der Wilden vertrauter, Gefährte Z any konnte sie von dem Ungrund
ihrer Furcht belehren, worauf sie herbeikamen und mich beschworen,
dem Gouvernement ihre hülflose Lage und die Bedrückungen ihres
Feindes vorzustellen. Dieser war ohnehin schon wegen Veruntreuung
der Zehnten und grausamer wohllüstigen Begegnung seiner Untergebenen
angeklagt worden, und vor acht Tagen nach Ega zurückgekehrt,
um sich vor dem Commandanten zu verantworten. W ir fanden daher,
ausser einem hier ansässigen Mulatten von S. Paulo, Niemand, der
portugiesisch gesprochen hätte. (Von allen Brasilianern findet man die
Paulisten am weitesten durch das ganze Reich zerstreut.) Auch die
Wechselfieber haben zur Verödung des Ortes beigetragen. Er ist übrigens
trefflich gewählt, um die reichen Wälder des Yupurä und seine
zahlreichen Indianerhaufen mit den Brasilianern in Verbindung zu bringen
und gegenseitigen Nutzen zu verbreiten. Die Fruchtbarkeit ist fast
unglaublich. Ich sah Mandioccawurzeln von dreissig, und Bananentrauben
von hundert Pfund Gewicht. Die Juris, welche ich hier antraf,
wie es schien unterrichtete und gutmüthige Leute, brachten grosse Töpfe
von allerlei Getränken herbei, ein Fabricat der Weiber, denen,
wie alle übrigen Geschäfte der Wirthschaft, auch dieses obliegt. Die
Getränke waren aus Mandiocca- und Aypimwurzeln und aus mehreren
Früchten bereitet, und zum Theile recht wohlschmeckend. '•')
*■ ) Wir haben schon früher (I. 371.) von der Bereitung des Maistrankes geredet, der nicht
hlos in ganz Brasilien, sondern auch in dem spanischem America, wo er fast überall Chicha
heisst, üblich ist. Die übrigen, den brasilianischen Urbewohnern bekannten Getränke sind
vorzüglich von dreierlei Art, tupi: Caxiri, Cdolxy oder Cauim un£ Pajuarü. Die Brühe irgend
einer der zahlreichen Früchte des Waldes nennen sie Caxiri (Capri). Sie wird vorzüglich
häufig von den Früchten der Palmen Assai, Patauä, Bubunha, dann auch yon Bananen, Aca-
jus u. s. w. zubereitet Besonders behebt bei den Indianern des Yupurä ist der Absud der beiden
ersteren Palmenfrüchte, der einer dünnen Chocolade an Farbe und Geschmack nicht ganz
unähnlich und so nahrhaft ist, dass die Indianer nach längerem Genüsse desselben fett werden. Er
wird bei Festgelagen noch lau vom Sude her getrunken. Cauim ist der ausgepresste Saft, der
Aufguss oder Absud von Früchten, von Bataten oder süssen Mandioccawurzeln (Macajera) ,
welche in die weinige Gährung übergegangen. Solchen Wein verstehen sie aus allen an
Zuckerstoff und Schleim reichen Früchten zu bereiten, und manche Arten desselben erhalten
sich, an kühlen Orten auf bewahrt, mehrere Tage lang. Manche härtere Früchte, wie z . B.
Am letzten December kam der Principal der Coretus P achicu an,
den wir entboten hatten, uns zu begleiten. Er erschien vor mir baar-
fuss, in den bei den Indianern üblichen baumwollenen Beinkleidern, aber
dabei in einem blauen Fracke, und die Po co ca ba , ein spanisches Rohr
mit silberner Quaste, in der Hand. Dieses Zeichen der Autorität war
den Principalen zur Zeit des M e n d o n ^a F ur t ad o und der zweiten Grenzcommission
verliehen worden, da man die rohen Wilden durch den
Anschein von Würden und Ehrenstellen zu gewinnen hoffte; aber jetzt
sieht man es, eben so selten als jenen europäischen Anzug des P a c h ic u ,
der wohl noch von damals herrühren mochte. Dieser Mann, (S. im
Atlas die Figur „Coretu“ ) war bei weitem der schlauste und unternehmendste
Indianer, dem ich bis jetzt begegnet war. Er hielt es für angemessen
, sich als einen getreuen Vasallen des Königs von Portugal
und einen für seine Stammgenossen besorgten Beamten darzustellen;
allein bald ergab es sich, dass er den Weissen nicht weniger abhold
war, als dieUebrigen, und dass er, mehr als jeder Andere, die Kunst
verstand, die Untergebenen für seine Habsucht zu benützen. Er suchte
seinen Stamm fern von den Weissen im Walde zu erhalten , und führte
auf eigene Hand Krieg gegen die Nachbarn, um seine Gefangene an
die ankommenden Europäer zu verhandeln; ja sogar seine Slammge-
nossen soll er auf gleiche Weise um eine Kleinigkeit verkauft haben. So
ward uns zum Erstenmale im Innern America’s das vollkommene Bild
eines africanischen Häuptlings vorgeführt, der Menschenhandel zu seidas
türkische Korn^zur Chictia*. oder die Wurzeln der süssen Mandiocca und die Bataten werden
zweimal gekocht, und durch Speichel zur Gährung gebracht. Nachdem der Wein in Essig übergegangen,
nennen: welihn Caui sai d. i f säuern Wein. (Der portugiesische Wein heisst in
der Tupisprache G. piranga oder C. sohaigoära d. i. rother oder aus dem Reiche.) Künstlicher
ist endlich die Bereitung des Pajuaru aus den grossen Kuchen (Beiju) von Mandioccamehl,
oder aus diesem selbst, nachdem es zu einem Breie gekocht worden. Man übergiesst diese
Stoffe mit Wasser und überlässt sie der weinigen Gährung. Der Fruchtsaft überhaupt heisst
Ty, Tycoara damit mischen, und dieses^Wort wird namentlich von einem Gemenge von Mandioccamehl,
Wasser und Bapädurazuckeri-gebraucht. Der Indianer liebt überhaupt substantiöse
Getränke, und nimmt desshalb auch häufig die gekochten und zerquetschten Bananen unter der
Form eines warmen Breies zu sich, ein sehr nahrhaftes und wohlschmeckendes Gericht.
III. Theil. 155