Affen Coati, den zottigen Bärenaffen, blane Frösche, verschiedene Colibri, viele Insecten, die
grünen Eier-des Inambü u. s. f., und es schien, als lebten diese Indianer in einer an Nahrung
viel reicheren Gegend als ihre Nachbarn am Yupurä, die sich, wegen fast beständig herrschenden
Mangels an Wildpret, an-das Hungern gewöhnen müssen. Auch mehrere Ingas, deren
lange süsse Hülsenfrüchte gegessen werden, bieten den Cauixdnas eine angenehme Nahrung.—
Am 24- December gelangte ich in das'Militärquartier am Rio Içà , welcher in N. W . an der'
Cordillère entspringt, wo er Putumayo genannt wird, und seine schwärzlichen Gewässer auf
der Nordseite in den Solimoês ergiesst» Meine Ankunft ward durch eine nächtliche Illumination
gefeiert, wobei man Schildkrötenbutter in Pomeranzenschaalen brannte» Zweihundert der
schönsten Indianer vom Stamme der Passés, mit schwarztatowirtcn Gesichtem, ganz nackt,
Einige mit langen Stangen in der Hand, Andere mit Rohrpfeifen, marschierten in Reih’ und
Glied auf, mit den Frauen und Kindern hinter sich, bald einfache, bald doppelte Kreise bildend.
Einen ähnlichen, ebenfalls nationalen, Militärmarsch führten, abwechselnd mit Jenen,
die minder zahlreichen Juris aus. Beide Nationen sind die vorzüglichsten Bewohner des unteren
Rio Ipd. Bei den Passés steht der Zauberer (Pajè) in grossem Ansehen. Er erscheint bald
nach der Niederkunft, und giebt dem Kinde einen Namen. Die Mutter durchlöchert dem Kinde
die Ohrläppchen. Die Kraft und Unempfindlichkeit des Knaben wird durch Ertheilung von
Hieben geprüft. Angehende 'Jungfrauen müssen, in der Hütte aufgehängt, ein monatlanges
Fasten überstehen. Die Wöchnerin bleibt nach der Geburt einen Monat lang im Dunkeln, und
darf nur Mandiocca essen; dessgleichen der Mann, welcher sich während dieser Zeit schwarz
färbt, und auch im Netze bleibt Das Einblasen des Paricapulvers und Clystiere vom Absud
desselben sind hier üblich. Die Häuptlinge haben gewöhnlich mehrere, die Uebrigen nur eine
Frau. Jus primae noctis findet nicht Statt. Maskenfeste sind häufig. Die Todten- werden in
eine runde Grube begraben. Nur die Leiche des Principals wird begleitet; seine Waffen werden
über dem Grabe verbrannt. Neben ihnen findet man noch Indianer vom Stamme der
Jumanas, Miranhas, mit durchlöcherten Nasenflügeln , Ujaquas und Ariquenas, mit lang herabhängenden
Ohren, auch Muriatés, deren Weiber sich sogleich nach dér Geburt in den dicksten
Wald verbergen, damit der Mondschein ihnen und dem Säuglinge keine Krankheit verursache.
Yon den Juris ist die, hie und da in Südamerica übliche, Sitte bekannt, dass sich, der Mann,
sobald die Frau geboren hat, in das Netz legt, und von dieser bedienen lässt. Der Ipd (6.)
war ehemals von den Spaniern bis an seine Einmündung besetzt. Gegenwärtig aber hat sich
das Militärcommando desselben, beim Vorrücken der Portugiesen, auf dfeissig Legoas zürück-
gezogen. — Der Regen setzt von nun an keinen Tag aus, und vermehrt die Ungesundheit des
Klima. Während eines zweitägigen Aufenthaltes erkrankten mehrere Indianer der Begleitung,
unter Andern auch der Pilot, an kalten Fiebern ; jedoch wurden sie durch Brechmittel wieder
hergestellt. Da ich selbst einen Anfall verspürte, so machte ich von demselben Mittel Gebrauch
und reiste ohne-Verzug ab. Vom Ipd kehrte ich in den Solimoês zurück, setzte hier, wo er
schon eine geringere Breite hat, an das südliche Ufer über, und übernachtete in einer Fazenda,
Maturd, wo mir am nächsten Morgen sieben Passés in einer Stunde gegen fünfzig Affen, und
eben so viele grosse Waldvögel mit dem Blasrohre erlegten. Von hier kam. ich über Castro
d'Avdlaês, einer ehemals gutbevölkerten, jezt aber nur von drei Familien.bewohnten, Ortschaft
am 5o. December in Olivenza, (7.) oder, wie es sonst genannt wurde, S. Paulo an. Diese
