der Provinz von Para liegt. Sie war. ursprünglich, so wie das benachbarte
Obydos, Mission der Kapuziner, welche hier die Indianer vom Stamme
der Nhamundas aldeirt hatten. F aro ist eine nicht unbeträchtliche Villa
deren Einwohner die Producte der Umgegend sammeln, und namentlich
Taback bauen, welcher nebst dem von dem benachbarten Sjrlves für
den besten im ganzen Estado gehalten wird. Der Fluss selbst bildet
die Grenze zwischen Para und der westlichen Provinz S. Joze do Rio
N eg r o , in deren Gebiete wir uns jetzt befanden. Auf der südlichen
Seite des Amazonas wird diese Grenze durch den Hügel Parentim, den
Rio Mauhe und westlich von diesem durch den Madeira gebildet.
W ir hatten bisher ausser den Schnacken keine geflügelten Verfolger
gehabt; aber heute fiel uns plötzlich ein Schwarm von Pium an,
und mehrere andere Fliegenarten, wie die Mutuca und die Morugoca,
schienen sich mit jenem zu vereinigen, um uns einen lästigen Krieg zu
machen. Der Pium ist eine kleine Mücke (aus der Gattung Simulium,
Latri), mit grossem Kopfe und starkem kurzem Säugrüssel. Er kommt
in engen Kreisen mit ausserordentlicher Schnelligkeit angeflogen, setzt
sich auf die Haut, indem er gleichzeitig alle sechs Füsse und den Rüssel
aufstemmt, und im Augenblicke, da er seinen Blutdurst zu befriedigen
anfangt, fühlt man einen durchdringenden stechenden Schmerz,
der immer heftiger wird. In einer halben Minute hat sich das Thier
gewöhnlich vollgesogen, . und nun fliegt es schnell davon. Die Saug-
Kraft seines Rüssels ist so gross, dass es die ihm ausgesetzte Oberhaut
in eine halbkuglige, etwa das Drittheil einer Linie hohe Blase erhebt,
die anfänglich halbdurchsichtig und wahrscheinlich mit Serum gefüllt ist,
später aber von einer Blutergiessung eingenommen und roth gefärbt
wird. Sie sinkt dann ein, und endlich bildet das Coagulum einen dun-
kelrothen runden Punct in der Oberhaut, der nach einigen Tagen abtrocknet
und ausfallt. Keine Worte reichen hin, die Qual zu beschreiben
, welche dieses furchtbare Insect über den Reisenden verhängt, wo
es in dichten Schwärmen auf ihn niederfallt. W'enn eine grosse Anzahl
Stiche irgend einen Theil getroffen haben, so verbreitet sich über
ihn ein brennender Schmerz, der einigermaassen durch ein kühles Bad
gelindert wird. Sind die Stiche sehr dicht gefallen, so verursachen sie
oberflächliche Geschwüre, die, bei dem fortwährenden Jucken und Haut-
Reiz gefährlich werden können; ja man erzählte uns von Fällen, dass
Indianer an der P ie ra , so nennt man den Ausschlag, gestorben seyen.
Kein Reisender auf dem obern Theile des Amazonas kann dieser Plage
entgehen, und man findet desshalb nicht selten in den Häusern der Ansiedler
einen Dienstboten bereit, am Abend beim Fusswaschen die Pie-
ste jener Stiche, welche besonders den Händen das Ansehen geben, als
seyen sie mit unzähligen- Blutpuncten besetzt, mittelst einer feinen Nadel
auszugraben, eben so wie in den südlichen Provinzen die Dienstbarkeit
eines Sclaven sich auf das Ausziehen der Sandflöhe aus den
Zehen bezieht. Der Pium fliegt übrigens nur bei Tage, und ist gerade
am lästigsten im hellen Sonnenscheine, bei Nacht zieht er sich zurück.
Ein anderes Insect, welches besonders um Sonnenuntergang erscheint,
ist der Maruim (oder Mariuim, Moruirri) , eine Schnackenart, die,
obgleich fast dreimal kleiner als die Carapanä, dennoch durch den eindringenden
Schmerz ihrer Stiche nicht weniger, als diese, lästig wird.
Nur darin zeichnet sie sich vortheilhaft vor der Carapanä aus, das»
sie ihre Verfolgung in der Stille, ohne das widerliche Gesumse anstellt,
und dass sie nur kurze Zeit bei den Pt eisenden verweilt, denn
mit Eintritt der dunklen Nacht zieht sie sich in die Wälder zurück,
um jener, dem Feinde nächtlicher Ruhe, Platz zu machen. Maruim und
Carapanä werden nur durch dichte Seidenzeuge abgehalten, während
der Pium immer nur die unbedeckte Haut angreift. Diese drei blutdürstigen
Insecten folgen sich in sicherer Succession: und auch am
Amazonenstrome fanden wir den Ausdruck verbreitet, dessen Herr von
H um bo ld t als in den Missionen am obern Orenoco gewöhnlich erwähnt:
sie ziehen nach einander die Wache auf (montäo a Guarda). Wir
bemerkten übrigens die entschiedene Periodicität in der Erscheinung der
verschiedenen Thiere nicht, welche jener grosse Reisende in den von
ihm besuchten Gegenden wahrgenommen hat Ueberhaupt möchten
wir annehmen, dass die Geissei dieser bösartigen Insecten auf dem