie die aus der Erde hervorgescharrte
Saat verschlucken.
Aehnliche Ausflüge, als der nach IVTanacarü, wobei wir Gelegenheit
hatten, die Einförmigkeit zu beobachten, worin das Thier - und
Pflanzenreich sich in den Niederungen am Amazonas überall gleich bleibt,
bestimmten uns, die Reise in Westen von der Barra do Rio Negro
so weit als möglich auszudehnen, um, vielleicht, die Grenze kennen
zu lernen, welche die Natur in ihren Producten zwischen dem des unteren
und oberen Stromgebietes des Amazonenflusses bezeichnet haben
dürfte. Den Solimoes zogen wir in dieser Beziehung dem Rio Negro
desshalb vor, weil, den neuesten Nachrichten zufolge, an mehreren
Orten in dem Stromgebiete des letzteren gerade damals bösartige Fieber
herrschten, deren Einfluss wir unsere bereits geschwächte Gesundheit
nicht auszusetzen wagten. Ueberdiess hatte sich Sr. Z a n y erboten,
uns bis zu der Villa de Ega zu begleiten. Um eine schnellere und angenehmere
Reise zu machen, schifften wir uns mit unserem Begleiter
auf zwei Kähnen ein, die, ohne Verdeck, nur im Hintertheile mit einem
Blätterdache versehen, bei einer Länge von sechs und dreissig und
einer Breite von vier bis sechs Fuss, für sechs Ruderer und drei bis
vier andere Personen Raum gewährten. Der Sergeant ward beordert,
in unserem grösseren, die Vorräthe führenden Fahrzeuge, bis Ega vorauszueilen.
Von den drei Soldaten, die uns überdiess beigegeben waren,
wurden zwei als für unsern Dienst ungeeignet in der Barra zurückgelassen
, und mit Ausnahme einiger weniger Indianer aus der untern
Provinz sahen wir uns von einer ganz fremden Equipage umgeben.
Nur die Aussicht, eine muthige und mit den Gefahren ähnlicher
Reisen vertraute Mannschaft in unserer Nähe zu haben, welche von
Sr. Z a n y in Handelsgeschäften ebenfalls nach Ega abgeordnet worden
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w a r , verminderte die Besorgnisse über die Gefahren einer Reise, auf
der w ir , uns von den sparsamen europäischen Ansiedlungen längs dem
Solimoes entfernend, zahlreiche wilde Stämme in ihren ursprünglichen
Wohnsitzen zu besuchen, uns vorgesetzt hatten.
Anmerkungen zum ersten Kapitel.
( i.) G eschichtliche M omente der Provinz Rio Negro. Als ersten Conquistador des
Rio Negro nennt R ibeiro (§. 298*) den P edro da Costa Favella, früheren Begleiter des
P. T eixeira auf der Reise nach Quito. Dieser habe, nach Indianern jagend, den Strom
um das Jahr 1668 und 1669 beschifft; und wenige Jahre später (1671.) sey die Festung an der
Mündung des Stromes erbaut worden. Die erste, der portugiesischen Regierung unterworfene,
Ortschaft lag eine Merle weiter westlich. Es war eine Mission der Carmeliten, welche die Indianer
Tarumas, anfänglich in grosser Zahl, daselbst aldeirten, so dass man achthundert waffenfähige
Männer zählte (§. 3i8.). Gegenwärtig ist davon keine Spur mehr zu finden ; und
überhaupt sind die mächtigsten Stämme, welche anfänglich am Strome wohnten, die Rares,
Manäos und die diesen feindlichen Carayais jetzt, wenn auch nicht gänzlich ausgestorben,
doch ohne Nationalität und eigene Sprache unter den Ansiedlern zerstreut. In der Fortaleza da
Barra wurden Indianer von den Stämmen der Banibds, Bares und Passes, letztere vom Rio
Yupurä, aldeirt. Die Manaos, ursprünglich Anthropophagen und sehr'kriegerisch, waren im
zweiten Decennium des vorigen Jahrhunderts, besonders unter ihrem Caciken Ajuricaba, gefürchtete
Sdavenjäger. Sie bekriegten die Nachbarn, und verkauften ihre Gefangenen an die Holländer
von Essequcbo, mit denen sie durch den Rio Branco in Verkehr/standen. Die Portugiesen
machten ihrerseits ebenfalls Expeditionen, um Sclaven zu gewinnen, wobei sie schon
um jene Zeit über die Katarakten des Stromes hinauskamen. Solche Tropas de Resgate, d. i.
Expeditionen zur Auslösung von Gefangenen, pflegten sich für eine gewisse Zeit lang hie und da
festzusetzen (fazerArrayal), undaus diesem ersten Anbaue entstanden nachmals förmliche Niederlassungen
und Ortschaften. In den Jahren 1725 und 1726 hatten die Portugiesen den Strom, der
sonst Qmary, (schlechthin Fluss), im oberen Theile Ueneyd oder Guainid hiess,bis Yavitd, nördlich
von der Mündung des Capiqüiary, beschilft, und bezogen von da aus Indianer für ihre Ortschaften.
Eine solche Expedition war es, auf welcher 1744. F ranc. X av. de M oraes dem spanischen
Jesuiten M anoel Romano begegnete, wodurch die Verbindung des Rio Negro mit dem
Orenoco mittelst des Capiquiary den Spaniern bekannt' wurde. Diese ^Thatsache benützte i. J.
1763 der Gouverneur von Para, Man.- B ern, de M ello de Castro, um dem spanischen Grenz-
commissär D. J. de Y turriaga, welcher verlangte, dass die Portugiesen ihre Besatzungen bis
zu dem Falle von Corocobi. zurückzögen, das ursprüngliche Eigenthumsrecht der Krone von
Portugal darzuthun. Die ersten Niederlassungen der Spanier am obem Rio'Negro; S. Carlos
und S. Felipe wurden 1769, wie die portugiesischen Autoritäten behaupteten (Ribeiro §. 309.),
auf portugiesischem Grund und Boden, in den indianischen Ortschaften von spanischen Soldaten,
unter dem Vorwände gegründet, Waarenhäuser und Depots für die' daselbst erwartete spa-
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