de* Stroms, wie z. B. der Von Aquiqui, welche durch viele und enge Windungen die Bewegungen
auf einen Grad hemmen, dass sie vielmehr todten Gewässern, als dem gewaltigsten
der Ströme anzugehören scheinen. Mächtige Strömungen nennt der Indianer in der Tupi:
Tipatjuend, dagegen die .stillschleichenden Canäle: Ygarape- jaküma- tyman, d. i. Canal, da
kein Steuerruder Noth thut» Folgende sind die Beobachtungen, welche wir über die Geschwindigkeit
der Strömung und zwar immer in geringer Entfernung vom Ufer (denn in der mittelsten
Strombahn ist kein Experiment möglich) angestellt haben:
M o n a t u n d Or t .
I Schn eile in II
jder Minute.||
M o n a t u n d Or t .
1 Schn eile in j
|der Minute.||
A u g u s t , im Canale Igarape - mirim (aus-
Fuss
DJie°cTbJrr'.yV ei Es0>
M ä r z bei Ega (Hochwasser)
ser dem eigentlichen Stromgebiete
des Amazonas) 18 73
S e p t b r. bei Gurupä, am Ufer des Amaz. 46 A p r i l bei Almeirim 40
„ ' unterhalb Santarem 37 „ bei Santarem 42
„ bei Obydos, oberhalb der Enge „ bei Obydos (in der Enge) 76
0 c t b r. bei Parentim 32 ,, bei Gurupä 52
„ bei Topinambarana 29 „ im Canale Tagipurii 48
„ an der Küste Jatauarana 45
Die Geschwindigkeit des- Amazonas würde sich im Mittel aus allen diesen Beobachtungen
—- 0,775 Fuss für die Secunde ergeben, aber diese Annahme wäre zu geringe, weil die Mehrzahl
der Beobachtungen in niedrigen Wasserstand fallt, und: weil sie sich alle nicht auf die
Geschwindigkeit in der Strombahn, sondern nur auf die längs der Ufer beziehen. Am meisten
bleibt sich die Geschwindigkeit in der Stromenge von Pauxis gleich, wo wir sie = 1,2 in
der Secunde gefunden haben. Diese Geschwindigkeit dürfte vielleicht für die mMer.e längs
der Ufer, und das Doppelte, also 2,4 in der Secunde, für die mittlere in der Strombahn angenommen
werden. (Nach de la Condamine führt der Mdrannon, wo er schiffbar wird, ein Ca-
not in der Secunde 7,5 Fuss weit, eine sehr bedeutende Geschwindigkeit, stärker,; als die vieler
Alpbäche, welche nur 5 Fuss in der Secunde beträgt. Diese Beobachtnng Condamine s hat
veranlasst, dass die mittlere Geschwindigkeit des Amazonas '==' 7 Fuss in der Secunde angenommen
worden, allein ohne Zweifel ist sie, im Allgemeinen, zu hoch. L ister M aW schätzt
die Schnelligkeit der Strömung im Solimoes an ruhigen Stellen zu 3 — 4 1 an stark bewegten zu
vier bis fünf engl. Seemeilen in der Stunde, oder 7,94 Par. Fuss in der Secunde* Als ich den
Madeira im Monat März stromaufwärts schiffte, fand ich-während der ersten zwei Tagereisen
die Bewegung des sehr stark angeschwollenen Stroms = 20 bis 26 Fuss in der Minute, also
mittlere Geschwindigkeit in der Secunde = ö,38 F. Srix bemerkte im Rio Branco eine sehr
geringe Strömung; sie trug das mit .9 Personen bemannte Canot in drei Minuten nur 2 f Klafter
weit, was auf die Secunde 0,27 Fuss Geschwindigkeit ausmachen würde.’ Die Schnelligkeit der
Strömung des Rio Negro hängt übrigens nicht blos von seiner Fülle, sondern auch von der
des Amazonas ab, denn wenn dieser voll ist, erscheint die Strömung von jenem sehr schwach,
weil seine Gewässer durch den mächtigeren Strom aufgestauet werden. Im obem Theile des
Yupurü betrug die Geschwindigkeit, . nach meinen Schätzung 5 , 6 bis 7 Fuss in der Sécunde;
itn untern möchte sie im Durchschnitte nur halb so gross seyn* Der Amazonenstrom hat also
niemals die ausserordentliche ■ Geschwindigkeit des Canals Cassiquiari, der in einer Secunde
8 — 11 Fuss durchläuft; aber er übertrifft darin die Donau in ihrem obersten Gebiete, von
Sigmaringen bis Ulm, wo das Gefalle -J- Fuss auf die Secunde beträgt. (Die Strömung des
Orenoco hat Hr. von Humboldt in der Mission Uruanä — 2 Fass, bei Alta Gracia = 2,3 F.
und zwischen Munitaco und Borbon gjga 1,7. F . in der Secunde gefunden.)
