schätzbaren Corografia brazilica übereinstimmend, dennoch im Allgemeinen ein irriges Bild von
ihm giebt,. Ich halte es daher für meine Pflicht, eine, an allen mir bekannt gewordenen That-
sachen geprüfte und verbesserte Darstellung desselben beizufugen, welcher eine kurze Geschichte
der Beisen auf und der Niederlassungen an ihm als Einleitung dienen mag. Seit Anfang des
achtzehnten Jahrhunderts ward der nördliche Theil des Madeira, namentlich bis zu den Katarakten
(in ,8° 48' s. B.) von Einwohnern der Provinzen Para und Rio Negro besucht, welche die
schätzbaren Naturerzeugnisse seiner Ufer: Salsaparilha, Cacao, Nelkenzimmt, Schildkröten und
Schildkröteneier, einsammelten. Immer betrachtete man jedoch diese Reisen als Wagniss, sowohl
wegen der bösartigen Fieber, als wegen häufiger Angriffe feindlicher Indianerhorden, unter
denen die Muras und Torazes die gefürchtetsten waren. Ohne den Reisenden offenen Widerstand
entgegenzusetzen, überfielen sie sie bei Nacht an Stellen, wo heftige Strömung ihre Aufmerksamkeit
und die am Ufer Kschäftigte Mannschaft theilen musste, und-i ermordeten kaltblütig,
was-in ihre Hände oder in den Bereich ihrer Pfeile kam. Die Expeditionen auf dem
Madeira mussten desshalb stets von Bewaffneten unterstützt seyn, und wenn irgend eine Noth-
wendigkeit eintrat, sich an einem Orte längere Zeit aufzuhalten und einen Platz zum Bivouac
zu reinigen ( fazer Ärrayal), so pflegte man diesen mit Pallisaden zu umgeben. Um diese
Feinde zu schrecken und zurückzutreiben, ward i. J. 1716 ein Streifzug unter Befehl des Cap,
Mor von P ari, Jodo de B arros da Guerra arigeordnet, welcher, so wie alle frühere Reisende
nur bis zu den Fällen, gemeiniglich eine Reise vo,n fünf und zwanzig Tagen, vordrang. Durch
diese und einige fast gleichzeitige Expeditionen erhielt der Generalgouverneur von Parä, Joao
da Gama da M a y a , die Kunde, dass sich oberhalb der Katarakten Niederlassungen von Europäern
befänden, und hiedurch veranlasst sendete er den Cap. F ranc, de M ello Palheta i. J.
1723 ab , genauere Nachrichten einzuziehen.. P alheta, der als Entdecker dieses Flusses angesehen
werden muss, besiegte die Katarakten, kam an die Vereinigung des Guapord mit dem
Mamore, folgte, von einem dort gefundenen spanischen Indianerboote geleitet, dem letzteren
Strome bis zu der Spanischen Mission/von Exaltacion de la S. Cruz de los Cajubabas und
kehrte auf demselben Wege nach Par i zurück, ohne dass jedoch die von ihm gemachten geographischen
Entdeckungen bekannt gemacht worden wären. Bei Gelegenheit dieser Expedition
des P alheta gründeten die portugiesischen Jesuiten eine Aldea solcher Indianer, welche sie zu
Niederlassungen am Madeira bewegen konnten, an der Mündung des Gi-Parana oder Rio do
Macbado. Diese Colonie ward aber durch die feindlichen Indianer gezwungen, weiter stromabwärts
zu ziehen, bis sie endlich i. J. 1756 den Grund zur Villa de'Borba (ursprünglich
Aldea de Trocano) legte. Eine andere jesuitische Aldea, anfänglich am Furo Topinambarana oder
Irarid gegrüiidet, und später an die Einmündung desselben in den Madeira verlegt, Aldea de
Abacaxis, ward durcli die Wuth mehrerer Blattern - und Maserepidemien zerstört. Während
der untere 'theil des Madeira die Portugiesen beschäftigte, begannen die spanischen Jesuiten
mehrere Aldeas am Mamore und Baures, so 'wie einDecennium spater (1742.) auf der Ostseite
des Guapore S. Roza anzulegen, wo sie eine bedeutende Anzahl von Neophyten vereinigten.
