Adjutanten blasen lässt. Im Sieg schont, der M andrm ü keines männlichen
Feindes *)• Sobald er diesen durch Pfeil oder Wurfspiess, die
niemals vergiftet sind,' zu Boden gestreckt sieht, ergreift er ihn bei
den Haaren, und schneidet ihm mit einem kurzen Messer aus Rohr
Halsmuskeln und Wirbelknorpel mit solcher Geschicklichkeit durch, dass
der Kopf in .einem Nu vom Rumpfe getrennt wird. Nach C a z a l hat
diese barbarische Sitte den Mundrucüs von Seiten der übrigen Stämme
den Namen P a i-q a ic e , d. i. Kopfabschneider, erworben. Der so errungene
Kopf wird nun Gegenstand der grössten Sorgfalt des Siegers.
Sobald dieser sich mit seinen Kameraden vereinigt hat, werden viele
Feuer angezündet, und der von Gehirn, den Muskeln, Augen und der
Zunge gereinigte Schädel wird auf Pflöcken gedörrt r täglich wiederholt
mit Wasser abgewaschen, mit Urucuöl getränkt und in die Sonne gestellt,
wird er ganz hart, worauf man ihn mit künstlichem Gehirn von
gefärbter Baumwolle, mit Augen von Harz und Zähnen versieht, und
mit einer Haube von Federn ausschmückt. So ausgestattet wird das
scheussliche Monument unausgesetzt Begleiter des Siegers, der es auf
Jagd und Krieg an einem Stricke mit sich trägt, und, wenn er m dem
gemeinschaftlichen Rancho schläft, bei Tag in der Sonne oder im Rauche,
bei Nacht, wie eine Wache, neben seiner Hangmatte aufstellt. *'■ ')
W ir erhielten hier einige solcher Schädel, dergleichen auch S. D. der
Prinz von W i e d nach einem dem Hm. B l u m e n b a c h gehörigen Exemplare
abgebildet hat. (S. T. 17. F. 5. von „dessen Atlas.) Man sagt, dass
die M undrucüs, um ihre grosse Muskelstärke zu erhalten, den Genuss
der abgekochten Brühe von Mandioccä, welchen wir bei allen übrigen
Indianern gefunden haben, vermieden. Eben so haben sie den Gebrauch
») Es befand sich m Canomd ein Indianer vom Stamme der .droras^ der als Kind gefangen
worden war nnd seine Sprache bereits verlernt hatte. Es kostete Mühe ihn an skizziren, da
er fürchtete, seinen Herrn au heleidige#iü.dem er das Abaeithen semes Stammes em m.
Federflaum geziertes R?hrstück, in den Nasenknorpel stecke; doch hatte er jenes sorglaltig auf-
bewahrt (S. das Porträt des „Arara“ im Atlas.)
" ) Diese päuliche Sitte findet sich auch hei den Xeltroi, die die Köpfe der erschlagenen
Carios mit sich nehmen. South. Hist. Bras. I. S. 162.
des P a r icä , der bei ihren Nachbarn, den M uras und Mauh&s gilt*
nicht, wohl aber kommen sie mit den letzteren in der seltsamen Sitte
überein, ihre Mädchen, wenn sie eben Jungfrauen werden, einem anhaltenden
Fasten und dem Rauche im Giebel der Hütte auszusetzen.
Vieles, was ich hier während eines fünftägigen Aufenthaltes beobachtete,
oder durch den wohlunterrichteten Pfarrer erfuhr, hat in mir die Ver-
muthung erregt y dass die M undrucüs zu dem grossen Stamme der Tu-
pis gehören; um aber die Erzählung nicht zu lange zu unterbrechen,
verweise ich noch Einiges über diese Verhältnisse in die Anmerkung (2.).
Die Formation in der Umgegend von Canomd Unterscheidet sich
nicht von der, weiche wir längs des Amazonas und Solimoös gesehen
hatten. Ein weisser, feinkörniger, oft sehr harter und krystallinischer
Sandstein, dem von Cupati ähnlich, bildet die Unterlage für jenen so
weit verbreiteten braunen Sandeisenstein, der, mit gröberem oder feinerem
Gefüge wechselnd, häufig braunen Jaspis eingeknetet enthält.
Man spricht hier viel von dem Goldreichthume des Landes, der den
Jesuiten durch die Indianer bekannt geworden sey, und namentlich
nennt man die Quellen des Canomd und der nächsten Nebenflüsse des
M adeira goldhaltig, eine Angabe, der die Analogie keineswegs widerspricht.
Gegenwärtig aber dürfte der wahre Reichthum dieser Landschaft
lediglich in der Fruchtbarkeit und dem Ueberflusse edler Gewächse,
namentlich des Nelkenzimmtbaumes und der Salsaparilha, zu
suchen seyn. Beide sind häufig in den Niederungen zwischen dem Canomd
und dem M a d eira , in einer Waldung, die an Dichtheit, Mannich-
faltigkeit der Gewächse, und an Häufigkeit der Palmen ganz der Waldung
vom Amazonas ähnlich/ jedoch niedriger ist. Die Ufer des seeartig
ausgebreiteten Canomd sind mit reinlichem weissen Sande bedeckt,
und ihre zahlreichen Gebüsche von Myrten, Gojaven und Icaco gewähren
den freundlichsten Anblick.
Erst in der Nacht des 24. Merz kam mein Gefährte auf dem grossen
Fahrzeuge in Canomd an. Er hatte fortwährend mit der Strömung
zu kämpfen gehabt, und befand sich in einem so beunruhigenden Ge