ihren Sitten von den andern Affen ab. Sie leben still und scheu in kleineren Gesellschaften; schlafen
bei Tage zwischen dichten Gebüschen zusammengekrümmt, und gehen bei Nacht auf den Raub
aus. Der katzenartige Blick des Auges, der Gang und allp Bewegungen erinnern an Thiere aus dem
Gcschlechte der Katzen oder der Marder. Die Thiere, welche wir in unserer Menagerie beobachteten,
waren bei Tage, selbst zwischen dem erregenden Geschrei ihrer Nachbarn, stets blöde und zurückgezogen,
Hessen nur selten ein dunkles Gekreische vernehmen, und frassen wenig. Nach Sonnenuntergang
verdoppelte sich ihre Lebhaftigkeit. Sie wurden wie die übrigen mit Früchten und
gekochtem Reise gefuttert, und Schienen dem Zucker sehr zugethän.— ■ Alle diese Affen werfen in
den Gegenden am Amazonas ihre Jungen in den letzten Monaten des Jahres, und es ist sehr auffallend,
dass sie, obgleich so häufig bei Indianern und Weissen gezähmt, dennoch unter keinem Verhältnisse
zur Paarung gebracht worden sind. Man pflegt die jungen Thiere aus dem Neste zu' nehmen,
wenn man sie' zähmen will. Abrichten kann man diese Affen nur mit grosser Mühe; selbst
der starre Wille des Indianers scheitert an der selbstständigenBcweglichkeit dieses menschenähnlichen
Geschlechtes,
(4 .) Das LnuenTF.it der Ihsecteh ist in tropischen Ländern viel stärker, als bei uns. Der phos-
phorichte Schimmer, den Elater noetilucus, ignitus und phosphqgfiiis, Fahr, von’ sich strahlen, über-
trifft den unseres Johanniswürmchens wohl sechsmal an Intensität; ganz vorzüglich aber ergreift das
Phänomen dadurch den Sinn des Betrachters., dass es so häufig und so lebendig ihn ’von allen Seiten
umgiebt. Die Zahl der feurigen Kreise, die in unaufhörlichem Wechsel, bald;näher, bald ferner
um den Reisenden das Dickicht der Wälder erhellen, ist oft so gross, dass es einem künstlichen
Feuerwerke gleicht, und die tiefe Stille der dunklen Nacht erhöht den Eindruck der wundervollen
Erscheinung. Ich habe bemerkt, dass grosse Feuchtigkeit in der Luft, besonders vor oder nach einem
Regen, Einfluss auf die Thätigkeit derThierchen habe: sie kreisen dann mit grössererGeschwin,
digkeit umher, und ihr Schein, bald glänzend helle, T)ald bläulicht oder röthlicht, erhält sich gleichförmiger
stark. An trocknen Abenden, besonders bei starkem Winde, ist die Phosphorescenz viel
schwächer, und dje Thierchen scheinen dann träger. Man bemerkt sie in allen Jahreszeiten, doch
häufiger vom November bis zum April, als in den spätem Monaten. Das Ebengesagte gilt auch von
den Lampyren (port. Luz em Cu, tupir Odm), deren Schein im Allgemeinen schwächer,'ttäber mehr
phosphoricht ist, und deren Flug langsamer in kleineren Kreisen ausgefiihrt wird. Die Zahl dieser
niedlichen Insectcn ist nicht minder ansehnlich, und vielleicht sind die einzelnen Arten nicht so weithin
durch ganz Brasilien verbreitet, sondern mehr auf einzelne Gegenden beschränkt. Wir haben 24
Arten von Lampyrideen » nämlich fünf Phengödes und neunzehn Lampyres aus Brasilien mitgebracht,
deren Mehrzahl in den Gampos der Provinzen Minas und Bahia gesammelt worden war. Die bereits
beschriebenen Arten sind: Phengödes plumicollis, Latr., praeusta, Dej.; Lampyris maculata, Fabr.,
corusca, F., glauca, 01.» thoracica,. Fabr., hesperä, F., pyralis, F ., marginata, F ., pallida, 01.,
lucida, F., occidentalis, 01. ,„ und compressicornis, F. — Die grossen Laternen träger, tupi: Jacyra-
nam-boya, d.,i. Cicaden-Schlange, (Fulgora Diadema und latemaria, L.) kamen uns nur unter dem
Aequator vor; die meisten übrigen Arten ebenfalls in den südlicheren Gegenden, besonders in.den
Urwäldern Minas und Bahia. Wir zählten eilfT^ten: F. latemaria, L ., serrata, phosphorea, adscen-
dens, fasciata, pallipes, Diadema, F ., flammea, Holl., und ausserdem drei noch unbeschriebene Arten.
An keiner beobachteten wir die, zuerst von Frau Mehiah beschriebene, Phosphorescenz, die wir
übrigens unter gewissen Verhältnissen, namentlich nach dem Tode desThieres, um so weniger absolut
läugnen möchten, als wir an einem, im Absterben begriffenen, Herculeskäfer ein entschiedenes
Leuchten wahrgenommenen haben*
(5.) Wir haben den Boto vom Amazonenstrome mit dem Namen Delphinus amazonicus bezeichnet,
weil die geographische Verbreitung dieser Art einen ihrer eigenthümlichsten Charaktere darzustellen
scheint. Es ist wenigstens bis jetzt' kein anderer Delphin bekannt, welcher sich in solcher
Menge, und so vorzugsweise in süssen Gewässern aufhielle. Er kommt nicht blos in dem Amazonas
und Solimods, sondern auch weiter westlich in den Strömen von Maynas, und, wie mir von einigen
spanischen Flüchtlingen in Ega versichert wurde, aucht an den Küsten von Choco und Peru vor.
Diese setzten hinzu, dass er dort in den kühleren Flüssen unverfolgt von den Kaiman« lebe, welchen,
wie bereits Acosta und Uiloa bemerkt haben, die kalten Gewässer der aus den Andes herabkommenden
Küstenflüsse nicht zuträglich sind. Unser Thier stimmt sehr nahe mit der Beschreibung
überein, die Dksmarest von seinem Delphinus Geoffroyi (D. frontatus, Cuv.) giebt, und ist vielleicht
'dasselbe, denn wahrscheinlich stammt der letztere im Pariser Museum von des D. Alex. Ruiz Ferreira
Reise auf dem Amazonas her; jedoch passt die Beschreibung rücksichtlich der, Zahl der Zähne und
der Gestalt der Flossen nicht. Wir charakterisiren die Art folgendermaasseir: Delphinus amazonicus’
rostro longissimo angustissimo, mandibula utraque aequali longitudinc; dentibus subrugosis: maxil-
lae 28, anterioribus conicis simplicibus, posterioribus brevioribus basi dilatatis ibique infus gradu
auctis: mandibulne 29, superiorum forma; corpore toto colore alutaceo -rufidulo subtus pallidiore;
pinna dorsali distincta, elata; pedibus praesertim medio latis, apice subfalcatis. — Zur Vervollständigung
der oben (S. 1086.) angegebenen animalischen Heilmittel der Indianer muss ich hier noch Erwähnen,
dass diese den obersten Wirbelknochen des Boto, so wie des Peixe Boy, in Pulverform als
sehr wirksam gegen Blutflüsse gebrauchen.
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