nern Gewicht bei der Schnauze ergTeifen und schwimmend an das
Ufer ziehen, ja selbst im Kampfe mit dem Kaiman gewöhnlich Sieger
bleiben soll. Auch hier, wie in den meisten Gegenden Brasiliens, ist
die gefleckte Abart häufiger, als die einfarbige schwarze (Tig r e , Jau-
areté pixuna). Bisweilen kommen diese Thiere, von Hunger getrieben,
sogar ih die Ansiedlungeh, wo sie jedoch den Menschen nur gereitzt,
und dann den schwarzen oder farbigen furchtloser, als den weissen,
angreifen.
Die Schifffahrt an der südlichen Küste des Continentes war langsam,
weil der Wind gänzlich fehlte. Wir erreichten daher erst am 1. Oct.
den Grenzposten [Registo] von Parentim, einige Hütten am Fusse eines
etwa 200 Schuh hohen, mit dichter Urwaldung bedeckten Hügels,
der gewissermaassen als ein natürlicher Grenzpunct zwischen den Provinzen
von Para und Rio Negro betrachtet werden kann. Der Gouverneur
der letztern Provinz, erschreckt von dem Gerüchte einer bösartigen
Blatterseuche, welche in der untern Provinz wüthe, hatte ein
Detachement Militzsoldaten mit der Absicht hieher beordert, den Eintritt
aller Reisenden in die obere Provinz einer strengen Controlle zu unterwerfen.
Zwar waren wir, seit mehreren Wochen ohne Berührung
mit den Bewohnern der Ufer, bei dem vollkommensten Gesundheitszustände
der Equipage, überzeugt, dass wir keine Ansteckung mit uns
führen könnten; jedoch durften die heilsamen Maassregeln der Gesund-
heitspolizei durch uns auf keine Weise verletzt werden. Auf der andern
Seite konnten wir uns nicht zu einer vierzehntägigen Quarantaine
in dieser einsamen Wildniss entschliessen, welche uns durch die Qual
unzähliger Mosquiten, schon nach wenigen Stunden eine Hölle schien.
W ir nahmen daher den Vorschlag des commandirenden Unteroffiziers
an, auf einer, mit zehn hier anwesenden Indianern equipirten Canoa
nach F ïlla nova da Rainha vorauszugehen, und unsere Mannschaft mit
den beiden Fahrzeugen unter dem Befehle des uns begleitenden Sergeanten
zurückzulassen, bis eine Erlaubniss der Weiterreise von dem Herrn
Gouverneur in der Fortaleza da Ba r ra eingeholt sey. Eine Schifffahrt
von sechs Stunden brachte uns in jene Villa, welche sich auf dem südlichen,
zwanzig Fuss über das Gewässer erhabenen Ufer, eine halbe Legoa unterhalb
der Mündung des Furo de Abacaxis oder Rio JVlauhe im Amazonas
befindet. Die Ortschaft besteht aus mehreren Reihen niedriger, zum
Theil fensterloser, mit Palmblättern bedeckter Häuschen. Sie besitzt
bei einer Bevölkerung von etwa 600 Seelen, des Namens ungeachtet,
nur die Vorrechte eines Dorfes (L u g a r ). Ursprünglich ist durch die
Mission der Jesuiten der Grund ihrer Bevölkerung mit dem Ueberreste
der Indianer vom Stamme der Topinambazes gebildet worden, welche
sich nach mancherlei Schicksalen und zuletzt von der Mission am See
F'aycurapa, theils hierher, theils nach der Villa de Boim am Tapajöz
gezogen hatten. (Ribeiro §. 17. ffl.) Sie heisst desshalb in der Lingua gerai
Topinambarana (oder Tupinambarand). (2.) Jene ersten Bewohner sind
mit der übrigen indianischen oder halbeuropäischen Bevölkerung so sehr
verschmolzen, dass nur eine grössere Leichtigkeit in der Behandlung
der allgemeinen oder Tupwsprache als Merkmal der ehemaligen Abstammung
zurückgeblieben ist. Ueberdiess sind jedoch während der letzten
vier Jahrzehende neben jenen Indios ladinos, nativos oder Renicarüs
noch Familien von den Stämmen der Paravelhanos, Mundrucus und
IMauhes hier aldeirt worden. Die Ortschaft stand damals inBlüthe, als
sie der Stapelplatz der Reisenden war, welche vom Amazonas aus auf
dem Madeiraflusse nach Matto Grosso oder von dort zurückfuhren; doch
hat sich ihr Wohlstand und ihre Bevölkerung auch gegenwärtig wenig
vermindert, indem besonders von ihr aus Handel mit den Indianern
am Rio lUauhe getrieben, und die Nachbarschaft des an Producten so
reichen Madeira fleissig benutzt wird.. Von den IMauhes holen sowohl
die Brasilianer, als die civilisirten Indianer desselben Stammes Nelken-
Zimmt, Salsaparilha, Cacao und vorzüglich das Guaranä, eine Drogue,
deren Bereitung unter den IMauhes ganz vorzüglich verbreitet ist. Das
Guaranä ist eine Paste von chocoladebrauner Farbe, wenig Geruch
und beträchtlicher Härte. Es dient, fein gepulvert, mit Zucker und
Wasser angemengt, als kühlendes magenstärkendes Getränke, und wird
häufig gleich der Limonade blos des Wohlgeschmackes wegen, ausser-
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