die Stammverwandten, welche wir mit uns führten. Bei langen Reden
wiederholten sie gewisse Worte als Betheuerung, etwa so wie das Atea
der Cherokesen, das gleichbedeutend mit dem hebräischen Amen syen soll.
Meine Gesundheit schien sich durch einige Rasttage, während welchen
wir besonders minder von den Insecten beunruhigt wurden, gebessert
zu haben, und wir schifften uns daher am i 5. Januar ein, um
nach drei Tagereisen das Land der Miranhas zu erreichen, von deren
Verkehr ich die meiste ethnographische Ausbeute zu erhalten hoffte.
Der Strom war aber gegenwärtig so sehr entleert, und so voll Sandbänke
und Stromschnellen zwischen diesen, dass wir jenes Ziel erst
am fünften Tage erreichten. Ich hatte auf diesem Wege zwei heftige
Anfalle eines Quartanfiebers zu bestehen, das ich durch starke Brechmittel
und China abzuschneiden suchte. Der Frost erschien gleichsam
nur versteckt als schwere Mattigkeit, ihm folgte jedoch heftige Hitze
und Kopfweh. Auch mein Reisegefährte und viele Indianer begannen
an ähnlichen Beschwerden zu leiden. W ir gaben vorzüglich dem warmen
und trüben Wasser, dessen Temperatur kaum unter 25° R. stand,
die Schuld des gemeinschaftlichen Erkrankens. Alte Indianer schlugen
vor, es zu klären, indem sie aufgeschnittene Stücke von Fackeldisteln
hineinlegten, allein von diesen Gewächsen fehlen die grossen, fleischigen
Formendie in Pernambuco und Bahia einen wesentlichen Zug der
Pflanzenphysiognomie bilden, hier fast gänzlich, und nur kleine stachelige
Parasiten erscheinen. Ich suchte daher das Wasser durch die schleimigen
Beeren der Ambcuxoa (vergl. oben S. 113o.) zu reinigen, die ihm
überdiess einen angenehmen Geschmack ertheilten. An Speisen fehlte
es nur Cap. Z a n y und mir, da der Vorrath an Hühnern zu Ende gegangen
war. Wir hatten auf dem Wege hierher den Tubixava G r e -
g o r io mit einem Nachen in den Miriti-paranä abgesendet, um uns
Hühner und Federschmuck von den dortigen Mallocas der Coretüs, Coe-
runas und Fupuäs zu verschaffen 5 allein diese Zufuhr sollten wir erst
viel später erhalten. Oberhalb Manacaru passirten wir an der Mündung
eines nicht unbeträchtlichen Flusses an der Südseite, der von den
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Indianern Meta genannt wurde. |fij Die übrigen Confluenten, denen
wir begegneten, schienen verhältnissmässig kleiner und von geringer
Ausdehnung. Der Strom selbst ist immer noch von niedrigen Ufern
beschränkt, die wie bisher, mit Ausnahme des Sandsteinberges von
Cupati, aus dem braunen, rothen oder violetten Sandeisenstein oder aus
rothem Thone bestehn. Die Hütten der Miranhas, welche von den
Portugiesen ihr Hafen, Porto dos Miranhas, genannt werden, liegen
nur wenig über dem Spiegel des Flusses. * W ir sahen uns beim Aussteigen
von mehr als fünfzig Männern des Stammes umringt, die uns
ohne Scheu begrüssten und unter lebhaftem Gespräch und Geschrei zu
dem Anführer geleiteten. Obgleich kein Einziger portugiesisch oder
tupf sprach, wollten sie sich doch Alle ungesäumt in Verkehr einlassen.
Als wir in die Hütte des Anführers, ein grosses Gebäude mit mehreren
Gemächern, gekommen waren, nahmen sie ihre an den Wänden umherstehenden
vergifteten Wurfspiesse, und stellten sich erwartungsvoll
um die Thüre, durch welche endlich der Herr des Hauses eintrat. Dieser
Häuptling hatte, wie alle Uebrigen, die wir bis jetzt gesehen, einen
christlichen Namen angenommen, obgleich er wohl schwerlich je getauft:
worden war. Joäo* M a n o e l war nicht blos unter seinen Miranhas,
sondern im ganzen obern Yupurä bekannt und gefürchtet. Wahrscheinlich
hatte er Muth und Unternehmungsgeist genug gehabt, sich
Sclaven von seinem oder von den benachbarten Stämmen zu erwerben,
und sie an die Weissen zu verhandeln. Im Verkehre mit diesen hatte er
denn einige europäische Sitten angenommen: er ist stolz, darauf, stets
(in Hemd und Beinkleid) gekleidet zu gehen, von einem Porcellanteller
zu essen und sich täglich den spärlichen Bart zu machen. Portugiesisch
versteht er nicht, aber in der Lingua geral drückt er sich energisch
aus. Seltsam sticht die Halbbildung dieses Häuptlings gegen die Horde
*) Er soll in seinem oberen, nach fünf Tagereisen zu erreichenden, Gebiete eigentümliche
Verbindungen mit einem andern, weiter westlich gelegenen, machen, den die Indianer uns Ipü
nannten, oder, wenn die undeutlichen Berichte der Indianer anders zu verstehen gewesen wären,
findet Verbindung zwischen dem Meta und dem Nebenflüsse des Jpd, dem Upi Statt. Die Indianer
verlegten in diese Gegend reiche Cacaowälder und zahlreiche Wohnsitze, besonders der Uainumds.