die gesammte, ihr zu Gebot stehende, Wassermasse im Flusse aufwärts
zutreiben. Das Wasser, welches wir bald nach der P o r o r o c a schöpften,
schmeckte nicht salzig, war auch nicht viel trüber, als es ausserdem
zu seyn pflegt. Die P o r o r o c a erscheint aber nur etwa eine Le-
goa flussabwärts von S . D om in g o s und zwölf Legoas weiter aufwärts
in beiden Flüssen, während die unteren Gegenden des R io Guama stets
eine geregelte Ebbe und Fluth haben sollen, die in allen ihren Erscheinungen
den benachbarten Küsten des Oceans folget. Auch werden nicht
alle Orte im obern Verlaufe jener Flüsse von der P o r o r o c a beunruhigt,
sondern an mehreren Stellen, die immer von beträchtlicher Tiefe
seyn sollen, versinkt sie, eben so wie unter dem Zusammenflüsse des
Capim mit dem G u am a , und erhebt sich erst weiter oben wieder, in
angeblich seichteren Theilen de3 Flussbettes, um mit gleicher Gewalt
stromaufwärts zu ziehen. Diese ruhigen Orte werden von den Anwohnern
E sp e r a s , Wartstellen, genannt. In ihnen steigt das Gewässer
allerdings auch an, wenn es fluthet; es erreicht aber den höchsten
Stand ohne irgend eine stürmische Bewegung in anderthalb bis zwei
Stunden nach dem niedrigsten Wasserstand. Sie liegen in ungleichen
Entfernungen und keineswegs so weit auseinander , dass sie mit den
Puncten zusammenfielen, welche zu gleicher Zeit die grösste Entleerung
erfahren. Es folgt hieraus, dass die P o r o r o c a keinen Einfluss auf die
regelmässigen Ebben des Flusses habe , welche ihren Gang nehmen, wann
immer auch jene einkehren, und wo immer sie sich in einer E sp e ra
ausgJeichen möge. Die stärksten P o r o r o c a s des R io Guama treten
stets zugleich mit den Hochfluthen an der Meeresküste, zur Zeit des
Voll - und Neumondes, besonders aber in den Monaten März, April
und September, also in den Aequinoctien, ein. Noch sah ich an der
Kirche in 5 . D om in g o s die Spuren der Verheerung, welche durch die
Erschütterung der P o r o r o c a im zunächst verflossenen April angerichtet
worden war. Diese Kirche ist in Gefahr von der P o r o r o c a , welche
das benachbarte Land untergräbt, noch gänzlich weggerissen zu werden,
so wie sie auch bereits früher so sehr beschädigt worden war,
dass man sie fast vom Grund aus neu aufrichten musste. Ein einfacher
Calcul von der ungeheueren Wassermasse, die hier in die Höhe gehoben
, und wieder herabgestürzt wird, giebt den Maassstab von der
Gewalt, womit die P ororoca ihre Ufer erschüttern, und Alles, was
ihr in den Weg kommt, vernichten muss. Eine achtzig uss breite
und fünfzehn Fuss hohe Wassermauer würde, ihre Dicke zu zwei Fass
angenommen, aus 2,400 Cubikfuss bestehen, oder, einen Cubikfuss zu 70
Pfunden gerechnet, 1680 Centner wiegen. Angenommen, die Geschwindigkeit
betrüge, wie bei einem Sturm 60 Fuss auf die Secunde, so
würde die Quantitas motus dieser Wassermasse = 100,800 Centnern
seyn. Bäume, Felsen oder andere Gegenstände, denen die P ororoca
begegnet, werden mit Sturmgeschwindigkeit erhoben, und darauf, eben
so schnell niedergeschmettert, in dem vor ihr hergehenden Abgrund
begraben. Wo sie sich zwischen hochbewaldeten Ufern hinwälzt,
entwurzelt sie bisweilen die stärksten Bäume, und schmettert sie dann
so gewaltig in das Bette des Flusses, dass dieser, ohne die mindeste
Störung zu erleiden, ruhig darüber hinebbet. Die sandigen Ufer werden
von ihr so heftig abgespült, dass sie gleichsam mit Vorsicht abgefegt
erscheinen. Manche Canoa wurde schon von der P ororoca verschlungen
, und ging mit Ladung und Mannschaft verloren 5 seitdem
man aber die Perioden kennt, in welchen sie sich einstellt, sichert man
sich in den E sp era s, wo die Fahrzeuge von der vorüberziehenden Fluth
nicht beunruhigt werden. Die einzige Vorsicht welche man dort anzu-
wenden pflegt, ist, das Fahrzeug, statt mit einem Ankertaue im Flusse, mit
einem Seile an einem Baume zu befestigen, damit es nicht bei plötzlich
erhöhter Wasserfläche unter dieser zurückgehalten werde. Im R io
Guama ist die P o ro ro ca stärker als im Capim , ausserdem findet sie
sich, wie wir bereits erwähnt haben (II. S. 829.) auch in dem R io
M earim , ferner in IUarapani, im M o ju , und an der Nordküste der
Provinz in den R io s Jary^ Anauirapucu, A ru a ry , IMaracary, und A ri-
c a r y , wo sie sich bisweilen bis auf zwanzig Fuss Höhe erheben soll. (2.)
DerlOstwind, von den ins Innere Schiffenden V en to G e ra t genannt1,
weil er einen grossen Theil des'Jahres hindurch weht, hatte