hatten nur für kurze Zeit Hütten errichtet, um den benachbartea Ca-
caowald abzulesen. Hier war nämlich früher die Ortschaft gestanden,
welche später nach Serpa verlegt ward, und eine künstliche Pflanzung
war nun zu einem um so fruchtbareren Walde verwildert. An jedem
Baume hingen sechs bis acht Früchte. Sowohl diese M undrucus, als
alle übrigen, die ich noch zu Gesicht bekam, waren grosse (mehrere
massen sechsthalb Fuss), breitbrüstige, äusserst musculöse Leute, oft
von sehr heller Hautfarbe, mit breiten, stark ausgeprägten, zwar gut-
müthigen aber rohen Gesichtszügen, das glänzend schwarze Haar über
der Stirne kurz geschnitten, und den ganzen Körper mit schmalen Linien
tatowirt. (S. im Atlas die Figuren „Mundrucü“ .) Die Genauigkeit,
womit jene schmerzhafte Verschönerung vom Haupte bis zu den
Füssen ausgeführt ist, musste Erstaunen erregen. Wahrscheinlich
*) Die Mundrucus haben entweder das ganze Gesicht „ odeiyjn dessen Mitte einen halbelliptischen
Fleck tatowirt; von diese^t erstrecken sich zahlreiche, ganz parallele Limen übe*
Kinn , Unterkiefer und Hals ziir Brust hinab. Von der Mitte der einen Schulter bis zur andern
laufen über die Brust zwei öder drei Linien einen halben Zoll weit voneinander, und unter
diesen bis an das Ende der Brust befinden sich Zeichnungen .jon sjekgnden^bald aüsgefüllten,
bald leeren Rauten. Der übrige Rumpf ist entweder mit parallelen, oderxpit gegitterten Linien
durchzogen. Der Rücken ist auf ähnliche Weise, doch minder vollständig, gezeichnet, und
die Extremitäten wiederholen denselben Verlauf der Linien mit oder ohne Rauten. Je nach dem
individuellen Geschmacke finden Verschiedenheiten Statt. Bei den Weibern ist selten das ganze
Gesicht geschwärzt; sie haben nur eine halbmondförmige Malha, deren Hörner nach oben spitz
zulaufen. Die Ohren durchbohren sie nicht unten, sondern oben,-in der ersten Furche, und
tragen darin Rohrpflöckchen. Im wilden Zustande sind sie unbekleidet, nur die Männer tragen
ein Suspensorium von Baumwolle, oder die Taconlia-oba (yergl. S. 1047.); die Weiber sah
ich selbst in der Mission ganz nackt, und es kostet Mühe, dass sie für die Kirche eine Schürze
anziehen. Dagegen sind diese Indianer nebst den Mauhes dij£Jgroasteh Künstler in Federarbeiten.
Ihre Scepter, Hüte, Mützen, ellenlange Guirland'en und Quasten, die sie hei den Tänzen
wie eine Mantille über die Schultern, und Schürzen von Straussen - und andern Federn, die
sie um die Lenden tragen, wetteifern mit den zierlichsten Arbeiten dieser Art in den Nonnenklöstern
von Portugal, Bahia und Madeira. Das ethnographische Kabinet zu München besitzt
eine grosse Menge dieser Gegenstände, weKhe wir hier einhandeln'konnten. Die Federn werden
von den Mundrucus mit grosser Sorgfalt sortirt, zusammengebunden oder mit Wachs aneinander
geklebt, und viele Papageien und Hoccos werden besonders desshalb lebend gehalten.
Man versicherte mich auch hier, dass sie die Gewohnheit hätten, den Papageien die Federn
auszurupfen, und die wunden Stellen so lange mit Froschblut zu betupfen, bis die nachgewachsenen
Federn die Farben wechselten , namentlich von Grün in Gelb.
will sich der M undrucu durch diese Verunstaltung ein kriegerisches und
furchtbares Ansehen geben , denn mehr als den meisten Stämmen ist
ihrti Krieg ein angenehmes Handwerk; Alles scheint ursprünglich darauf
berechnet; sich im Kriege geltend zu machen. Auch die Umgebungen
der Hütten konnten als kriegerisch gelten: auf Pfählen waren
einige mumisirte Schädel erschlagener Feinde, und um die landeinwärts
liegenden Hütten eine Menge Skelete von Onzen, Coatf, Schweinen u. s. f.
aufgestellt. Die M undrucus sind gegenwärtig die Spartaner unter den
wilden Indianern des nördlichen Brasiliens, wie die G uaycurüs unter
denen des südlichen, und sie erhalten sich eifersüchtig die Hegemonie
unter ihren Verbündeten, deren mächtigste die M auhes sind. Sie wohnen
in grosser Anzahl — ich hörte die Stärke des Stammes zu achtzehn,
ja sogar zu vierzigtausend Köpfen angeben — am R io T ap ajöz,
östlich und westlich von ihm, zum Theil auf Fluren, und verfolgen
mehrere Stämme, wie ’ die ^/wmas, Parentintins und A raras (diese
wohnen an den Quellen der Rios Mauhes, Canomä und gegen den Madeira
hin) mit soföh unerbittlicher Wuth, dass die ersten beiden, schwächeren
Stämme in kurzer Zeit gänzlich durch sie aufgerieben seyn werden.
Bei ihren Angriffen vertheilen sich die Mundrucus in weite Linien,
warten die Pfeile der Feinde ab, welche von den daneben stehenden
Weibern im Fluge mit grosser Geschicklichkeit - abgefangen werden
sollen, oder suchen ihnen durch flüchtige Sprünge auszuweichen, und
schiessen erst dann die eigenen, von den Weibern dargereichten, Pfeile
mit grösster Eile ab, wenn der in dichten Haufen kämpfende Feind
nicht mehr viele Waffen übrig hat. Sie machen ihre Angriffe lediglich
bei Tage, und werden desshalb von den, ebenfalls kriegerischen, A ra ra
s bei Nacht überfallen. In ihren ständigen Wohnsitzen sind sie dagegen
durch einen vollkommen militärischen Gebrauch geschützt. Alle
waffenfähigen Männer schlafen nämlich während des Krieges in einem
grossen gemeinschaftlichen Rancho, entfernt von den Weibern, und
werden durch Patrouillen bewacht, die mit dem T u re, einer schnarrenden
Rohrtrompete, Signale geben. Durch diess Instrument ertheilt auch
der Anführer während der Schlacht seine Befehle, indem er es seinen