letztem Tage noch eine Landspitze umschifft, als wir diesen Ort auf
einer geringen Höhe am südlichen Ufer des Stromes erblickten. 5. Antonio
de Gurupä (Corupä) wird in den offiziellen Berichten Fortaleza genannt,
hat aber ausser einer Escarpe von Letten gegen den Strom zu
keine Befestigung, kein Geschütz und als Besatzung nur wenige Soldaten
, die den grössten Theil des Jahres als Begleiter der Expeditionen
auf dem Rio Xingu u. s. f. abwesend sind. Die Kahne, welche mit
Handelswaaren den Amazonas herabkommen, werden hier einregistrirt,
ohne jedoch die Ausfuhrzölle zu entrichten, welche in Para vor der
Einschiffung oder, von im Lande gebrauchten Gegenständen, bei der
Declaration im Zollhause bezahlt werden. Eine am Ende dieses Kapitels
beigefügte Tabelle (6.) über die Ausfuhr in den Jahren 1812 bis
1818 zeigt den Reichthum eines Landes, welches nicht weniger als
dreissig Ausfuhrartikel zahlt; beurkundet aber auch durch die Ungleichheit
der Ausfuhr in den verschiedenen Jahren und die verhältnissmässig
geringen Zahlen in manchen Artikeln den tiefen Stand der Bevölkerung
und Cultur. Der Commandant des -Oertchens, zugleich Richter des
Soldatendetachements, Controllern* und Schreiber des Zollhauses, schilderte
uns die Ortschaft als V illa de Brancos, einen Marktflecken, dessen
Bewohner lauter Weisse, keine Indianer, seyen. Allerdings datirt der
Ort ursprünglich von einer Befestigung der Holländer (um d. J. i6i5)
her, und d e l a C o n d a m in e berichtet ausdrücklich, dass die von ihm
hier getroffenen Indianer lauter Sclaven der Weissen gewesen seyen.
Unser ruhmwürdiger Vorgänger war ebenfalls am 9. September des
Jahres 1743, also gerade vor sieben und siebenzig Jahren, hier eingetroffen;
und fast scheint es, als wäre der Ort damals in einem blühenderen
Zustande gewesen, als zur Zeit unseres Besuches. In der Nähe
des Oertchens hatte früher eine Mission der Kapuziner von Para bestanden,
deren Bewohner sich wahrscheinlich in die Villa selbst übersiedelt
hatten, wo wir keine Weissen, sondern nur farbige Leute, darunter
viele mit indianischer Mischung, oder reine Indianer fanden, und
wo die Reihe kleiner, kaum geweisster, mit Palmblättern gedeckter Häuser
keinen gegenwärtigen Wohlstand verrieth. Nur ein geringer Theil des
fruchtbaren Bodens ist der Cultur, besonders des Caffe’s , gewidmet, indem
die Bewohner vorziehen, die natürlichen Pflanzungen von Cacao
und Salsaparilha auf den benachbarten Inseln und längs dem Rio Xingu
zu benutzen. Einer der gelben Bewohner beklagte den Verfall des
Ortes, indem er bemerkte, wie es zu Zeiten der Päi-tucura viel besser
gewesen. Mit Lachen erklärte unser Dolmetscher, dass unter P ä i-tu cura
oder V a t e r -H e u s c h r e c k e ein Kapuziner zu verstehen sey,
und die Indianer solch1 seltsamen Namen von der spitzigen Kapuze jener
Geistlichen hergenommen hätten. W ir fanden in der Nachbarschaft
der Villa dieselbe Gesteinart, wie bei Breves und bei Para. Der
Sandstein erscheint hier bisweilen aus fussgrossen und kleineren Stücken
von rother und gelbröther Farbe, mittelst eines mergeligen oder
eisenschüssigen Bindemittels, breccienartig zusammengesetzt. Auf dem
Gesteine und in den Klüften desselben findet sich hie und da eine, aus
Decomposition desselben gebildete, sehr feine Thonerde, welche sich
nicht blos zu Ziegeln, sondern selbst zu schönen Töpferarbeiten eignet,
und von den Indianern besonders zu- grossen Töpfen verarbeitet wird,
die man von hier nach Cametä, Para und sogar nach dem Innern ausfuhrt,
um das Fett der Schildkröteneier darin aufzubewahren. Bisher
hatten wir noch kein Terrain am Amazonas gesehen, das, wie das
hiesige, sich fünfundzwanzig Fuss hoch-über den Strom erhebt. Unser
Blick konnte nicht ermüden, sich über die weite Wasserfläche in N. O.
zu ergehen, die nur von der Ilha de Jauariuba, einer der grössten
unter denen von Gurupä, begränzt wird. Man rechnet siebenundzwanzig
Legoas nach Macapä am gegenüberliegenden Ufer, welches jedoch, wegen
der zahlreichen Eilande, nicht sichtbar ist. Von hier aus, oder vielmehr
von dem Eingänge in den Canal zwischen dem Cöntinente und
den Inseln von Gurupä aus, pflegen übrigens die meisten Schiffe, welche
von Para die nördliche Küste des Amazonas (Contracosta) suchen,
ihre Ueberfahrt zu machen, weil der Weg um die östlichen Küsten
von Marajö viel gefährlicher ist. Die Reise von Gurupä nach Macapä
wird bei günstigem Wetter in sechsunddreissig Stunden zurückgelegt,
indem man auf die Ueberschiffung der eigentlichen, von Inseln freien,