wieder ausmündet, war die Fahrt hoch nicht zu machen. Es ist nur für Meine Nachen zur
Zeit, wenn der Strom ganz roll ist, zu passiren. Wir waren um 10 Uhr Morgens abgereist, und
nachdem wir an zwei Mündungen von Furos vorüber waren , kamen wir am Abend 7 Uhr in
Caypara oder Alvaraes (1.) an. Links ein Lago von ganz schwarzem Wasser. In dem rings
von Wasser und Wald umgebenen Orte hatten wir wahrend der Nacht die erste Probe der
Mosquiten zu bestehen; so dass ich mich nur geschwinde in ein vorher ausgeräuchertes und
wohl verschlossenes Zimmer einsperrte, um die Nacht ruhig hinbringen zu können. Ich hatte
Gelegenheit, Erkundigungen über die Sprache der Uainumas, einer Nation vom Yupurü mit
durchlöcherten Nasen und Ohren, und über die Jumanas einzuziehen. Die letzteren haben um •
den Mund herum ein tatowirtes Oval, das bei den Männern breiter ist, als bei den Weibern,
und vom Mundwinkel gegen die Ohren hin eine Linie. Sie nehmen ein gutes und ein böses Wesen
an, die sie Uauüloa und Locozy nennen. Beide wohnen oberhalb der Erde, gegen die
Sonne zu. Das böse Wesen furchten sie; vom guten glauben sie, dass es nach dem Tode
erscheine, um Früchte mit dem Todten zu essen, und seine Seele mit sich in seine Wohnung
zu nehmen. Der Leichnam wird mit zusammengekrümmten Extremitäten, das Antlitz gegen
Sonnenaufgang gerichtet, zugleich mit den dazu zerbrochenen Waffen, und einigen in den
Schooss gelegten Früchten, in einem grossen irdenen Topfe begraben. Auf das Grab legen sie,
unter Heulen und Tanzen, Früchte und die Kleider des Verstorbenen, welche nach einigen
Tagen wieder weggenommen, und den Kindern gegeben oder verbrannt werden. Ein Trinkfest
schliesst nun die ganze Ceremonie. Das Grab machen sie von aussen unkenntlich, damit
es nicht von Feinden bestohlen werden möge. Die Frau wird durch Geschenke von den Ael-
tern erlangt, besonders von Nahrungsmitteln. Der Häuptling hat das jus primae noctis. Die
Heurath wird mit Tanz und Gesang gefeiert. Sobald das Kind zu sitzen vermag, wird es mit
der Abkochung gewisser Blätter bespritzt, und erhält einen Namen von seinen Vorvätern.
Diese Namen sind verschieden für die beiden Geschlechter, z . B. Maicayu für ein Mädchen,
Apailacare, Euxapuya, Payan für Knaben. —? Den 8. Decbr. kehrten wir zur Barra des Lago
zurück, und segelten darauf an der Ponta de Parauari, nach de la Condamine der ehemaligen
Alded do Ouro des T eixeira (2.), jetzt ohne Povoation, vorbei. Bald darauf hatten wir zu
unserer Rechten hinter einigen Inseln die Mündung des berühmten Yupura, auf welchem mein
treuer Leidensgefährte seine Reise bis zum spanischen Gebiete fortsetzpn sollte.. Der Yupura.
gehört zwar zu den Flüssen zweiter Classe, erstreckt sich aber weit jenseits der Serra das
Araras hinaus, und ist noch zum Theil von menschenfressenden Gentios bewohnt. Dahin gehören
vorzüglich die Miranhas. In der Körperbildung kommen auch diese mit den, übrigen
Indianern Brasiliens überein. Die Hauptkennzeichen der americ. Rape sind: die röthliche Farbe
von verschiedenen Graden der Dunkelheit, die verhältnissmässig stärkere Breite als Länge aller
Theile. Statur Mein (Indianer von fünf und einem halben bis sechs Fuss sind seifen); kurzer
Hals; breites Becken, aber noch breitere Brust und Schulterblätter; starke Brüste, kurzeFüsse;
die Planta pedis gegen vorn breit; die grosse Zehe bei den Meisten abstehend, bei Allen aber
der Fuss gegen die Zehen hin ausserordentlich breit; kurze Hände; Nägel an Händen und
Füssen kurz und breit; der Nabel nicht so wulstig hervorstehend, wie bei den Negern, sondern
mehr einwärts gezogen. Die Haare schwarz, steif, wie bei Pferden, mehr oder weniger lang.