Villa (S. die Ansicht im Atlas) liegt am südlichen Ufer des Solimoes', ; das hier gegen hundert
Fuss hoch ist, und durch seine Grasfluren, welche die' nächste Umgebung bilden, eine hier
seltene Annehmlichkeit gewährte. Auch hier bemerkt man dieselben bösartigen Fieber, woran
auch die Indianer der Equipage, Einer nach dem Andern, alsbald zu erkranken anfingen. Die
Einwohner behelfen sich mit allerlei Pflanzen, die hier wild wachsen. So gebrauchen sie den
Caquetd gegen Ruhr, Parica-rana gegen den chronischen Ausschlag Curuba, Cad-Catinga gegen
das Fieber, S. Maria gegen Zahnweh und Krämpfe, Marupd gegen Diarrhöe, Cataure gegen
rheumatische Schmerzen, Pdo Cruz, gegen Blutflüsse. *) Auch meine Gesundheit verschlimmert
sich täglich. Ein Katarrh, der mich schon drei Wochen lang verfolgt, wird immer asthmatischer
; der Körper zehrt zusehends ab, und nur der Gebrauch warmer Bäder vermag mich
einigermaassen zu erhalten. Die hiesigen Einwohner sind Campevas, Tecunas, Culinos, Aray-
cus, Völker,, die alle nackt gehen, und den Körper auf verschiedene Weise bemalen. Die
Mädchen der, als gute Läufer bekannten , Culinos werden, wenn sie in die Periode der Mannbarkeit
kommen, in einem Netze in den Giebel der Hütte aufgehängt, wo sie, dem beständigen
Rauche ausgesetzt, so lange fasten müssen, als sie es nur immer aushalten können. Bei den
Araycus muss der Jüngling für die, ihm schön als Kind bestimmte, Braut lange Zeit vorher
jagen, und alle Sorgen des Hausvaters tragen, ehe er mit ihr verheurathet wird. Eine noch
seltsamere Sitte, die aber gegenwärtig zum Theil schon ihre Ausübung verloren hat, herrschte
bei den Campevas. Sie pflegten die Kinder in einer kahnähnlichen Wiege festzuschnüren, und
dem Schädel durch aufgebundene dünne Bretter eine mitraähnliche Gestalt zn geben. Ihnen
ist auch die Sitte eigen, ihre Pfeile mittelst eines ausgehöhlten Holzes (Palhetta, Estolica) abzuschleudern.
Uebrigens wird diese Nation als sehr gutmüthig und redlich geschildert. — Ihre
Sprache hat sehr viele Worte mit der Tupf gemein. Auch, hier gilt der Gebrauch, die Jünglinge
durch Geisselung zu prüfen, und die Jungfrauen einzuräuchern. Die Wöchnerin darf nur
die Schildkröte Tracajä und Fische, nicht aber Säugthiere, essen; gleiche Diät hält auch der
Mann so lange, bis der Säugling sitzen kann. Nach einem Todesfall verschliesst sich die Familie
des Verstorbenen einen Monat lang, unter beständigem Heulen; die Nachbarn müssen :sie
während- dieser Zeit durch ihre Jagd ernähren. Das Begräbniss findet in der Hütte statt, und
zwar wird der Principal in einem grossen .Topfe begraben. — Die Ausbeute auf der Jagd war
liier so gross, dass ich fast jeden Tag eine Kiste mit ausgebalgten Thieren anfüllen konnte.
Nach fünf Tagen verliess ich die Villa, nachdem zuvor kleine Kähne in die Wälder abgeschickt
worden waren, um zu jagen und ethnographische Merkwürdigkeiten einzusammeln. Ich reiste
von hier über die Villa de S. Joze (8.), welche gegenwärtig wieder in einen Wald verwandelt
ist, nach Tabatinga (9.), wo ich am 9. Januar 1820. ankam. Dieser Ort (S. die Ansicht im
Atlas) ist das Grenzquartel der Portugiesen gegen Peru am Solimo£s, der westlichste Punct an
diesem Strome, und fast fünfhundert französische Meilen von Parä entfernt. Es befindet sich
hier ein Commandant der Militz mit zwölf Soldaten. Der Handel mit den spanischen Provinzen
in Westen scheint ehemals stärker gewesen zu seyn, als gegenwärtig. Man sieht noch
die Ruinen eines schönen Gebäudes, welches die, unter P ombal errichtete, Handelscompagnie
von Gross-Parä und Maranhäo zur Niederlage erbaut hatte. Die Festung, mit einigen verro*)
Parica-rana eine Acacia, Erua de St Maria das Chenopodium ambrosioides, Marupd die
Simaruba. Pdo Cruz wahrscheinlich eine Caesalpinia. Zu den Arzneipflanzen dieser Gegend gehören
noch das Pdo de S. Joze und das Pdo doce (eine Vochysia?) Mabtius.