die Mancb'uCixs, Mauhes, JVliranhas u. s. f. mussten w ir , wenn es um
ihre Bekanntschaft zu thun w a r , in ihren, vom Hauptstrome mehr oder
weniger entfernten, Wohnorten aufsuchen. Nach den hier angeführten
verschiedenen Verhältnissen gelten drei verschiedene Gesichtspuncte für
die Schilderungen von Autochthonen, welche wir dem Leser im Verlaufe
dieses Berichtes noch vorzuführen haben.
Am Morgen des 18. Septembers hatten wir die Ufer von Cuzary,
etwa sechs Fuss hohe Lettenabhänge, am südlichen Ufer des Amazonas
zu unserer Seite. Den ganzen Tag hindurch fuhren wir längs diesem
Ufer hin; und die Indianer brachen mit dem Frühesten des folgenden
Tages auf, so dass uns ihr Rudergesang erweckte. Als wir aus der
Cajüte hervortraten, bemerkten wir eine bedeutende Veränderung des
Wassers; es war nicht mehr schmutzig gelb, wie das des Amazonas,
sondern dunkelgrün und sogar heller, als das des Xingü; wir befanden
uns also in der Mündung des Tapajöz. Bald fuhren wir in diesem
Flusse selbst aufwärts, dessen Breite uns nicht viel geringer erschien,-
als die des Xingü bei Porto de Möz. Gegen Mittag erreichten wir die,
zwei Legoas oberhalb der Mündung am östlichen Ufer gelegene, Villa
de Santarem, wo wir uns beeilten ans Land zu gehen, um von den
vielen Mühseligkeiten der bisherigen Reise auszuruhen. Santarem, in
der Lingua geral Tapajöz genannt, ist die wichtigste Villa am ganzen
Amazonas, und ihre Lage verbürgt schnelles Aufblühen und Reichthum,
bei zunehmender Bevölkerung dieser Gegenden. Sie liegt auf einem
ungleichen Grunde, der sich zwölf bis dreissig Fuss über den Strom
erhebt. Mehrere Reihen einstöckiger Häuser bilden eine Haupt- und
mehrere Nebenstrassen, und tragen das Gepräge von Reinlichkeit und
häuslicher Bequemlichkeit. Die neue Kirche, deren Bau noch nicht vollendet
war, zeugt von Geschmack und guter Anordnung. Sie ist mit zwei
niedrigen, viereckigen Thürmen versehen; eine in den nördlichen Provinzen
Brasiliens häufige Bauart. Hier, wie in den übrigen Ortschaften
des Innern von Para, bestehen die Wände der Häuser gewöhnlich
aus hölzernen Pfosten, welche mit Flechtwerk verbunden, dick mit
Letten beworfen und weiss bemahlt werden. Das Dach ist entweder
von Hohlziegeln, oder von Palmblättern. Nur wenige Häuser haben
einen gemauerten Grund und Untermauern von Bruch- oder Backstei-
hen. Die Zimmer sind geräumig, und bisweilen statt der Fenster gegen
die Strasse hin mit Thüren versehen, weil sie im vorkommenden
Falle auch als Waarenlager benutzt werden sollen. Oft ist die Zahl
der Gemächer in einer Reihe nicht unbeträchtlich, und wird, nach dem
Bedürfnisse, in Wohnungen für mehrere Familien abgetheilt. Die Höfe
hinter den Häusern sind durch niedrige Lehmwände von einander getrennt,
und enthalten gemeiniglich einen offenen Hangard, unter dem
gekocht wird, und Hütten für die Dienstboten des Hauses, die grössten-
theils Indianer, selten Neger oder Mulatten, sind. Statt der Glasfenster
sieht man fast überall nur Läden von Holz oder von feinem Flechtwerk.
Die Fussböden sind selten getäfelt, gewöhnlich mit Backsteinen ausgemauert,
oder, besonders in ärmeren Wohnungen, nur mit gestampftem
Letten ausgeschlagen. Die Thüren bestehen fast überall aus zwei Flügeln
, deren jeder aus einem einzigen Brette gearbeitet ist. Die Wände
werden mit weissem oder gelblichem Thone (Tabatinga) bemalt, von
dem mächtige Lager in den Flüssen Vorkommen; um dieses Material
inniger zu binden, wird es nicht blos mit Wasser, sondern theilweise
auch mit der zähen Milch der Sorveira, eines Baumes aus der Familie
der Apocyneen (Collophora utilis, Mart.) angemengt. Dieser einfachen
und anspruchslosen Bauart entspricht auch die Einrichtung der Zimmer.
Feine Meubles sind selten, obgleich manche der edelsten Holzarten, wie
z. B. die Moira-pinima (bei uns wildes Rosenholz genannt), einheimisch
und leicht zu erhalten sind. Gewöhnlich findet man Stühle mit Rohr-
Geflecht oder mit Leder überzogen, statt der Sopha’s einige von weis-
ser Baumwolle in zierlichen Mustern gewebte, nicht durchbrochengestrickte
, Hangmatten und einen kleinen Spiegel. Statt der Leuchter erscheinen
grosse messingene Lampen, in denen aus mehreren Dochten
das Oel des Wunderbaums brennt. Die Anzahl der Einwohner von
Santarem, welche in den Kirchenlisten eingetragen sind, erhebt sich
nicht viel über zweitausend; rechnet man aber alle zerstreuten, zum
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