tion am'Amazonas als eine Solche eigentümliche Bildung, als ein selbstständiges, dtirch Naturgren-
ssen bestimmtes, Gebiet, eine Flora, bu betrachten sey, wird vorzüglich durch die Gegenwart vieler
diesem Gebiete ausschliesslich*eigentümlicher Pflanzen bestätigt. Am meisten Kommt die Flora des
Amazonas mit der, durch aubiet bekannt gewordenen, des französischen Gujana überein. Eine ausführliche
Schilderung dieser Flora, besonders nach den einzelnen Pflanzenfamilien, welche hier vorherrschen,
welché wenig oder gar nicht auftreten, scheint jedoch ausser den Grenzen unseres Berichtes
zu liegen,, und wir glatten bei den im Verlaufe der Reise gegebenen Nachrichten, mit Hinweisung
auf die Vegetation am Yupurâ (S. 1285. ff.), stehen bleiben zu können. Nur noch ein allgemeinster
Ueberblick mag hier seine Stelle finden. Im ganzen Verlaufe des Amazonas von W.
nach O. wird er von Waldvegetation begleitet; nur im nordöstlichsten Gebiete, von Monte Alegre
bis gegen Macapd, tritt.statt dieser Waldung eine Wiesenvegetation, ähnlich der des Campo agreste
in Piauhy, auf. Der Ürwald ist überall von demselben Charakter: Bäume und Gesträuche, von verschiedenster
Höhe, oft von Schlingpflanzen durchrankt, dicht, unregelmässig und unfreundlich grup-
pirt, von saftiggrünem Laube und dem manchfaltigsten Baumschlage. Als Regionen lassen sich unterscheiden
: die Hochwaldung des Festlandes, Ybü (Aegwti) - reté, auch Ybü- têra -, Cad; die des überschwemmbaren
TJferlandes, Cad-ygapo, oder Yby-hü-pùpe- Cad (Wald des Laridcs am Wasser); und
die Flora der Sandinseln im Strome. Sie sind sowohl landschaftlich verschieden, als durch besondere
Pflanzenarten charakterisirt. Im Hochwalde des Festlandes bildet sich die Vegetation bisweilen zu
ringsum eingeschlossenen Waldwiesen um, welche von eigenthümlichem Buschwerke umgrenzt werden,
und durch manche Gewächse wie durch den landschaftlichen Gesammtaüsdruck an den Pflanzenwuchs
in den südlichen Hochlanden erinnern. Diese Verschiedenheiten der Landschaft mögen aus
unsem Darstellungen in Mart. Palmae beurtheilt werden: die Uferwaldung Tab. g 8.; der Urwald Tab.
33. 35. 44. 45. 52. 6o.; die Inseln im Strome Tab. 24-; die isolirten Waldwiesen Tab. 22. 58. Diesen
letzten, sehen die durch Menschenhand gelichteten und wieder überwachsenen Stellen des Urwaldes,
Aie sogenannte Capoeira (verdorben statt Cad-pirera, gefallner Wald) ähnlich.