Der Kopf rundlich, breit; Mittelhaupt breit; Hinterhaupt nicht so länglich hervorstehend, wie
bei dem Neger, sondern zugerundet. Stirne breit, niedrig, etwas rückwärts geneigt; die Stira-
Höhlen hervorstehend. Gesicht breit, rundlich, seltner schmal oval; Jochbeine hervorstehend;
Nase meist flachgedrückt; Nasenlöcher weit, etwas seitwärts und nach oben gerichtet; Augen
Mein, braun, schwarz; Augenhöhlen seitwärts abstehend; Augenbraunen breit, schwachbehaart,
gewöhnlich gegen die Nase herab, und eben so nach Aussen verlaufend ; >Mund breit; Unterlippe
nicht so stark als die Oberlippe, beide minder wulstig, als beim Neger. Zähne schön
weiss; Vorderzähne wie bei Wieseln und andern Fleischfressern. Kinn nicht wie bei den
Negern, sondern zugerundet. — Monstrositäten sind unter den Indianern auch desshalb selten,
weil sie die unregelmässig gebildeten Kinder gleich nach der Geburt umbringen und begraben.
Doch hat man erwachsene Indianer mit vier Fingern oder Zehen gesehen. — Der Körperbau
des Negers ist dagegen sehr verschieden. Alle äussern Theile sind mehr lang gestreckt: lange
Arme, Hände und Füsse, schmale Brust. Das Becken ist ebenfalls schmal, jedoch breiter in
Vergleichung mit dem Kopfe und der Brust. Die Jochbeine sind schmal; das Kinn' länglich
u. s. f. Bei den Mischlingen .der Rapen macht sich überall ein Vorwalten der körperlichen
Eigenschaften des Vaters bemerMich. Die Kinder von einem Vater caucasischer Abkunft und
einer indianischen Mutter nennt man auch hier, wie im übrigen Brasilien, Mamelucos. Mischlinge
aus Negern und Indianern werden bald Cetfusos, bald Cabres, die aus Negern Und Weis-
sen werden vorzugsweise Mestifos {Carybocas) oder Par dos, Mulatos genannt. Ich habe eben
ein recht» charakteristisches Exemplar eines Cafuso vor mir, dessen Vater ein Neger und dessen
Mutter eine röhe Tapuüja war: die Eigenthümlichkeit der Negerbildung herrscht über die
des Indianers vor, wie z .B . : das Gesicht ist nicht so länglich, wie bei dem Neger,, die Lippen
sind zwar wulstig, dennoch ragt die untere nicht über die obere vor. Der Oberkopf ist runder,
als beim Neger. Die Nasenwurzel mehr eingedrückt, als gewöhnlich beim Indianer der Fall
ist; die Augen mehr gewölbt. Die Extremitäten länger, schlanker, als bei dem Indianer, eben
so die Fusssohle. Die Hinterbacken mehr als bei dem Indianer, weniger als bei dem Neger,
hervorragend. Die Brust viel schmaler als bei dem Indianer. Die Stellung des Kopfes auf dem
Rumpfe in einem schieferen Winkel, als bei dem Europäer, eben so wie bei dem Neger. Die
Haare nur wenig, gegen das Ende hin, gekräuselt, nach unten zu fast schraif. Ein anderer
Mestize, dessen Vater ein Indianer, dessen Mutter eine Mulattin waren, hat alle Dimensionen
breiter, als der eben beschriebene. —
Unter abwechselndem Wetter bin ich vor den Mündungen des schwarzen Lago de Cupacd
und der Meinen1 Flüsse Yauato und Bare vorbei, und innerhalb der, durch Inseln gebildeten,
Canäle Comatid und Maicoapani an den Rio Yurud gekommen. Dieser Fluss, von etwas
hellerem Wasser , als der Solimoes, ist bis jetzt noch sehr wenig bekannt, und tief im Innern
gar nicht befahren. (3.) Bei seiner'Mündung hat er beinahe.eine Viertelseemeile,Breite. Er
wird von den Indianern Catauuixf&i Catuquinas, Caripunas, Canamares u. s. w. bewohnt,
und hat einen unglaublichen Reichfhüm von Cacao und Salsaparilha. Der zuckerige Saft im
SaarnenÜberzug des Cacao giebt eine Art Wein, welcher ein sehr erfrischendes Getränk ist.
Eine sonderbare Sage spricht von kurzgeschwänzten Menschen, Coatd-Tupuüja, die am Yurud
wohnen sollen. Obgleich sie am Solimoes allgemein verbreitet ist, konnte ich doch keine sicheren
Nachrichten darüber einziehen. Richtiger mag eine andere Sage seyn, dass es einen
zwergartigen Indianerstamm, die Caudnas, gäbe, dessen Individuen nur drei bis vier Spannen
hoch seyen; zum wenigsten sahen wir iiy der Barraeinen am Yurud gebornen Indianer, der,
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