mehrere Pfunde Guaranä zu dem Handelspreise von tausend Réis. Der
Amazonas befand sich gegenwärtig noch in beträchtlicher Anschwellung,
und die Fahrt stromabwärts erheischte grosse Vorsicht. W ir liessen
rings um den Schiffbord in einer Breite von zwei Schuhen grósse Büschel
von Palmblättern befestigen, um das Schwanken zu verringern,
und dem Steuerruder einen halben Fuss in der Breite zusetzen. Nach
diesen Vorbereitungen übergaben wir uns mit frohem Muthe dem gewaltigen
Strome, der uns so schnell abwärts führte, dass wir nach
einer Stunde den Hügel von P arentin hinter uns hatten, der die Grenze
zwischen der Provinz Rio Negro und Para bildet, und am Morgen des
zweiten Tages uns am nördlichen Ufer im Hafen von O b y d os befanden.
Diese Villa, an einem bedeutend hohen Ufer gelegen, geniesst einer
herrlichen Aussicht auf den Strom, dessen ganze Wasserfülle hier in
Einen Körper vereinigt, mit erhöhter Geschwindigkeit vorübergeführt
wird. Die Breite dieser Stelle, des einzigen Engpasses im Verlaufe
des Stromes von dér westlichen Grenze Brasiliens bis an den Ocean, und
der westlichste Punct, an welchem Ebbe und Fluth noch verspürt werden,
wird von den Portugiesen nach einer , durch die Grenzcommission an-
gestellten, trigonometrischen Messung auf 869 Klafter angegeben. Die
Strömung erlaubt keine Sondirung in der Mitte des Stromes; aber unmittelbar
am Ufer bemerkte ich eine Tiefe von zwanzig Klaftern; und
man pflegt desshalb nicht gerade an der Villa, wo das Ufer auf hundert
Fuss steil und ohne Vegetation ansteigt, sondern etwas unterhalb
derselben anzulegen, wo die Fahrzeuge an Bäumen befestigt werden
können. O b y d os (bei den Indianern P auxis') ist in Bauart, Betriebsam-
keitjaind Handel dem benachbarten Santarem vergleichbar, doch etwas
weniger bevölkert. Der wichtigste Handel ist der mit Cacao, der
grösstentheils auf den benachbarten Inseln angebaut wird. Taback,
Salsa, Nelkenzimmt, Reis, Baumwolle, Indigo, Farinha und Pirarucü
bilden die übrigen Ausfuhrartikel. Man hat von hier aus schon öfter
Expeditionen in das nördliche Continent versucht, wohl auch um jenen
goldhaltigen P a rim ä -See zu finden, von welchem eine Sage in dem
Munde aller Leichtgläubigen ist. Einige Tagereisen nördlich vom Strome
hört der Wald auf, und die Reisenden fanden steinige Fluren, Spuren
von weidendem Rindvieh und von herumziehenden Indianerbanden,
wagten aber nicht, die beschwerlichen Märsche weiter auszudehnen.
Die Indianer, welche sich in diesem Gebiete furchtbar machen, sollen
A roaquis seyn.
Eine Tagefahrt brächte uns von O b y d os nach Santarem ; eine
kurze Reise, die aber von vielen Schrecken und Noth begleitet war,
indem der unkundige Pilot uns in der Stromenge einem Sturme aussetzte.
Bei der Höhe des Wellendrangs und den dichten Nebeln, worein
der seit mehreren Tagen anhaltende Regen die Ufer gehüllt hatte,
war es mühsam und gefährlich eine, von Untiefen umgebene Insel, am
Südgestade zu erreichen. Von hier aus aber gelangten wir durch den
Canal Ig a ra p e-agiz, der vom Amazonas in den Tapajöz abgeht, glücklich
nach jener Villa. Hier trafen wir Alles in unruhiger Bewegung.
Oberstlieutenant F r. J. R o d r ig u e z B a r a t a war eben beschäftigt, die im
obern Theile der Provinz ausgehobenen Recruten zusammen, und nach
Para zu bringen, und die Verminderung der arbeitenden Hände regte
den betriebsamen Theil der Bevölkerung ungünstig auf. Die meisten
der zum Kriegsdienst bestimmten Jünglinge waren Indianer,' und ihr
Abscheu dagegen war so gross, dass die Hälfte desertirt waren, ehe
die Expedition Para erreichte. B a r a t a hatte als Sergeant i. J. 1794
eine Reise von Rio Negro durch den Rio Branco nach der Colonie
Essequebo gemacht, um einige Flüchtlinge einzuholen. Seine mündlichen
Berichte gaben uns leider keine sichere Ausbeute für die Geographie
jener so wenig bekannten Gegenden. Auf der Reise von Santarem
stromabwärts erschienen uns zuerst die Hügel, in welche sich das
Land östlich vom Tapajöz erhebt, und weiter abwärts die Berge der
S erra de P a rü . W ir konnten jetzt die Umrisse der einzelnen Berge
unterscheiden, welche sich, von O. her gesehen, als eine ununterbrochene
Kette bildend dargestellt hatten. Der unausgesetzte Regen drohte
einen verderblichen Einfluss auf die Sammlungen zu äussern, und wir
wurden dadurch bestimmt, die projectirte Reise nach M acapä und in