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hüluiei'artige Vögel aus den Gattungen der Hoccos (Crax), der Agamis (Psophia) und der
Jaciis (Penelope) lebten in den Höfen der Indianer, nur selten bis zur Paarung gezähmt.
Jene schönen Thiere entsprechen dem Auerhahne, diese den Kranichen, und die letzten den
Fasanen der alten Welt. Bei dem Agami bewundern wir eine sonderbare Biegung der verlängerten
Luftröhre, gemäss welcher das Thier einen seltsam murrenden Ton hervorstossen
bann. Andere seltsame Abweichungen der Organisation stellen z. B . der Tucan dar , dessen
zeitiger Schnabel von den Stirnhöhlen aus mit Luft gefüllt wird, und die Cammh. (Pala-
medea eornuta, L . ) , welche die'Haut vom Körper zu entfernen vermag, indem sie das
darunter liegende Zellgewebe mit Luft anfüllt. Die Stirn dieses Vogel, ist mit einem lan-
gen Home, die Flügel sind mit Klauen versehen: Organe, welche die Ureinwohner als
■ wirksame Gegengifte gegen Schlangenbiss hochschätzen.
Ton den Vögeln kann man sagen, dass sie die Uebermaclit des Menschen vollkom-
men anerkennen; einige sind ihm dienstbar, viele nützlich oderSugeuelim aber keiner
wa»t e s, ihm als offener Feind entgegen zu treten, kaum einer ist ihm gefährlich. Solche
feindliche Thiere hat die Natur vorzüglich unter den A m p h ib ie n vereinigt, unter emer
’lbierclasse, wovon auch das tropische America, wie jedes heisse Land, viele und manmeh-
faltige Geschlechter beherbergt. Wie Africa sein Nilkrokodil, Asien die Gaviale mit langer
Schuautze, so besitzt America seine Alligatoren oder Kaimans; wie in der alten Welt riesenhafte
Pythonen, die schrecklichen Brillen- und Homscblangen (Kaya, Gerastes) wohnen,
so auch hier die Wasserschlinger und Biesenschlangen (Eanectes, Boa) und die giftigen
Klapperschlangen, Ophiden und Lochottem. Von jeher ist die Phantasie des Menschen
von der seltsamen und drohenden Gestalt der Schlangen ergriffen worden. Ihre fast
unglaubliche Muskelstärke, wodurch sie seihst mächtige Saugthiere bezwingen, rhr ang-
anhaltendes Fasten, bis sie sich endlich durch einen einzigen Ranb auf Monate hinaus sättigen
ihr Zustand von Erstarrung während der kälteren Monate, der sonderbare Act der
Häutung im Frühling, die magische Kraft, wodurch sie, mit glühenden Augen der Beute
entgegenzüngelnd, diese in ihren Bachen herabzaubern, die wurmförmige, geräuschlose Bewegung
ihres langen, fusslosen Leibes, ihre eigentbümliche Kälte, endlich die furchtbare
Schnelligkeit,inwelcherdie mit Giftzähnen bewaffneten Arten den Menschen und jedes Thier
zu tödten vermögen, - Alles dies, sind Züge eines ganz eigenthümlichen Lehens Von
jenen üngelhümen der Urwelt, dem Ichthyosaurus, Plesiosaurus, Iguanoion und allen
ähnlichen Formen aus der Classe der Reptilien, deren in Europa entdeckte Beste einen
Blick auf die schauerliche Grösse Torweltlicher Thiere gestatten, hat man bis jetzt keine
Spur im tropischen America gefunden; dagegen lehen dert noch gegenwärtig in unerforschten
Sümpfen und Gewässern Riesenschlangen von so gewaltigen Dimensionen, dass sie sich
mit jenen untergegangenen titanischen Gestalten messen können, ja sie sogar ubertreflen.
