lieh werden die Thiere mit Heulen erschlagen , was wir zur Erhaltung
des Skeletes vermeiden wollten. Es ist bekannt) dass die Wilden aus.
ser der eben beschriebenen Weise, den Kaiman zu tödten, noch die
einfachere üben, ihn seines Gebisses zu berauben, indem sie ihm ein
weiches Stück Holz Vorhalten. Hat er sich darin verbissen, so kann
man ihm ohne Gefahr den Kopf zerschmettern. So mährchenhaft es
auch klingen mag, ist es doch wahr, dass die Indianer dem Thiere
bisweilen auf den Rücken springen, und ihm das weiche Holz der Am-
baüva wie einen Zaum in den Rachen geben. Uebrigens zielen sie immer
nach den Augen, wenn sie sich, was nicht selten geschieht, von
dem Thiere überfallen sehen; und die kleinste Wunde veranlasst es
dann, von seiner Verfolgung abzustehen. — Nach dem Fange eines
Krokodils blieb uns noch ein dritter Bewohner des Gewässers übrig, den
wir ebenfalls in Manacarü erhielten, nämlich der Lamantin oder Manati
(Manatus americanus, Cm?., in der Lingua geral Goaravä, Goaragoä).
Dieser Wall scheint früherhin in Brasilien häufiger gewesen zu seyn,
als jetzt. Er bewohnte die Küstenflüsse zwischen Rio de Janeirp und
Maranhäo, und wurde von den Ansiedlern wegen seines Thrans so stark
verfolgt, dass er gegenwärtig fast ausgerottet ist. Nur im Rio de S.
Francisco kommt er bisweilen vor. Um so gemeiner ist er aber immer
noch im Amazonenstrom und in seinen grösseren Confluenten.
Wegen der Aehnlichkeit mit einem Ochsen nennen ihn die Portugiesen
Ochsenfisch {Peixe B o y ), die Spanier Seekuh {V'aca marina). Man sieht
oft mehrere im ruhigen Wasser beisammen, vorzüglich in den stillen,
tiefen Buchten des Stromes. Seine Jagd wird, nicht wie die des Delphins
in der Stromleere, sondern, während der Hochwasser angestellt.
Man harpunirt ihn wie den Wallfisch, vorzüglich um des Thranes willen,
wovon von einem sogenannten Thranfische (Peioce B o y de Azeite,
vielleicht dem ausgewachsenen Männchen?) 480 bis 5o'o Gallonen ausgesotten
werden können. Das sehr weisse, dem Schweinfleisch ähnliche,
mit Fettlagen wechselnde Fleisch, besonders des Unterleibes, ist
ein treffliches Gericht. Ich erinnere mich nicht, in Brasilien eine köstlichere
Fleischspeise genossen zu haben. Man macht daraus, mit den
Därmen des Ochsenfisches selbst, sehr wohlschmeckende Würste (in
der Lingua geral Mixiras, von Mixire, braten), welche als Seltenheit
nach Portugal versendet werden. Die Indianer gebrauchen das Fett des
Lamantin wie das des Kaimans. *) Unter den erheiternden Beschäftigungen,
denen wir uns in Manacarü hingeben konnten, muss ich auch
noch des Vogelfanges erwähnen. Die Wälder, besonders des inneren
Festlandes, sind mit schönen Taubenarten zahlreich bevölkert, und obgleich
es diesen Thieren nicht an Futter fehlt, suchen sie doch mit
grosser Begierde die ihnen vorgestreuten Gerstenkörner auf. Dieser
Köder ward über Nacht in frisch ausgepressten Mandioccasaft eingeweicht,
ein sehr gefährliches Gift für sie. Wenn sie genug der Körner
gefressen hatten, vermochten sie nicht, wieder aufzusteigen und
fielen zuckend in unsere Hände. Es ist bekannt, dass manche Pflanzer
*) ®er Lamantin erreicht in den Gewässern des Amazonas, Rio Negro und Solimoes eine
Grösse von fünfzehn, ja bisweilen sogar von zwanzig Fuss, und wiegt dann siebzig bis achtzig
Centner. Der dickste Theil des Leibes misst in diesem Falle im Umkreise zwölf bis fünfzehn Fuss.
So hässlich im Allgemeinen die Form des ungeschlachten Thicres ist, liegt doch in den Zügen
des dicken, stumpfen, nicht mit Unrecht dem eines Kalbes verglichenen Antlitzes jener Ausdruck
stiller Friedfertigkeit, womit das Thier, wenn auch nicht in grösseren Haufen zusammen,
doch paarweise nebeneinander'zu wohnen pflegt. Da die Weibchen nur ein oder zwei Junge
werfen, jjjnd, wie die Indianer versicherten, eilf Monate trächtig gehen, ist es nicht zu wundem
, wenn die Verfolgungen des Krokodils und der Menschen die Zahl der Lamantine schnell
verringern. Auch will man bemerken, dass diess in einem sehr bedeutenden Verhältnisse statt
finde, je mehr sich die Bevölkerung ausbreite. Der Lamantin lebt lediglich vom Gras ,der Ufer,
darunter vorzugsweise von Echinochloa elephantipes, Nees, und von mancherlei Arten von Panicum,
und Paspalus, deren Wachsthum während der trocknen Monate längs den Ufern überaus üppig
ist. Zur Zeit der Hochwasser, wo jene Gräser grossentheils unter Wasser gesetzt und verfault
sind, wird er- gezwungen, weiter landaufwärts zu steigen, um Nahrung zu suchen. Er verlässt
jedoch niemals das Wasser gänzlich, weil er zu Lande sich kaum, bewegen kann.
Wird bisweilen ein Thier beim Zurücktritt der Gewässer auf dem Trocknen gelassen., sö ist es
meistens' eine Beute des Todes. Man kann sich ihnen ohne Furcht nähern, da sie zu scheu
sind, irgend einen Angriff zu machen, und selbst nur dann beissen könnten, wenn der Zufall
ihnen etwas in den Rachen geführt hätte, der bei ausgewachsenen Thieren nur mit Stockzähnen
versehen ist. Die Weibchen säugen, das Junge an ihrer flachen Brust wenigstens ein halbes
Jahr lang. Die Menschenähnlichkfeit^iliref Organisation hat die wüste Lüsternheit der Indianer
zu einem schändlichen Laster gereizt, das sie bei dem Fange eines Weibchens um so häufiger
begehen, als sie glauben, dadurch ihr Jägerglück zu befestigen. — Auch an den Küsten von
Africa kennen die Portugiesen einen IManatus, unter dem Namen Peixe IMulher.