4. Diese Aequatorialgegenden sind ungemein reich an Pflanzen aus der Familie der Lorbeeren
, und viele derselben werden von den Einwohnern angewendet. Einer der wichtigsten
Bäume dieser Art heisstin Rio Negro Casca pretiosa, oder P e r e io r a , bei den Bares H in i d a o (Cry-
ptocarya pretiosa, Mart, in Büchners Rep. BdCXXXI. $.556.) Die Rinde riecht fast wie der Sassafras,
ist aber viel reicher an einem eigenthümlichen ätherischen Ode. Man gebraucht das
Decoct oder Jnfusum derselben gegen Nervenschwäche, Oedem der Fiisse, in Folge von Erkältungen,
chronische Katarrhe, Wassersucht, Gicht, S3rphilis. Die Saamen enthalten das belebende
Oel in noch stärkerem Verhältnisse, und werden geschabt, mit Wein, besonders auch
gegen Magenschwäche, Dyspepsie, Flatulenz u. s. f. angewendet. — Hierher gehört auch der
Cujumarybaum. Ocotea Cujumary, Mart.: glabra, ramulis patulis, foliis coriaceis supra niti-
dis angusto - oblongis cuspidatis junioribus basi acutis, racemis compositis terminalibus, calycibus
fructiferis verruculosis margine integerrimo; drupa elliptica semipollicari. Seine aromatischen
Saamen werden vorzüglich mit Wein gegen dieselben Leiden der Verdauungsorgane angewendet.
Ueberdiess gebrauchen die Einwohner diese gepulverten Saamen zugleich mit dem Pulver
des halbverkohlten Holzes der P i r a c u u v a , täglich zu drei,bis vier Drachmen, in Wasser sowohl
gegen diese Krankheiten, als gegen rheumatische Schmerzen nach Erkältungen. — Gegen
Steifheit, Contracturen der Gliedmassen und rheumatische Schmerzen wird ein Balsam aus den
Saamen einer andern Laurine äusserlich angewendet. Es ist: Ocotea opifera, Mart: foliis ob-
longis acuminalis basi acutis subtus reticulato -venulosis paniculisque dimidio brevioribus, floribus-
que bibracteatis scriceo-canis-, drupis ovatis obtusis semipollicaribus, in cupulis hemisphaericis.
Das ätherische Oel, welches die Saamen. enthalten, kann die Stelle des Rosmarin - oder Citro-
nenöles vertreten. — Zwar nicht in der Nähe des Amazonas, aber doch in der Provinz Rio
Negro, am Yupurd, fand ich auch noch eine andere Lorbeerart, deren sehr aromatische, bittere
Rinde als ein treffliches magenstärkendes Mittel hie und da von den Indianern angewendet
wird. Es ist : Ocotea amara, Mart.: glaberrinXa, foliis lanceolato- oblongis acuminalis, basi
acutis coriaceis supra nitidis; racemis axillaribus paucijloris, calyce fructifero subsolitario termi-
nali, margine passim gibbo; drupa elliptica ultrapollicari.
5. Zahllos sind in den Wäldern von Rio Negro die Pflanzen, welche einen Milchsaft absondern.
Man könnte daher, ohne Zweifel, hier noch viel mehr elastisches Gummi gewinnen,
wenn man sich hierin nicht auf die S e r in g e i r a (Siphonia elastica, Rieh, vergl. oben $.915.)
beschränkte. Unter den nutzbaren Gewächsen, welche solche Säfte absondern,, erwähne ich
hier noch der S e b u ü -ü v a (S u cu ü b a ) Plumeria phagedaenica, Mart.: foliis cuneato -obova,
tis breviter acuminatis vel rotundatis, utrinque glapris supra nitidis subtus costato - venosis, flo-
ribus racemoso - corymbosis, bracteis carinatis involucratis, tubo corollae gracili, laciniis oblique
lanceolatis. In der Dosis von einer halben bis ganzen Drachme innerlich genommen, bedient
man sich des Milchsaftes zur Abtreibnng der Würmer; äusserlich wird er zur Reinigung bösartiger
Geschwüre, gegen Flechten und Warzen angewendet. Auch der bereits erwähnte Milchsaft
der S o r v e i r a (S. io3i.) wird gegen Würmer, in gleichem Verhältniss, verordnet. Ein drittes
starkes Wurmmittel liefert die C o a j in g ü v a , Ficus anthelmintica: trunco elato; foliis oblongis
acutis basi obtusiusculis, subtus tenuissime papilloso - mollibus, nervo basi biglanduloso venisque
subrectangulis parallelis albis; receptaculis nonnullis aggregatis globosis bracteatis. Die Dosis ist
täglich ein bis zwei Scrupel. Da Wurmkrankheiten hier sehr häufig , und jn mancherlei Complicationen,
Vorkommen, so findet man den Gebrauch dieser drastischen Milchsäfte sehr verbreitet.
