meinschaftlichen Namen der Ilhas de Gurupd begriffen. Sie sind
während der Hochwasser überschwemmt, desshalb unbewohnt ,j;und
nur wenig von Fischern oder Jägern besucht. Fische sollen übrigens
in diesem Theile des Stromes selten seyn, wahrscheinlich, weil sie das
reinere Gewässer in Westen vorziehen. Dagegen sind die Wälder der
Ilhas de Garapd reich an Wild, besonders an Schweinen, Capivara’s
und Tapiren. Wir hatten uns, dem Rathe des. Piloten zu Folge, von
den Inseln entfernt, um die gegenüberliegende Küste dés: Festlandes zu
erreichen, als die Sonne sich zum Untergang neigte. = Weithin röthete
sie den bewegten Wellenspiegel; die hervorstehenden Waldungen glänzten
in einem-sanft rosenrothen Lichte aus dem duftigen Helldunkel des
Hintergrundes voll weicher Schatten hervor. Der Gedanke, dass wir
uns auf dem ersten Strome der Welt, so nahe dem Aequator befanden,
gab dieser unvergleichlichen Anschauung noch höheren Werth und
wir hingen mit begierigen Blicken an dem erhabenen Bilde, bis die Sonne
unterging, und Strom und Ufer in unbestimmter Dämmerung zusammentraten.
Noch waren wir im Nachgenusse dieses Naturschauspiels
versunken, als sich plötzlich ein schwerer Ostwind hinter uns erhob,
in kürzester Zeit die Wellen empörte, und unser ächzendes Fahrzeug
so gewaltig hin Und herschleuderte, dass wir von allen Schrecknissen
eines Seesturmes uns umgeben sahen.- Man wechselte die Segel, und
zog sie endlich ganz ein, - weil man für den Mast fürchtete. Die Be-,
mühungen der Indianer, uns durch Rudern dem Festlande zu nähern,
waren eitel, und wir mussten uns éntschliessen, mit dem Winde nach
Westen zu gehen. Es war ein Glück, dass sich die Wuth des Sturmes
in einer Viertelstunde erschöpft hatte; nun konnten wir die Segel
wieder ausspannen, und im Dunkel der Nacht^erreichten wir das Ufer,
wo wir in zwölf Klafter Anker warfen. Solche Windstösse, die gemeiniglich
den Gewittern vorhergehen, müssen auf der Schifffahrt im
A m a z o n a s oft überstanden werden, und sind bei gehöriger Entfernung
der Küsten und guter Beschaffenheit des Fahrzeuges den stromaufwärts
Reisenden erwünscht, wenn der Ostwind {JAento Gerat) ausbleibt; uns
Neulingen war es eine harte Probe. Nun erfreuten wir uns, indem
das Fahrzeug unter hohen Bäumen in Sicherheit stand, der muntern
Feuer im Walde, und der Heiterkeit unserer Indianer, die bei doppelter
Gabe Branntwein in ein Lied ausbrach; da schwärzte sich plötzlich
noch tiefer der nächtliche Himmel, und von Nordosten kam aüf Windesflügeln
ein schweres Donnerwetter einher, das bald den ganzen Himmel
überzog. Wild ergoss sich der Regen aus der rabenschwarzen
Nacht; er weckte ein dumpfes, stets wachsendes Getön in den Blättern
der erseufzenden Waldung. Unaufhörlich von allen Seiten schimmernde
Blitze, schwer rollender Donner, hohles Brausen der empörten Fluth:
diess waren die Grüsse, unter denen uns der König der Ströme empfing.
Nach Mitternacht wurde das Meer ruhiger, während das Wetterleuchten
und die Sternschnuppen vorzüglich in Süden fortdauerten;
und endlich konnten wir uns nach einem gefahrvollen, an den verschiedensten
Eindrücken so reichen, Tage der Stärkung des Schlafes überlassen.
8. September. Der Ostwind stellte sich schon mit Anbruch des
Tages ein, so dass w ir , ohne die Ruder zu gebrauchen, in W . S. Wi,
längs dem Festlande hinsteuern konnten. Es schien, als erhüben sich
die Ufer; und die Inseln, wie das Festland, vorher fast unscheinbar
über dem Niveau des Gewässers, traten nun mehrere Fuss darüber in die
Höhe. Gegen Abend machten wir Halt, dem Rathe der Indianer folgend,
die ein Gewitter prophezeihten. Da sich aber dieses nicht so
sehr näherte, als wir vermuthet hatten, so lichteten wir mit Sonnenuntergang
abermals die Anker, und benutzten den sich verstärkenden
Ostwind. Um 10 Uhr Nachts zwang uns jedoch ein anderes Gewitter,
den Schutz des Ufers zu suchen. Es kündigte sich mit ausserordentlicher
Heftigkeit an, und dauerte über eine Stunde lang. Die Temperatur
der Luft ward dabei auffallend herabgesetzt. Sie war Mittags im Schat-
ten = 2ü,°8R., und sank nun auf 2i,°3R. Im Wasser, welches am Morgen
22,”7 R. und gegen Mittag 22,°6 R. gezeigt hatte, ging das Therm.
auf 22,°6 R. zurück. Wir waren während der Nacht vom 8. auf den 9.
Sept. nur einige Stunden von Gurupd vor Anker gelegen, und hatten am
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