mit Krankheit viei öfter die Schuld ihrer eigenen Nachläseigheit Und Ausschweifungen, als des
Hirne. Während der trocknen Jahteaeeit, d. h. von Juni hie Octoher, weht ein kühlender
Ostwind (JKento prat) dem Strome enüang täglich wenigstens in ,?en frühsten Morgenstunden,
und am Ahende reinigen heftige Donnerwetter und Platzregen .die Luft,. Die Nächte sind niemals
so kalt, dass die Temperaturveränderung die erhöhte Empfänglichkeit der Haut unangenehm
äfficiren konnte, wohl aber schadet der. nächtliche Thau und der Nebel, denen sich zu
entziehen, allgemeine Kegel für jeden Reisenden seyn-muss. Die nächtlichen Nebel sind vorzüglich
anlden Seeküsten, wo sie schon manchen SchifHiruch veranlasst haben, und landeinwärts
bis gegen dm Strömenge- von Obydos hin häufig; je weiter man aber von da im Innern^ des
Landes nach Westet reiset, um so entschiedener '.gestaltet sich das Klima zu einem Continen-
talklima. p ie , von dem milden Scheine des tropischen Mondes zanherhaft- erheRten','Nächte
werden heiterer-Sud klarer, und die Atmosphäre verliert von- ihrer qualmenden Feuchtigkeit.
Die schlimmste Plage für die Reisenden bleiben daher jene dichten Schwärme von Stechfliegen,
von deren furchtbarer: Pein man in Europa wohl Schwerlich eine, richtige^ Vorstellung haben mag.
Zwar scheinen die Winde einen Einfluss auf den Zug dieser Meinen Harpyen zu haben,, jedoch-
,dürfte das Land vonwÄneii nur durch vermehrte Bevölkerung und Abnahme der. Sumpfufer
befreit werden k ö h ä en jtle i dieser regelmässigen Salubrität des Klima, bei den Naturverhalt.
nisaeU weldhe' die Schifffahrt auf . dem grössten der Ströme begünstigen, bei dem reichen
Wechsel Von Anschauungen und! Erfahrungen, die sich hier gewinnen lassen, ist es zu verwundern,
dass nur so wenige Reisen auf dem Amazonas ausgeführt worden sind. Der ajisser-
ordenfliohe Fisihreiuhthum des Stromes gewährt d^.Mannschaft überaR frische und gesunde.
Nahrung (die Fische dieses. Stromes sollen vor alleren,chbärten wohlschmeckend undt.gg#®;
eeynl Und da bevölkerte Ansiedlungen nicht fehlen , so kann der Reisende in einem zweckmässigen
d. i. sicher gebauten „ nicht zu schweren opn^ehörig verprovianiirten Fahrzeuge,
eine Reise durch wenig bekannte,' noch gleichsam imfprzustande befindliche, Gegenden mit
der Sicherheit und Annehmlichkeit eiper europäischen Waöerfrhrt machen. Die Fahrt stromaufwärts
wird am- zweckmässigsten in der Nähe des Ufers gemacht, weil man, etwa einen halb
e n Büchsenschuss’ davon entfernt, {.weder von den Strömungen, welche durch herabgesturzte
Bäume verursacht werden, j f e ö f r c h uniergttauchte Stämme, oder durch Einsturz drohende
TIfer gefährdet wird. Geht ma ifien Strom abwärts 1 so ist dir Weg in der mittlerenjStrom-
hahn nur dann zd rathen, wenn, man der Stärke seines Fahrzeuges, vertrauen darf. Hier he-
eesnet man zwar keinen nntergetauchten, wohl aber einhettreibenden Stämmen, und uberdiess
I , die Bewegung heftig. Sii kann wegen des kleinen und hohen WeHe^tosses he. längerer
Dauer das Schiff leck machen, was z. B. auf der Reise von Macapä nach Parä nicht selten
zum Verderbe« der SchiffÄiannschaft geschehe» ist. Die grösste Gefahr bringen heftig und
‘ Z e l l ein.re.end. Donnerwetter, wodurch, wenn man mi, z „ vielen Segejn-fphr, Umschlagen
deTschiffes oder , bei ungeschickter Steuerung, Scheitern am Ufer emtreten kaum Diese Gewitter
kündigen sich selten im -» a u s durch stärkeren Wind, wohl aber durch-dustere Mjol-
p - w s - l o J l des Firmamentes oder durch die Erscheinung kleiner fahler WoUtchenum Horizonte
