gel, ähnlich denen der Gräser, glatt nnd knotig, und bilden, nach allen Seiten hin regellos
verästelt, undurchdringliche Hecken. Höchst^manniehfach entwickeln sie ihre Blumen von
schimmernden Farben, bald auf kurzen, aus dem Boden hervortretenden Stielen (z. B. Al-
pinia occidentalis, Sw. Tab. I. VI. 1.), bald auf langen, beblätterten Schäften, am Ende
oder aus den Seiten,, der Stengel. Jene grossen Blöfhenseheiden der Aroideen treten auch
hier auf, doch triebt blass oder trüb gefärbt, sondern im schönsten Grün, Gelb und Both
prangend, nicht vereinzelt, sondern in Köpfe (Musa piträdismca, L : , M t . I. vt. 4- «nd
Costus arabicus, L . , I. vt. 50 zusammengehäuft, oder zweizeilig zu stattlichen Blumenrispen
vereinigt M — Sw. , Tab. I. vttt. 3 .) i» n a aus ihrem Schoos erhebt
sich tncht ein unförmficlter Kolben aufeinander gedrängter Staubfaden und Fruchtknoten,
sondern eine eigene Fonhaiion zarter, buntfärbiger Kronen umhüllt jette Organe, welche
als «Schluss aller vegetabilischen Entwickelung hervortreten. Nur wenige der zahlreichen
Scitanrineen und Musaceen. sind bis jetzt bekannt geworden, welche die sumpfigen Gründe
amerlcanischer Urwälder bewohnen, aber alle machen sich durch das schöne Grün ihres
Laubes, durch den Farbenschmelz der Blumen als eine der wesentlichsten Bildungen im
Gemälde der americanischen Flora geltend. Auf feuchten Wiesen, am Bande der Bäche
und Weiher gruppiren sie sich zu üppigen Massen zusammen, deren lebensfrohes Colortt
noch keines- europäischen Künstlers Pinsel erreicht hat. Die sogenannten Tococags de|
nördlichen Brasiliens sind solche Gehäge, in denen sich die saftigen Stengel des Costus-mit
zähen Gewinden von Maranta, mit Geisselgräsem "und Röhricht bis zur Undurchdringlichkeit
verweben. Die Fisang gehören auch dem neuen Continente an. Die Banane mit dreieckiger
Frücht (Musa paradisiaca, L.) ist schon v o rd e r Entdeckung America’ s von der
rotheb Menschenrace angehaut worden, während die mit runder Frucht (Musa sapientum,
L . ■, Banana '& S.’ Tlwme) aus den Inseln Von Guinea eingeführt wurde. Aber man findet
gegenwärtig auch jene Pflanze nicht mehr im Zustande.ursprünglicher Freiheit. In den
heissen und feuchten Gründen dem Amazonenstrome entlang tritt ein malerischer Repräsentant
der Musaceen zwischen dem dichten Urwäde hervor: die sogenannte Bacoha Sororö-
cu ,'d . i^Banane zum Dachdecken (Urania amazonica, Mart. Tab. I. VI, 2:). Kühn erhebt
sie’ iwischen stacheligen Palmen oder aus d fiDickich te überwachsener Dümpfel (Monion-
«osl eine gewaltige Aehre kahnfönniger Scheiden auf einem dreissig Fuss hohen Stamme,
zwischen Blättern von so ungeheurer Ausdehnung, dass wenige hinreichen, um eme india-
nische Hütte zu decken.
So mächtig nun aber auch die Wirkung der bis jetzt erwähnten Monocotyledonen m
der tropischen Landschaft seyn mag, wird sie doch weit übertroffen durch die der P a l m
en , jener erhabenen Gewächse, die man .nicht mit Unrecht die Fürsten des Pflanzenreiches
nennt. Die grottesken Aroideen, die bunten Orchideen, selbst die massigen Geschlech.
ter der Agaven und Aloestämme sind mit “-„einer untergeordneten Rolle in jenem sinnigen
Drama der schweigenden Schöpfung zufrieden, aber die Palmen verlangen für s i c h r e erste
Stelle: sie treten im Einzelnen als die/frappantesten Gestalten hervor, und wo sie sich m
grosserer Anzahl vereinigen, sind sie es ganz ausschliessepd, welche den Charakter der Gebend
bestimmen. Nur Eine Art, die fächerblättrige Zwergpalme (Chamaerops humilis, L.)
gehört ursprünglich Europa an; sie bedeckt in dichten. Schaaren die heissen Ebenen von
Yalenzia, Süditalien und Sicilien, und hebt nur selten, wie besonders unter der Pflege
unserer Treibhäuser, den Stamm baumartig empor. Die Dattelpalme (Phoenix duc-
tylifera, L.), ist Europa fremd; sie erscheint, schon frühe eingeführt, nur spärlich und
meistens verkümmert im südlichsten Theile unseres Festlandes, wo sie kaum Früchte ausbildet.
