erwähnten Thiere, die Schlangen und die Onzen, welche insgesammt
sehr lecker darnach sind, mit, wenn die hülflose Brut dem Wasser
zueilt. Nicht selten sah’ ich die Sandufer von den kleinen Schildkröten
wimmeln, und einige alte Kaimans quer im Sande liegend, um
diejenigen zu verschlingen, welche sich in ihrer Unerfahrenheit in den
weit aufgesperrten Rachen wagten. Die ausgewachsenen Schildkröten
werden grösstentheils in dieser Periode, wenn sie von den Prayas zurückkommen,
gefangen, und in Umzäunungen am Ufer aufbewahrt.
Man nennt sie, als die gewöhnlichste Fleischspeise am Verlaufe des
ganzen Amazonas, das Rindvieh des Landes (Gado do R io ), und ein
oder mehrere Gerichte davon fehlen auf keiner wohlbesetzten Tafel.
Das ausgelassene Gekröse liefert ebenfalls ein wohlschmeckendes Fett,
das zur Bereitung gewisser Speisen verwendet wird.----Auch die andere
Schildkröte, Tracajä (E tnys Tracajä, S pix Test. t. 5.), wird auf
ganz gleiche Weise benützt. Sie ist übrigens, um mehr als die Hälfte
kleiner'"als jene,, ein minder häufiges Gericht. Auch kommt sie niemals
in grossen Schaaren auf die Sandinseln, um ihre Eier zu legen, sondern
thut diess einzeln, und legt nur fünfundzwanzig bis dreissig Eier.
Sie soll in Monogamie leben. Schildkrot kann von keinem dieser Thiere
gewonnen werden.
Während der Nacht auf der P ra y a de Goajaratuva *) wurden
wir durch den ununterbrochenen Lärm gestört, den die hier vereinigte
Menschenmenge in wilden Zechgelagen erregte. Nur selten sehen sich
die Bewohner dieser Gegenden so zahlreich vereinigt; und dann thut
sich der Trieb der Geselligkeit’ in zügellosen Ausschweifungen aller Art
kund, denen die Regierung umsonst zu steuern versucht hat. Mit frühestem
Morgen segelten wir unter Begünstigung des Ostwindes längs
*) Goajaratuba, oder Goajard-tyla heisst der Ort, wo der Baum Goajara, die Icacokir-
sehe (Chrysobalanus Icapo, L.) wächst. Der dickbuschige Strauch oder Baum kommt hie und
da am Strome im Sande vor; und die Indianer essen seine länglichten, süssen, etwas herben
Steinbeeren. (Die Zusammensetzungen mit tyba sind in der^Tupisprache sehr gemein; z. B.
Curu-tyba, Ort der brasil. Tanne, Curupa-tyba, des Paricabaums, Commcmda-tyba, der
Bohnen.) ■ Die Ortschaft von Alyellos stand ehemals in dieser, an Cacao reichen, Gegend.
des südlichen Ufers aufwärts, und wichen so den Strömungen von Juru-
pari- Pindä (Teufels - Angel) an der entgegengesetzten Küste aus. Etwa
zwei Legoas oberhalb jener Praya erblickten wir die Mündung des
RioP uru (Purüz), welcher seine weisslichten Gewässer in einer Breite
von vier bis fünfhundert Klafter dem Solimoes einverleibt. Gegenwärtig
war der Lauf desselben nur schwach, ( i .) Nach den Berichten
A cunna’s waren die Ufer dieses Stromes sonst stark bevölkert; er nennt
insbesondere die Cuchimiaras, denen er ausdrücklich die Cultur von
Mais und Mandiocca zuschreibt. Die Wälder längs den niedrigen Ufern
sind dicht und verworren, und wir fanden hier eben so wenig als irgend
wo anders eine Spur solcher, von früherer Cultur übrig gebliebenen
Gewächse; nur die grosse Zahl von Bubunha-Palmen im Walde
des Festlandes und der zahlreichen Inseln hätte man vielleicht als Ueber-
rest aus jener Zeit betrachten können. Der Solimoes bildet westlich
von der Mündung des Puruz eine grosse Bucht, deren Strömungen wir
auswichen, indem wir zwischen niedrigen, mit Buschwerke, Ambaüvas
und Schilf bewachsenen, Inseln an das nördliche Ufer übersetzten. An
der Mündung des L a g o Armry brachten w ir , in den Hangmatten von
Mosquiten auf das Grausamste gequält, eine feuchte Nacht zu. Der
See}Anury ist sehr reich an Schildkröten, wesshalb die Regierung hier
einen Pesqueiro errichtet hat, der monatlich zweimal i 5o Stücke nach
der Barra do Rio Negro liefert. Der Strand wimmelte von Wasservögeln
jeder Art, die eben ihre Eier in den Sand gelegt hatten, und
uns in niedrigen Kreisen, unter ängstlichem Geschrei, umflogen. Von
Onzen und Kaimans, die, durch solch zahlreiche Beute angelockt, die
Prayas unausgesetzt besuchen, fanden wir häufige Spuren; und es war
nöthig, nächtliche Ueberfälle durch grosse Wachtfeuer abzuhalten, die
wir, bei der Sorglosigkeit der Indianer, selbst unterhalten mussten.
Dessenungeachtet wurde der Bivouac vor Sonnenaufgang durch den
Ueberfall eines grossen Krokodils erschreckt,' welches den Hühnern
nachstellte, und nur durch vereintes Geschrei der Indianer zurückgescheucht
werden konnte. Von nun an nahm überhaupt die Zahl dieser
Ungethüme im Strome immer mehr zu; in grossen Schaaren lagerten