Auch der Milchsaft der unreifen Früchte der M am m ä o (Carica Papaya, L.) wird, mit
Wasser und Zucker angerieben, zur Vertreibung der Würmer gebraucht. Er soll übrigens
Grimmen, und in stärkeren Dosen gebraucht, gefährliche Zufälle veranlassen können.- — Sehr
giftig soll der Milchsaft des M u r u r e s'eyn, eines Baumes, den ich nicht kennen gelernt habe.
6. M a n a c d n , G e r a ta c a c a , M e r c u r io v e g e t a l , (Franciscea uniflora, Pohl, vergl.
H. S. 792.) Die ganze Pflanze, namentlich aber die Wurzel, ist ein heftiges Drasticum und
Incidens. Die Indianer gebrauchten es von, jeher innerlich und äusserlich gegen Schlangenbiss.
Gegenwärtig wird es hauptsächlich gegen Syphilis angewendet. Es erregt heftige Ausleerungen
jeder Art., und muss mit Vorsicht angewendet werden. Vergl. Martius in Büchners Repert.
Bd. XXXI. S. 379* Gegen Schlangengift wird der ausgepresste Saft der Begonien (Po 6j o) getrunken.
7. Die' klimatischen Verhältnisse und die Lebensart der Einwohner erheischen nicht selten
starke Reize für das gastrische System als Ableitungsmittel gegen Fieberzustände, oder gegen
Verstopfung, Magenschmerzen , Apetiüosigkeit, gastrisches Kopfweh u. dgl. Unter den Mitteln,
welche solche Indicationen befriedigen, sind zwei Apocynecn zu nennen, deren frisches Holz
geschabt und mit Wasser infundirt wird. Das Wasser, mit den wirksamen Theilen geschwängert,
wird in grossen Quantitäten getrunken, und wirkt zunächst diaphoretisch und purgativ.
Es sind diese Pflanzen zwei baumartige Lianen: Echites grandißora, Meyer und Ecliites Cu-
rurü, Mart.: cavle arborescente subvolubili, ramulis verruculosis, tota glabra; foliis oblongis
breviter acuminatis basi acutiusculis subtus reticulato - venulosis-, racemis corymbosis multifioris
axillaribus et terminalibus, laciniis calycis imbricatis ovatis obtusis, corollae fauce pubente, laciniis
obovato -rotundatis. Beide heissen S ip o P.ururu.— Als mildes Purgans gebraucht man
das Muss aus den Früchten des M a r i -m a r i -Baumes (Cathartocarpus grandis, P.)
8. Gegen Syphilis werden vorzüglich auch dieBIätter der C a ro b a (Jacaranda procera,Sp.)
angewendet. Man braucht, äusserlich Kataplasmen, innerlich einen Absud, der Vomiren und
Diarrhöe hervorbringt, wenn die Dosis zu stark war.
9. Die besten bitteren Mittel in jenen Gegenden sind: Das Holzend die Rinde der Ma rubd
oder S im a r u b ä (Simaruba excelsa, D. C.), die Wurzel der Tachia gujanensis, Aubl.
(Mart. Nov. Gen. et Spec. t. 189.), dort R a iz de J a c a r e - a r u oder C o f fe r a n a genannt,
und das Kraut der M a ta C an n a (Vandellia diffusa, L.). Die letztere Pflanze vertritt etwa
die Stelle unseres Bitterklees. Gegen Schwäche, der Verdauungsorgane, gastrische, namentlich
viertägige Fieber hat sie sich als wirksam erprobt.. Sie wirkt, in starken Gaben, wo sie Cru-
didäten findet, emetisch und purgativ. .
10. Balsame kennt man hier in grosser Menge. Der Copaivabalsam wird von Copaifera
gujanensis, Jacquini und andern Arten gewonnen. Der Umiri-Baum (Humiriumfloribundum
M. Nov. Gen. et Spec. t. 199.) liefert einen klaren",; gelben, ungemein wohlriechenden Balsam
der in seinen Wirkungen zwischen dem Copaiva- und dem peruvianischen Balsam in Rer Mitte
stehen dürfte. Als treffliches Wundmittel ward mir der Baisamo de Tamacoare genannt den
ich jedoch nicht kennen gelernt habe. Gegen Zahnweh: das Oel der Toncabohne.