Das Land, .wohin unsere «ältesten Urkunden der Menschheit Wiege versetzen, Syrien,
ist das Vaterland dieses nützlichen Baumes. Dort erblicken wir die ersten Menschen
umgeben von Palmen; Palmen gewähren ihnen Obdach, Kleidung und Speise, und sind Zeugen
jenes glücklichen Zustandes, da unsere Urväter in harmlosem Vereine mit der Natur
lebten. So sehen wir ferner, im sinnigen Verständnisse der Naturandeutungen, Säulen und
Capitäler von den Palmen , in die Baukunst übergetragen Hallen und Tempel erheben
sich nach dem hier dargestellten Typu^j und der Mensch fuhrt den Palmbaum, dessen reichliche
Früchte seine Ahnen nährten, dankbar in die Nähe der Götter. Die Palme wird das
Symbol ewiger Jugend, unveräusserlicher Kraft und Stärke, Symbol des Sieges, den Kraft
und Stärke verleihen. Jene sinnige Lehre von dem Geschlechte und der Liebe der Blumen
-ward schon im Alterthume auf die Palmen bezogen:
Vhmnt in venerem frond.es, omnisque vicissim
F e lix arbor amat, nutant ad rriutua palmae
Foedera —
sang schon Claudian; und ähnliche Klänge vernehmen wir aus dem Mittelalter*), wo sie
'bezeugen, wie die, in dunklen Gefühlen der Natur hingegebene Zeit sympathetisch von dem
edlen Eindrücke dieses Gewächses ergriffen worden. Im Oriente ist der Dattelbaüm von
jeher als Wohlthäter der Menschheit gerühmt worden. Um den Dattelbaum dreht sich das
Leben jener wandernden Hirtenvölker in der Wüste; und eine so hohe Bedeutung schrei!
ben ihm .die arabischen Dichter zu , dass sie fabeln, der edle Baum sey nicht mit den übrigen
Pflanzen, sondern aus der Erdscholle gebildet worden, die nach Adams Erschaffung
übrig geblieben (Ibn-al-Vardi Charidat-al-adschiaib, d.i. Perlenschnur merkwürdiger Dinge}.
Der Perser schreibt seiner Palme dreihündertjjrad sechzig Eigenschaften zu, wahrscheinlich
mit Rücksicht auf den Sonnenlauf, denn def^Sonne ist der Baum geheiligt, und Belach, Son-
nenfrucht, heisst jenem die Dattel. In der uralten Mythologie der Hindus finden wir die
manchfaltigsten Beziehungen zu den Palmen, vor allem zu der edlen Tala (Taliera Tati),
auch Trirfaradschan, d. i. König der Gräser, genannt. Gott Siva ist von so starkem Bogen,
dass seine Pfeile den festen Stamm durchbohren, und wie er heisst Tälanika, Palmmerkmaltragend,
ein Jeder mit glücklichen, erhabenen Gaben.
Je mehr man. sich dem Aequator nähert, desto häufiger -begegnet man, nicht dem
Dattelbaume, sondern vielen andern Palmenarten. Wo der Reisende innerhalb der Tropen
•vom flüssigen Elemente an’s Land heraufsteigt, da begrüsst ihn fast überall die Cocospal-
me (Cocos nucifera, L.). Diese Seeuferpalme, ursprünglich auf dem Archipel Ostindiens
heimisch,.hat sich über alle tropischen Küstenlande Asiens, Africa’ s und America’s verbreitet.
Auf den Sudseeinseln ist sie Baum des Lebens geworden: sie liefert alles Nöthige zu
Wohnung und Speise, zu Kleidung,und Hausrath; bedingt dort die Existenz jener leichtbe-
*) So ss. B. das schöne Gedicht von Jovianus Fontanus.