Provinz aus, und trifft gewöhnlich Mitglieder der Garnison oder andere
angesehene Bürger. Eine genaue Ausmessung der" Eierschichten, welche
gemeiniglich auf jeder Insel in einer zusammenhängenden Strecke,
selten an mehreren Orten, Vorkommen, wird, unter Berathung erfahrener
Indianer, vorgenommen, indem man die Grenzen derselben durch
lange Stäbe ausmittelt, die beim Einstossen in den Sand mehr Widerstand
finden, als in die Nester. Das gesammte Areal wird sodann unter
die Anwesenden nach Verhältniss der Arbeiterzahl vertheilt, welche
jeder Bürger mitgebracht hat. Ein Zehntheil des Ganzen wird
als Eigenthum der Krone mit einer Flagge bezeichnet. Sobald die
Vertheilung geschehen ist, fallen die Anwesenden, Jeder über seinen
Antheil, her, und wühlen ihn auf mehrere Fuss, so tief als Spuren von
Eiern vorhanden sind, um. Die Eier liegen bald in einer bald in
mehreren Schichten (Camadas) über einander, dem gemäss die Ausbeute
an verschiedenen Orten der Praya verschieden ausfallt. Man
beeilt sich, die Ausgrabung in kürzester Zeit zu vollenden, weil die
Eier nach sieben bis acht Tagen in Fäulniss übergehen. So entstehen
denn in wenigen Stunden ungeheuere Eierhaufen von fünfzehn bis zwanzig
Fuss Durchmesser bei verhältnissmässiger Höhe, ein seltsamer Anblick;
und die vorher flache Sandebene wird, in Gräben und Hügel
aufgewühlt, der Ausgleichung durch die Hochwasser überlassen. Am
frühen Morgen werden dann wohl calafaterte Böte bis zur Hälfte mit
Eiern angefüllt, diese mit hölzernen Dreizacken, unseren Heugabeln
ähnlich, zerbrochen, und endlich mit den Füssen zerstampft. Da die
Eier nur sehr wenig Eiweiss bei viel Dotter enthalten, so stellt diese
ganze' Masse einen gelben Brei dar, in welchem Stücke der Schaalen
schwimmen. Man giesst nun Wasser darauf, und überlässt das Gemenge
der Einwirkung der tropischen Sonne, welche bereits nach drei
bis vier Stunden anfangt, das fette Oel, als den leichtesten Bestandtheil,
auf die Oberfläche zu ziehen« Von hier wird es nun mittelst Cujas oder
Löffeln aus grossen Flussmuscheln abgeschöpft , und in irdene Töpfe gesammelt.
Man wiederholt in jedem Kahne das Zerstampfen, Aufrühren
und Abschöpfen zwei bis drei Mal, worauf das Oel grösstentheils
abgenommen ist. Diese Substanz hat jetzt vollkommen die Farbe und
Consistenz zerrührter Eierdotter. Man bringt sie in einen grossen kupfernen
oder eisernen Kessel über ein gelindes Feuer, wo sie mehrere
Stunden lang, unter Umrühren, abgeschäumt und geklärt wird, wobei
sich die gerinnenden Theile, vorzüglich der [Faserstoff, niederschlagen.
Der von hier sorgfältig abgeschöpfte flüssige Antheil wird zum zweiten
Male über noch schwächerem Feuer gekocht, bis keine Blasen mehr
aufgeworfen werden, wo er dann Farbe und Consistenz unseres zerlassenen
Schmalzes hat. Das abgekühlte Schildkröteneierfett (M an teiga
de Tartaruga) wird in grosse, oben weit offene, etwa sechzig Pfunde
enthaltende irdene Töpfe (P o tes) geschüttet, welche, mit Palmblättern
oder Baumbast verbunden, versendet werden. Es ist um so schmackhafter
und reinlicher, je schneller nach dem Ausgraben der Eier, es
gemacht wird, und je frischer diese waren. Bei zweckmässiger Bereitung
verliert es den Geruch der Schildkröten vollkommen, doch behält
es etwas Thraniges im Geschmacke, woran sich nur der Gaumen
der Inländer gewöhnen kann. Wenn die jungen Schildkröten bereits
zu weit entwickelt und an der Sonne in Fäulniss übergegangen sind,'
so werden Geruch und Geschmack höchst widrig, und nur den stumpfen
Sinnen der Indianer kann es dann noch als Leckerei gelten.- Die
schlechtere Qualität wird statt des Brennöles in den Lampen verbraucht.
Die Zahl der P o te s de M a n teig a , welche jährlich auf den Inseln des
Solim oes bereitet wird, beläuft sich auf mehr als acht- (die in der
ganzen Provinz gesammelten auf fünfzehn-) tausend. Folgende Angaben
erhielten wir über den gegenwärtigen Ertrag. Zwischen der Barra
do .Rio Negro und Coari liegen die P ra y a s de Goajaratuva, welche
5oo, das Ongas, die 3öoo, de Ju ru p a ri, die 1200 Potes liefert. Zwischen
Coari und Ega geben die P ra y a d e C am a ra -C o a r i56o und die
von C ataal, 3oo Potes; Uanapiti bei Caigara 36o, A ragari und Ju ri-
mantuba, nächst Fonteboa, 1100, M araud, an der Mündung des Igä,
700, Capiay und C a ld eirä o, nächst Sanct Paulo, 2Öo; G u a ra ria ,
nächst Tabatinga, 5o. (Auch im Madeirastrome wird eine sehr grosse
Menge dieses Fettes bereitet. Die reichste Praya ist die von Tamandud;
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