an Unglaublich ist die Wuth, womit sie den Strom empören, und ein solcher Sturm
(Morezin Omf. Jouumong-ofd) hat seine Schrecken gleich dem auf. hohem Meere Die indianischen
Piloten verstehen sich so gut auf das Wetter, das» man ihrem Ballte folgsam, nur
selten Gefahr läuft. Am sichersten ist es, .sobald ein Gewitter droht, m einer geschlossenen
Bucht von niedrigem Ufer anzulanden, und das Schilf an starken, aber niedrigen Bäumen zu
befestigen. Ein Strom, der, von keinen Fällen unterbrochen, mässige Geschwindigkeit und
grosse Tiefe verbindet, dessen .waldige Ufer überall Holz und Kohlen liefert^, und der durch
zahlreiche Beiflüsse , so gross als die mächtigsten Ströme Europa’s , sich fast durch zwei Dritt-
theile des südamericanischen Festlandes aushreitet, scheint der Dampfschifffahrt ein weites und
glänzendes Feld zu eröffnen. Die mittlere Geschwindigkeit des Stromes = 2,4 F. per Secunde
angenommen, würde ein Dampfboot die Kraft weniger Pferde nothwendig haben, um viele
Centner stromaufwärts zu führen. Fahrwasser findet auch das grösste Dampfschiff nicht blos
bis zur Barra do Rio Negro, wohin Schooner und Brigs häufig beordert werdenf um Bauholz1
zu holen, sondern bis weit jenseits der Grenzen von Brasilien. (Nach Lister Maw,
a. a. O. S. 445. , wäre nur oberhalb der Mündung des Ucayale die Tiefe, mit welcher
die Fahrzeuge im Wasser gingen, auf fünf bis sechs Fuss beschränkt.)' Privatbriefe aus
Parä haben mir gemeldet, dass' eine Unternehmung mit Dampfschiffen durch nordameri-
canische Capitalisten gemacht worden sey, aber sich nicht habe erhalten können. Allerdings
hat sie gegenwärtig mit vielen feindlichen Elementen zu kämpfen, unter dènen der
Mangel an Bevölkerung und an Handelserzeugnissen im Innern und der Mangel an Capitalien
in der Hauptstadt des Landes obenan stehen. Ich habe im Verlaufe dieses Reiseberichts gezeigt
wie abhängig.der Handel in Parä von den Zufuhren aus dem Innern ist, und wie sich die
Kaufleute mehr durch' eigene Commissionäre als durch Spedition von Cametä, Santarem und
den übrigen Villas des Innern die Landesproducte verschaffen müssen. Daher würde eine
Schifffahrt, welche die langsamem Röte zwischen Rarra do Rio Negro und Parä zwei - ja dreimal
in der Zeit überflügelte, bei dem grössten Theile der Kaufleute höchst unpopulär seyn,
und sich nur dann zum Vortheile,der Unternehmer fortführen lassen, ' wenn diese auf eigene
Rechnung hinreichende Aus- und Einfuhrartikel zur Befrachtung fanden. Welche glänzenden
Aussichten eröffnen sich aber , wenn einmal die Ufer des majestätischen Stromes mit volkreichen
Städten besetzt sind, wenn die westlichen Länder die Naturgrenze der Andes bezwungen
haben, und Heerstrassen, von der Hauptstadt Peru’s an den Marannon geführt, das stille Meer
mit dem atlantischen Ocean verknüpfen, wenn die jetzt einsam melancholischen Wälder am
Cassiquiari vom Rufe der Schiffer wiederhallen, welche,aus dem Orenoco in den Amazonas
hinabfahren, wenn die Katarakten des Madeira fahrbar gemacht, die Wasserscheiden von Aguä-
pehy und Camapuao durchstochen siud, und wenn dieselben Segel auf den Fluthen des stillen
Rio Negro, des majestätischen Amazonas, und weit nach Süden auf dem lebensreichen La Plata
sich friedlich entfalten! Gerne verweilt der Blick des Menschenfreundes auf diesem Bilde einer
schönen Zukunft, wrenn Civilisation und Natur aus dem reichsten Lande der Welt geschaffen
haben, wozu es alle Bedingungen in sich trägt: ein Vaterland glücklicher Menschengeschlechter,
bei denen Thätigkeit und Genuss sich gegenseitig belohnen.