der Hauptstadt erzeugt! das Meiste kommt aus dem Innern des Landes,
welches hier mit dem unbestimmten Namen des Sertäo bezeichnet wird.
Der Handel von Para hängt daher vorzüglich von der Einfuhr aus den
thätigsten Orten im Innern der Provinz: Cametä, G'urupa, Santarem,
und aus der Provinz von Rio Negrü ab. Sobald Handelskähne aus jenen
Gegenden ankommen, beleben sich die Strassen der Stadt^iiman
sieht halbnackte Indianer beschäftiget, jene köstlichen Artikel in das
Zollhaus, und von da in die einzelnen, durch die Stadt zerstreuten,
Waarenhäuser zu bringen; ausserdem aber ist der Platz nicht weniger todt,
als’Maranhäo, wo die, fast nur auf Baumwolle und Reis beschränkte,
Einfuhr unmittelbar aus den, am Hafen gelegenen, Waarenhäusern verschifft
wird. Diese Abhängigkeit des Handels in Para von der Industrie
im Innern spricht allerdings nicht sonderlich für den Unternehmungsgeist
der hiesigen Haufleute, welche in der nächsten Nachbarschaft
vielfache Gelegenheit besässen, grosse Pflanzungen zu gründen,
oder durch eigene Expeditionen nach den theilweise noch sehr wenig
besuchten Gegenden, z. B. am nördlichen Ufer des Amazonenstromes
oder nach den óbern Stromgebieten der Rios Gaamd, Capim n. s, £,
den Zufluss der Handelsartikel beträchtlich vermehren könnten. Die
Ursache dieser geringen Betriebsamkeit dürfte emerseits im Mangel grosser
Capitalien, andererseits in der gemässigten .Gemüthsart der Paraën-
ser zu suchen seyrn, welche sich mit geringerem Gewinne begnügen und
dem ehrgeizigen Speculationsgeiste ihrer Nachbarn, der Maranhotten,
nicht hingegeben haben. Es ist uns übrigens oft von den Portugiesen
gerühmt worden, dass der Handelsstand von Para mit grosser Theil-
nahme und Uneigennützigkeit die Uiiternehmungen der Ankömmlinge
aus Europa zu unterstützen pflege, indem er sie mit Geld und Credit
versehe, um auf eigene Rechnung Expeditionen nach dem Innern auszuführen.
Wir haben bereits erwähnt, dass vorzüglich Zucker in der
Nähe von Para gebauet werde. Dieses Product deckt nicht nur die -inn-
ländische Consumtion, sondern wird auch, jedoch nicht in beträchtlicher
Quantität, besonders nach Maranhäo, ausgefuhrt. Es zeichnet sich weder
durch Weisse, noch durch festes, krystallinisches Korn aus, und
ist vielleicht eine der schlechtesten Sorten, die in Brasilien bereitet werden.
Aus dieser Ursache pflegt man eine verhältnissmässig sehr bedeutende
Menge zu Branntweine' und zu feinen Liqueurs, vorzüglich
Anisette, zu brennen, welche letztere denen der französischen Inseln
nicht nachstehen. Grösse Quantitäten des gemeinen Zuckerbranntweins
gehen nach den Azoren und nach Portugal, von wo aus sie zum Theil
rectificirt wieder nach Brasilien zurückgesendet werden. Die Güte
der Zuckersorten von Para wird zunehmen, je mehr sich die Plantagen
von den niedrigen Ufern, wo sie, wegen des leichtern Verkehrs zu
Wasser, zuerst angelegt worden waren, nach dem höheren und trocknen
Festlande ausdehnen-werden; denn in jenem Striche ist der schlammige,
feuchte Boden der Ausarbeitung des Zuckersaftes in dem Rohre
nicht günstig. Nur eine eigenthümliche Ufervegetation gedeihet hier,
und wenn auch das Zuckerrohr zu ungemeiner Höhe aufschiesst , so
enthält es doch verhältnissmässig wenig Zuckerstoff, und eine grosse
Menge von Schleim und Satzmehl, die der Reinigung des Zuckers
grosse Schwierigkeiten in den Weg legen. Auch der Cacaobaum gehört
diesem Gebiete an; von ihm sahen wir hier die ersten Pflanzungen. Baumwolle
wird in ähnlichen Lagen gebaut, gedeihet aber nicht sonderlich, indem
sie zwar lange, aber schwache Fäden bildet, und gar leicht eine gelbliche
Farbe, die Folge übermässiger Feuchtigkeit, annimmt. DagegenscheintKli-
ma und Boden dem Caffebaume und der Tabackpflanze vorzüglich günstig
und bei sorgfältiger Behandlung der Früchte nach der Lese dürften diese
Artikel fortwährend an Güte gewinnen. ; Reis, Mais, Bohnen5 und die
Mandioccawurzel kommen in dem feuchten und schweren Boden der
Urwälder so gut fort, und geben so reichliche Früchte, als in irgend
einem Theile des tropischen Brasiliens. Pflege und Ertrag verhalten
sich eben so,- wie in dem benachbarten Maranhäo, wo wir das Nähere
hierüber angeführt haben. Eine besondere Erwähnung verdienet die
Ananas, welche in mehreren Gärten der Umgegend ohne eine sorgsame
Cultur zu einer Grösse, Vollsaftigkeit und einem Wohlgeschmack erwächst,
wodurch sie ihren Namen als Königin der tropischen Früchte
rechtfertigt. Nur selten findet man die ächte Ananas in den Wäldern