Glaubwürdige Männer haben mich versichert, dass man auf den sumpfigen Palmenwiesen
der Wüste von Minas Geraes bisweilen sechzig und mehr Fuss lange Schlangen langsam
einherkriechen sehe. Dahin stimmt auch die Sage der Indianer am Amazonenstrome von
der sogenannten Flussmutter, einer colossalen Wasserschlange, deren Tod dem Lande Unglück
brächte. Diese Naturmenschen haben sich auch mit den Schlangen veitraut gemac t,
W pflegen gezähmte Arten zur Belustigung und zur Jagd auf Ungeziefer in ihren Hütten
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zu halten. Sie wählen dazu grosse, ichöngefürbte Arten, und, gleich den alten Marsen
und Psyllen, verstehen sie, durch Zeichen und Töne die Bewegungen der, sich aufgerichtet
umherschwingenden, Thiere zu leiten. Diese Sitte, Schlangen zu beschwören, unter ihren
Priestern und Zauberern w e itv e rb re ite tist sonder Zweifel sehr alt, so wie denn auch auf
manchen hieroglyphischen Dcnkmählern der Mexicaner die Schlange als Symbol der Zeit
oder des bösen Dämons erscheint. — Eigenthümlichkeiten der amencanischen Schlangen
sind ihre verhältnissmässig beträchtliche Länge und peitschenförmige Gestalt und d ie , vielen
zukommende, Lebensweise auf Bäumen. Die zahlreichen Giftschlangen dieses Welt-
theils sind, mit Ausnahme der Elaphe, wie manche asiatische, mit einem Loche im Gesicht
versehen, dessen Bestimmung noch unerkannt ist. Jene glänzen im schönsten' Wechsel
karmoisinrother und weisser Querringe; andere, die fürchterlichen Klapperschlangen
(Crotalus), die Lachesis- , Cenchris- und Botkrops- Arten- verratlien durch düstre Fär-
bung der Haut und durch den scheusslichen Ausdruck ihres breiten Kopfes die bösartige,
allen Tlüeren feindliche Natur. Nur von der Paca behaupten die Indianer, dass sie von
diesen Unthieren nichts zu fürchten habe, ja dass sie mit ihnen Freundschaft schliesse.
Die Ophiden (Ophis) sind giftige Schlangen vom Ansehen der Giftlosen. Unter den letzteren
hat das tropische America viele ihm eigentbümliche Formen: die colossalen Wasserschlinger
und die B oa , welche die grössten Thiere des Landes zu überwältigen vermögen,
die Wickelschlange (JCiphosoma), durch einen Boll - oder Greifschwanz ausgezeichnet, die
im oder am Wasser lebenden Scheelaugen (Helicops), die mächtige, pardelartig gefleckte
Jiboya (Epicrates). Ganz unschädlich, oft in den schönsten Farben prangend, winden sich
zahlreiche Gattungen an Gebüschen und Bäumen in die Höhe: die Baumschlinger (Oxyrrho-
pus), die Sp itz - und Grünschlangen (Öxybelis, Chlorosoma) , die Peitschennattern
(Leptophis), die Steig- un$ Metallnattern (Herpetodrys, Dendrophis), u. s. w. Andere
harmlose Geschlechter wohnen auf der Erde, in Gruben und Löchern; die Bleichscjilangen
(Scytale) und die stalilscliimmerden Glanznattern (Liophis) kriechen in den offenen Waldstellen
einher, im Sande windet sich die Cloelia, in der Erde das Blödauge (Typhlops),
und die am ganzen Leibe beschuppte Ilysia kommt bei regnerischem Wetter aus ihren
Schlupfwinkeln im Boden hervor, um sich Insecten und andere kleine Thiere zu erjagen.
An diese Ordnung der Schlangen schliessen sich die sogenannten W ü h l e n und B l in d w
ü h le n an: wurmformige, nackte oder beschildete, kleinköpfige, mehr oder weniger
blödsichtige Schlangen, die wie Regenwürmer in der Erde wühlen, gleichsam die Maulwürfe
unter den Schlangen. — Der innere Bau nähert diese lichtscheuen Thiere den F r ö-
s c h e n , jener durch so eigenthümliche Metamorphosen merkwürdigen Ordnung, welche sich
in der neuen Welt durch eine Menge Bildungen, insbesondere aber durch die fast unglaubliche
Zahl der Individuen hervorthut. Auf dem Land, im Wasser, ja auf Bäumen
hausen sie, und ihre Rolle im Naturdrama wird vorzüglich vom Ohre aufgefasst. Tonfreudig
erfüllen sie die sonst schweigsame Landschaft mit ihrer weithin schallenden Musik.
Besonders wenn bei feuchtem Wetter der Abend dunkelt, vereinigen sich ihre zahlreichen
Schaaren zu einem rauhen Concerte: ein Quacken, Bellen, Pfeifen, Blöcken, Hämmern, ja
Brüllen ertönt, das den Europäer durch seine Yielartigkeit und Stärke nicht minder als die
sichtbare Natur in gespanntem Erstaunen hält. Dem tropischen America eigen und daselbst
den Krallenfrosh (Xenopus) Africa’s vertretend, ist die Pipa, der Sternfinger (Asterödacty- *******z