des Snr. C o r t e R e a l , z u einem gemeinschaftlichen Frühstücke, und wir
schieden, den Bewohnern dieser entlegenen Gegend recht bald alle
Segnungen einer yermehrten Bevölkerung und eines lebendigen Verkehrs
wünschend, welche hier durch die schönste und freigebigste Natur
verbürgt wird. Unsere Indianer mussten jetzt, da der R io N eg ro
„öch ziemlich niedrig stand, eifrig die Ruder gebrauchen, um uns schnell
stromabwärts zu bringen; aber kaum hatten wir das seltsame Schauspiel
des Kampfes zwischen den schwarzen' Gewässern des Negro und
den gelblich- weisslichen des. Solimoês hinter uns, und waren in dem
Hauptcanale des gewaltigen Amazonas eingelaufen, so schien ihre Anstrengung
unnpthig, und der Mittelstrom ( J o da C orrenteza) führte
uns rasch abwärts. Man erhält einen ungeheueren Eindruck von der
Wassermasse dieses riesenhaften Stromes, wenn man bemerkt, wie
schnell die Gewässer -einps.^ft Meilen breiten Nebenflusses von seiner
Fluth verschlungen werden. Eine halb# Stunde unterhalb der Vereinigung
ist keine Spur von den braunen Wellen des Rio Negro mehr zu
sehen, welche bei dem Zusammentreffen selbst vom Lauf des mächtigeren’
stroms plötzlich nach der nördlichen Küste hin gedrängt werden.
Der Amazonas hatte vor Kurzem seine stärkste Höhe erreicht, und die,;»
Lettenbänke und Wände an seinen Ufern erschienen nur zur HäMg
oder noch weniger entblösst. Die Einwohner nennen dieses Verhältnis?
der Wasserbedeckung M eios B a rra n co s, halbe Wände. Die Wellen
des Stromes waren in der Mitte fusshoch, und verursachten ein Schaukeln
unseres Fahrzeuges, als wenn es sich auf hohem Meere befände.
Schon am zweiten Tage passirten wir an dem sechsten F u ro de S a ra cd ,
dem sogenannten B io A ra a a tó , und am Morgen des folgenden Tages
erblickten wir uns der Mündung des R io M adeira gegenüber, welchen
aufwärts zu schiffen, nun im Plane lag. W ir hatten die Insel, welche
sich vor seiner Mündung ausbreitet, noch nicht ganz gen W . umschifft,
als wir an einer Veränderung in der Farbe des Gewässers bemerken
konnten, dass wir uns schon in diesem Strome, dem längsten und
wasserreichsten aller Confluenten des Amazonas, und gewissermassen
dem Hauptstamme desselben, befanden. Das Wasser war etwas we.sslicher
und trüber als das des Amazonas; zur Zeit der Stromleere zieht es
etwas in das Grünliche. Gegenwärtig1 war der Strom, dessen höchste
Wasser in den Monat April fallen, schon bedeutend angelaufen; er bedeckte
alle Sandbänke am Ufer, so dass sich der Wald unmittelbar
aus den Fluthen zu erheben schien. Ohne Wellen zu schlagen, war
dennoch seine Strömung bedeutend: sie betrug während der ersten zwei
Tagereisen zwischen 20 und 26 Fuss in der Minute, und es war bald
nöthig, uns mittelst eines an einem Uferbaume befestigten Taues stromaufwärts
zu ziehen, da die Ruder, bei gänzlicher: Windstille * nichts auszurichten
vermochten. W ir waren kaum zwischen die niedrigen Ufer
eingelaufen, an deren westlichem die Reise stromaufwärts zu machen
wa r, so setzte uns die Menge von Treibholz in Erstaunen, welche,
von Weitem einer ungeheueren Flotte indianischer Ubas (Einbäume)
ähnlich, besonders in der Mitte des Stromes herabkam. Es waren
hauptsächlich Stämme von Zuckerkistenholz (Cedrela odorata, L .') und
von der Munguba (B om bax M unguba, M art. N i G. t. 99). Die kleinen
Fahrzeuge können oft dem Wellendrange des Hochwassers in diesem
und andern Strömen nicht widerstehen, und werden in den Buchten
herumgetrieben; desshalb pflegen die Indianer, wenn sie stromabwärts
reisen, ihr Fahrzeug an einen solchen treibenden Stamm zu befestigen.
Bekanntlich hat dieser Reichthum an Treibholz dem Flusse den Namen
M a d eira , Holzfluss, erschafft. Was ich über die Entdeckung und erste
Beschiffung dieses Stromes beizubringen habe, möge eine Stelle in den
Anmerkungen erhalten, ( i .) Während wir mit möglichster Anstrengung
reisten, umgaben uns ohne Unterlass Regen und Wolken von Schnacken.
Die Car'apanä des Madeira sind besonders übel berüchtigt; da
Sonnenschein in diesem feuchten Gebiete minder anhaltend ist, als Regen,
und sie bei trübem Wetter ihre Verfolgungen Tag und Nacht
fortsetzen, so sind sie die Geissei dieses Stromes, wie der Pium die des
Yupurä und oberen Rio Negro. Es war vorherzusehen, . dass unser
schweres Fahrzeug sich nur langsam bis Ca/ioma, der ersten Mission
der M undrucüs, durchkämpfen werde; desshalb eilte ich in einer, mit
vier Indianern und einem Jäger bemannten, Montaria dahin voraus, um