Unter den örtlichen Verhältnissen, welche eigenthümliche Wasserbewegungen veranlassen,
erwähne ich besonders desjenigen, wenn die vor die Mündung eines Canals -w geführte Wassermasse
in demselben nicht Raum findet, und; nun, theilweise zurückkehrend, Wirbel (tupi: Hy-
jebyra, d. i. umkehrendes Wasser) macht* Von dieser Art sind die verrufenen Caldeiroes
(tupf: Hy-Coarana) an der^bern Mündung des 'Rio Neamundd. Wo sich die Gewässer
durch grosse Buchten (Enseadas, tupi: Sab ad) hinbewegen, ist die Strömung oft doppelt, ja
dreifachj indem unmittelbar am Ufer die Wasser aufwärts, wéiter innerhalb des Stroms (tupf:
parand-pyterpe) um so-gewaltiger abwärts fliessen, und am Ende dieser gegenseitigen Bewegungen
Sandinseln gebildet werden, um welche der Strom langsam herumwirbelt. D e la
Condamine erwähnt (Voy. p. 133.) , gewisser Wasserbewegungen an der Oberfläche und in der
Tiefe, an der Küste stromaufwärts und in der Mitte des Bettes abwärts u, s, w ., welche Hinunter
Berücksichtigung - dés Einflusses J e r Ebbe und Fluth und nach lang fortgesetzten Beofe
achtungen erklärt und in ihrer physikalischen Nothwendigkeit dargestellt Werden können. Wie
sehr wäre zu wünschen^ dass alle diese und ähnliche grossartigen Phänomene, welche hier
Vorkommen, recht bald von Physikern untersucht würden! Gewiss, kein hydraulisches Verhält-
niss möchte gedacht- werden können, wofür sich nicht in diesem ungeheueren Reiche des flüssigen
Elementes ein Beispiel auffinden Hesse.
Die Enge von Obydos erhielt dadurch eine gewisse Berühmtheit, dass die Ebbe und Fluth
. bis zu ihr verspürt werden. Obydos liegt am nördlichsten Winkel einer knieähnlichen Biegung,
welche, der aus S.>W. herkommende Strom nach N. ■ O. und von da wieder nachS. -O. macht;
es empfängt daher die Einwirkung oceanischer Wasser6tände, ohne sie leicht weiter nach W.
fortpflanzen zu können. Gewiss aber würden sich Ebbé und Fluth auch hier nicht mehr verspüren
lassen, wäre der Strom nicht in eineii einzigen, sehr engen Körper zusammengedrängt,
*) Wollte man die Geschwindigkeit des Stromes nach seinem Gefalle berechnen, ohne die verschiedenen
Momente mit zu betrachten, welche die Bewegung des Wassers modificiren, — wie den
Widerstand der Ufer, die Reibung, die Aufstauung und den Gegendruck der Nebenflüsse u. s. w . ,—
so würde man eine Geschwindigkeit finden, die wenig stärker als diejenige ist, welche de la
Cohdamime da beobachtete, wo der Strom schiffbar wird, d. h., wo er den Charakter eines Bergstromes
aufgiebt; z .B . das Gefalle von Tabatinga bis zum Meere = 1,26 par. Fuss in derLieue ergiebt,
(die Entfernung vom Meere zu 500Lieues, die Höhe 634 par. Fuss angenommen:
c = 2 Z ' h g = 8/6 Fuss Geschwindigkeit per Secunde.
Ebenso giebt das Gefälle von Ega (5.7t p. F. hoch und 300 Lieues entfernt vom Meere):
c = 2 V 1 h g< = 10,36 p. Fuss Geschwindigkeit in der Secunde,