erfuhren w ir , dass sie Alle am Frühen Morgen ein Bad genommen,
und sich dann in ihre Hütten begeben hatten, wo wir die Männer schlafend,
die Weiber mit Kochen beschäftigt, antrafen. Mehrere' dieser
herumziehenden M u ra s werden als gewandte Fischer von den benachbarten
Ansiedlern benützt; denn überhaupt sind alle Höfe in diesen Gegenden
auf Fischfang eingerichtet und berechnet: so auch hier in M a-
nacaru . Ein Ableitungscanal der L a g o a d e M a n a c a rü , welcher sich
in den Stromast mündet, auf welchem wir angekommen waren, ist in der
Nähe der Wohnungen mit einem Dache für die Canoas und einem Gerüste
versehen, worauf die gefangenen Fische ausgeweidet und eirige-
salzen werden. Solche Fischereien sind vorzugsweise auf den Fang des
P ira ru cü berechnet, weil dieser grosse, oft fünfzig bis sechzig Pfunde
schwere, Fisch sich am meisten zum Einsalzen und Trocknen eignet.
Man erlegt ihn mit dem Harpun, oder mit Pfeilen; seltener wird er
in Netzen gefangen. Die Zubereitung in der Fischerei (P e sq u e irö ) ist
einfach und schnell. Kopf, Eingeweide, Rückenwirbelsäule und Schuppen
werden in das Wasser geworfen; das Fleisch wird in grossen Stücken
von den Knochen abgeschnitten, gesalzen und an der Sonne, oder
auch über einem Feuer getrocknet. Unglaublich gross ist die Menge
dieses Fisches, welche alljährlich in den, theils der Regierung, gehörigen,
theils von Privaten unterhaltenen, Fischereien eingesalzen-wird.
Er vertritt hier vollkommen die Stelle des Stockfisches, und macht
die wichtigste Speise der arbeitenden Classe aus. Hier, in dem menschenarmen
Rio Negro, kostet die Arroba des getrockneten Fisches nur
5oo Reis; aber seine Fischerei wird um so einträglicher, je mehr davon
in die untere Provinz versendet werden kann. Die übrigen, kleineren
Fische werden in geringerem Verhältnisse gesalzen und getrocknet,
aber um so häufiger frisch verzehrt. Mehrere Arten der hiesigen
Fische,. namentlich aus der Abtheilung der Salmen, sind von trefflichem
Geschmacke. Die Fischerei des P ira ru cü wird am vorteilhaftesten in
denjenigen Monaten getrieben, wenn der Strom entleert ist, und Gleiches
gilt von. dem Delphin {D elph in u s am azpn icus , nobis, 5*), der uns in
den Gewässern des Amazonas um so häufiger erschienen w a r , je weiter
wir uns nach Westen begeben hatten. Es ward beschlossen, hier auf
diese beiden Thiere für unsere Sammlung Jagd zu machen, und schon
am ersten Tage ward ein grosser Delphin herbeigebracht, den die M u -
ra s harpunirt haften. Dieser Delphin bewohnt die tiefen klaren Buchten
des Stromes und seiner Confluenten, vorzüglich da, wo die Ufer steinig
sind oder aus festem Letten -bestehen. Nicht selten erschienen uns
an solchen Orten ganze Rudel derselben, pfeilschnell an der Oberfläche
des Gewässers herumschwimmetid, untertauchend und im Heraufkommen
plätschernd Wasser um sich herspritzend. Sie erheben bisweilen
nicht blos die spitzige Schnautze, sondern auch einen Theil des
ganz haarlosen, sieben bis acht Fuss langen Leibes aus dem Wasser.
Ihre Nahrung besteht nicht blos aus kleinen Fischen, sondern auch aus
allerlei, in den Strom fallenden, Früchten, z. B. der Inga-, der Sapu-
cayabäume und der Labatia macrocarpa. Man hat den Delphin vom
Amazonas wohl nicht selten für identisch mit dem D elph inu s P h o ca e -
n a , L . gehalten, von dem er sich am deutlichsten durch den schmaleren
Rüssel unterscheidet. Schon das verschiedene Vaterland hätte daran
erinnern können, dass hier zwei verschiedene Thierarten zusammengestellt
worden, r Wahrend die mittlere Temperatur des Weltmeeres
in den nördlichsten Breiten, dem Vaterlande des D . P h o ca en a , nur
wenige Grade über dem Eispunct ist, lebt dieses Wassersäugthier hier
in den Gewässern des Amazonas, deren Temperatur kaum jemals unter
20° R. betragen möchte. Der Delphin (hier Boto) ist übrigens für
die Anwohner des Stromes minder wichtig, als die andern grossen Was-
serthiere, denn sein Fleisch ist hart und von einem etwas thranigen
Geschmacke. Auch ist die Lage weissen Speckes unter der Haut nicht
so ergiebig, als die des Lamantin. Aus dem dicken Felle machen die
wilden Indianer Schilde, und in der Höhle eines reinlich skeletirten Delphinschädels
heben sie bisweilen ihr Paricä- oder Ypadupulver auf. — Die
thierischen Abfalle an der Fischerei hatten eine grosse Menge von Kaimans
herbeigelockt, welche bald ruhig hin und herschwimmend, bald
den Fluss mit dem Schwänze schlagend oder abwechselnd auf- und
untertauchend, sich um die Nähe arbeitender Menschen nicht zu küm-
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