Die Bewohner von Mato Grosso, gewohnt das Land zu durchstreifen, um Goldmirien aufzufinden,
kamen zu Schiffe (1736— 1737.) in jene abgelegenen Missionen, mit denen sie einen
einträglichen Handel anfingen, bis dieser den Jesuiten von ihrem Obern in S. Cruz de la Sierra
verboten wurde. Bei Gelegenheit einer solchen Handelsreise trennten sich drei portugiesische
Abentheurer in Exaltacion von den Ihrigen, und gelangten, die Ersten,' i. J. 1742 auf dem
Mamore, Madeira und Amazonas nach Para, wo sie als Landstreicher gefangen genommen
ünd nach Lissabon gesendet wurden. Einer von ihnen, JoaquimFerreira Chaves , befreite sich,
kam über Maranhäo, Goyaz und Cujabä nach Mato Grosso zurück, und gab dort die erste
Kunde von der Ausführbarkeit einer directen Handelsverbindung zwischen diesem westlichsten
Binnenlande Brasiliens und Para. Nach diesen Vorgängen ward auf besonderen Befehl des
Königs eine zahlreiche Expedition ausgerüstet, um die ganze Reise von Para bis Mato Grosso
auszuführen, und besonders Aufschlüsse über die Verbindungen zwischen beiden Gegenden zu
erlangen, welche die spanischen Missionen nicht berührten. Joze Gonsalves d a F onseca, einer
der Reisenden, ward mit der Führung des Tagebuchs beauftragt. (Vergl. oben S. 971.) Die
Expedition verliess Pard am 14. Juli 1749* und gelangte am 15. April 1750.’ nach S. Fr. Xav.
de Mato Grosso. .Obgleich ohne viele sichere Resultate für die Geographie, war diese Reise
dennoch von grossen Folgen rücksichtlich der Handelsverbindungen zwischen beiden Ländern,
welche von nun an während dreissig Jahren immer häufiger wurden. Vielleicht war sie auch
die indirecte Ursache, dass die spanischem Jesuiten i. J. 1753 ihre Niederlassungen am Guapore
wieder aufgaben, und sich nach Westen in die, Provinz Moclios zurückzogen. Während dieser
Zeit wurden die feindlichen Indianer am Madeira theils verscheucht5^ theils zum Frieden bewogen,
so dass die Expeditionen gegenwärtig wenig mehr von ihnen zu fürchten haben. Für
die Geographie des Madeira geschah Alles, was bisher bekannt ist, durch die Astronomen
P ontes und L acerda,, und den Naturforscher Dr. Alex R oiz F erreira, welche i. J. 1782 von
Para aus den Madeira hinauf nach Mato Grosso schifften, und mehrere Puncte astronomisch
bestimmten, ' ehe sie s i c h e r Jahre später nach Cujabd begaben. Einem Mitgliede der Grenz-
commission, R icardo F ranco de Almeida Serra, der lange Zeit in Mato Grosso blieb, und
daselbst interimistisch gouvernirtc, verdanken wir zur Zeit die genauesten Nachrichten über den
Madeira und die Provinz Mato Grosso überhaupt. (S. Patriota, Jornal do Rio de Janeiro i8>4*
III. 1. p. 14. AI.) Bisher konnte aber weder <die Fruchtbarkeit und der natürliche -Reichthum
dieses Flussgebietes, noch die Wichtigkeit desselben als Handelsstrasse eine Zunahme Yon
Niederlassungen veranlassen. Die Brasilianer haben ^neuerlich oberhalb der .Katarakten das De-
stacamento de S. Joze do Ribeirao, an dem Falle dieses Namens angelegt , um die feindlichen
Indianer in Furcht zu erhalten, und die Reisenden auf dem Madeira mit Provisionen zu unterstützen.
Dieser Posten ist aber sehr schwach, und ganz, von den Zufuhren aus dem Rio Guapore
abhängig. Unterhalb der Fälle besteht gegenwärtig nur die Villa de Borba, wegen der
Ungesundheit ihrer Lage verrufen, ein Deportationsort, wozu es nebst mehreren Plätzen in
Rio Negro und Solimoes i. J. 1791 bestimmt worden war, nachdem man, wegen Zunahme
der Bevölkernng den östlicheren Theil des Estado do Para nicht mehr, wie früher, zu gleichem
Zweck verwenden konnte. Eine andere am Strome angelegte Colonie, die Villa do Crato, soll
neuerlich wieder verlassen worden seyn. .
Was mir über die Geographie des Madcirasfromes zu sagen übrig bleibt, mag ebenfalls
hier, zugleich mit den Bestimmungen der portugiesischen Astronomen, Platz finden.