eines ganz vortrefflichen Caffe’s. Die Bohnen sind gross, schwer und
sehr aromatisch, so dass der Caffe von Rio Negro bei zweckmässiger
Zubereitung eine beliebte Sorte werden dürfte. Manacaru. liegt aut
der südlichen Seite des Solimoes, wohin wir nun zwischen ausgedehnten
Inseln übersetzten. Am Spätabend traten wir in einen Canal (Parana
mirim (d. i. kleiner Fluss; so heissen in Rio NegTO die Nebenäste
und Verbindungscanäle der Flüsse, welche gemäss einer grösseren
Wassermenge nicht mehr Igarapes, d. i. Kahnwege, genannt werden
können,) auf welchem w ir , ohngefahr eine halbe Meile landeinwärts, bis
zur Fazenda unseres Freundes gelangten. Das Terrain, etwa zwanzig
Fuss über den Wasserspiegel erhaben, ist nur in den, mit vielen natürlichen
Abzugsgräben durchzogenen, Niederungen den jährlichen Ueber-
schwemmungen ausgesetzt, und daher jeder Art von Cultur fähig. Der
Eigenthümer hat bereits 20,000 Caffe- und eben so viele Cacaobäume
in Reihen gepflanzt, welche einen grossen Raum hinter dem Wohn-
hause einnehmen. Vor diesem stehen, in ein Viereck vereinigt, die
Hütten zur Aufbewahrung der Erndten, die Spinnstube und Schmiede,
und zur Seite die Wohnungen der Sclaven und der Indianer. Sr. Zany
hatte vorzüglich Passes, Juris und JVlacunäs in seinem Dienste, die
er veranlasst hatte, aus den Wäldern am Rio Yupurä zu ihm herabzukommen.
Die beiden ersten Stämme, gewöhnlich Yuru-pixuna
(Schwarzmäuler) genannt, zeichnen sich durch Fleiss, Geschicklichkeit
und Anhänglichkeit an ihre Pflegherrn aus. Alle diese gezähmten Indianer
zeigten einen frohen und heiteren Ausdruck, die Folge ihres jetzigen,
so günstig gegen die Sorgen und Unruhe in den Wäldern abstechenden,
Zustandes. Die in der Nähe von Manacaru angesiedelten Mu-
ras hatten kaum unsere Ankunft vernommen, als sie bei dunkelnder
Nacht in grosser Anzahl mit der Absicht herbeikamen, gegen die Freudenbezeugung
wegen Rückkehr ihres Schutzherrn einige Flaschen Branntwein
zu erhalten. Es waren etwa sechzig Personen, Männer, Weiber
und Kinder. Die Erwachsenen erschienen zwar insgesammt bekleidet,
aber ihr unreinlicher Aufzug, besonders die wildverwirrten Haare, welche
über die schwarz - und rothbemalten Gesichter hinabhingen, liess
errathen, dass diess wider ihre Natur und nur auf Befehl unseres Wir-
thes geschehe. Sobald der Mond aufgegangen war, ordneten sie sich
im Hofe zum Tanz an. Sie bildeten, einander bei den Händen fassend,
einen grossen Kreis, der auf der einen Seite die Weiber und Kinder,
auf der andern die Männer enthielt. Wenn der Anführer (Pr in c ip a l,
T u xa u a ), ein stämmiger Mann, dessen Auszeichnung in einem Büschel
schwarzer und gelber Federn bestand, die er am Vorderkopfe angebunden
hatte, das Zeichen gab, so bewegte sich der Kreis, im Dreischlag
stampfend, bald rechts bald links herum, dabei ertönte das T a r é
und ein furchtbares Unisono, das Männer und Weiber bald abwechselnd
bald gemeinschaftlich hervorschrieen (S. Tänze der Muras in der Musikbeilage
n. 5. und 6.) Der W echselgesang ward uns folgendermaas-
sen übersetzt : die Männer : „Hier ist dein Teufel ; wer will mich heu-
rathen?“ Die Weiber: „Du bist ein hübscher Teufel; alle Weiber
wollen dich heurathen. *) Dieser fast Stunden lang fortgesetzte Tanz
und das wilde Geschrei der ausgelassenen Menge begann endlich auch
unsere zahmen Indianer zu erhitzen. Sie erbaten sich einen eigenen
Tanzplatz und fingen an, fast mit gleicher Ausgelassenheit umherzuspringen,
wobei sie folgenden einfachen Gesang wiederholten: Xe k jr r jr r e -
tà p o r a n g a - e t é o e râ ta g u à maiabé. (Meine Brüder sind schöner als
ein gelber Vogel). Je länger die Festlichkeit dauerte, um so mehr
nahm die bacchantische Wuth der Tanzenden zu. Keine Abmahnung
vermochte sie zurückzuhalten j so dass wir uns lange schon zur Ruhe
zurückgezogen hatten, während ihr wilder Lärm fortdauerte. Am andern
Morgen fanden wir ziemlich spät unsere Leute in ihren Hangmatten,
und bei einem Besuche in dem Bivouac, den die M u ra s südlich
von der Fazenda an der L a g o a d e M a n a ca ru aufgeschlagen hatten,
*) In der Lingua brasilica heissen,fliese Worte so: Ike cecoi ndd jurupari; matamomen-
dar potdr x e - iru p am d ?N d 'd jurupari pördnga, cunhaetd pabe momenddr potdr nde-iruna-
mo. Nach dem verdorbenen Dialekte, der von den Indianern am Rio Negro gesprochen wird,
lauten dieselben Worte so: Pussucu dnd jurupari; mata umenar putar sairum? — Ind jurupari
pordnga, coindngeta paue umendr pütar neirüm. Dieses Beispiel mag beweisen, wie sehr die
Lingua geral im Munde des Volkes von dem ursprünglichen Typus abgewandelt wird.
III. Theil. , 142