Die natürlichen PflanzenfamiÜen lassen sich nach , ihrem Vorkommen in diesem Gebiete des Ama-
zonenstromes in drei Abtheilungen bringen: 1. in solche, welche dort durch Zahl der Arten und Individuen
vorherrschen, 2. andere, die daselbst nur schwach durch einzelne Gattungen und 3. in diejenigen,
welche gar nicht, oder durch verhältnissmässig sehr wenige Arten repräsentirt werden. l) Herrschende
Familien : flülsenfrüchter, besonders M im o s e en und C a s s ie e n , Terebinthaceen, M e 1 a-
stomen, M y r ta c e e n , Gbrysobalanen, Combretaceen, Rutaceen, Samydeen, B om b ace en, T ili
a c c e n , B ix in e r t, Jonidicn, V oc h y s ia e e en, Oxaliden, T er ns tröm i aceen, Guttibäume,
II yp er i c i n e n , M e liä c e en , S'a p in dac ee n, Erytboxyleen, Ampelideen, M al p i ghi a ce e n,
S a p in d a c e e n , Hippocrateert, Menispermeen, DilleniaceCn , Anonaceen, L o ran th e en , Rub
i a c e e n, Styräcinen, Sapotcn, M y r s in e en , A p o c y n e e n , Asclepiadeen, B i g n onia c e en,
Convolvulaceen, Sebestenen, So lan e en , Gesnereen, Acantha ce e'n,L orb e er- undMusCatnuss-
Bäume , Passifloren, Cucurbitaceen, Eup h o rb ia c e e n , U r t ic a c e e n , P ip e rd n e en , ©renideen,
B r om e lia c e e n , A r o id e e n , Smilacinen , Palmen, Gräser, Cyperaceen, Farn, Ly c o p o d ia ceen,
Lebermoose, Pilze.— 2) Minder häufig, jedoch durch mehrere Gattungen oder Arten repräsentirt,
finden sich: Rbamneen, Celastrinen, Salicarien, Turneraceen, Cacteen, Zygophylleen, Polygalen,
Capperngewächse, Araliaceen, Korbblüthen (Compositae, vorzüglich die Gruppe der Heliantheen),
Lobeliaceen, Ebenaceen, Gentianeen, Hydroleaceen, Heliotropiceen, Amarantaceen, Begoniaceen, Ari-
stolochien, Nymphäacecn, Liliaceen, Amarylliden, Pontederien, Moose, Flechten. — 3) Sehr selten,
besonders unter der Rücksicht des Reichthums der Familien an Arten überhaupt, erscheinen Ona
gren, eigentliche Malvenblumen, Portulacaceen, Paronychien, Geranien, Valerianen, Jasminen, Po*
lemomaceen, Labiaten, Chenopodeen, Nyctagineen, Proteaccen, Salicinen (nur Salix Humboldtiana),
Myricinen (Thoa), Thymelaeen, Restiaceen (Hyphydra), Irideen, Junceen. Von folgenden Familien
habe ich gar keine Glieder angetroffen: Steinbrechpflanzen, Escallonien, Ribesien, Crassulaceen,
Leine, Nelkenartige, Ranunkeln, Kreuzblumen, Magnoliaceen, Caprifoliaceen, Glockenblumen, Doldenpflanzen,
Boragineen, Didymocarpeen ,. Lentibularien, Globularien, Plantaginen, Zapfenbäume,
Birkenartige, Eichelträger, Cycadecri und'Dipterocarpeen. Aus dieser Uebersicht geht hervor, dass
es dort gesellige Pflanzen.,. die ausschliesslich ganze Landstriche überziehen, wie die Arten unserer
Nadelhölzer oder die Salzpflanzen der asiatischen Steppen r nicht giebt. Repräsentanten der verschiedensten
Familien stehen bunt neben einander; nur an den Ufern, wo Gräser, und auf den Sandinseln,
wo die Weide (Salix Humboldtiana) , die Ambaüva (Cecropia peltata)und die Munguba (Bom-
bax Munguba) in.grosser Menge neben einander wachsen, ist ein Anklang an die nordische Monotonie
bemerkbar. Ein Uebergewicht von Bäumen mit flederblättrigem und mit sehr glänzendem, saftiggrünem
Laube (Leguminosen, Rubiaceen, Laurinen) giebt dem Baumschlage bald einen zarten, weichen,
bald einen glänzenden und üppigen Ausdruck. Der Landschaft fehlt übrigens aller Wechsel gross-
artiger Ansichten in einem so ebenen Lande, das fast keinen Felsen, geschweige einen Berg aufweisen
kann. Auch jene grottesken Formen, die Cactusgewächse und die Baumfarn, welche in den südlichen
Gegenden so häufig Vorkommen, treten hier zurück. Auffallend ist endlich vorzüglich der
Mangel.an Malvenblumen, Asperifolien, Cruciferen, Doldengewächsen, Lippcnblumen und Korbblüthen.
Diese Gewächse, deren Organisation nicht sowohl baumartigen als kraut- und strauchartigen
Wuchs bedingt, scheinen in den heissen Aequatorialländern nicht begünstigt, wo eine lothrecthc
Sonne den Wuchs zu hohen Bäumen befördert.