Nördlich rom Amazonenstrome wird dieselbe Formation des Sandstginflötzes von der, vorzüglich
aus Granit und Gneiss bestehenden, Gruppe des Parimi - Gebirges begränzt. Unter den
Rollsteinen, welche wir aus dem Bette des Rio Branco aufgesammelt haben, befanden sich
viele sehr schöne braunrothe Jaspise und Thonschiefer; die ersteren möchten wohl ebenfalls
dem Sandsteingebilde des Amazonengebietes angehören. Am untern RioNegro lagert es hie und
da über einem dem Weisssteine ähnlichen Quarzschiefer*), über Gneiss und Granit, deren runde
Kuppen auch häufig unbedeckt zu Tage gehen. Im obern Gebiete dieses Stromes geht dieselbe
Formation wahrscheinlich bis zu dem Isthmus von Javitd fort, der die Wasserscheide zwischen
dem oberen Orenoco und dem schwarzen Flusse bildet, und eben so möchte sie sich in dem
Becken des Apure und des untern Orenoco wiederfinden**), wo sie übrigens nach des Hm.
v. Humboldt Beobachtungen (Reise V. S. 549») von einem dichten, dem Jurakalk verwandten
Kalkstein und altemirenden Schichten von Mergel und blättrigem Gyps überlagert wird. Im
obern Gebiete des Yupurä tritt unter dem Sandstein ein Granit hervor, der hie und da, wie
z.B. am Rio dosEngauos einen schönrothen Labrador in Zwillingskrystallen und statt des Glimmers
Hornblende enthält und somit zum Syenite übergeht (jedoch auch Quarz enthält). Der
grobe Granit von Arara-Coara ist besonders schön und ausgezeichnet; er besteht aus silbergrauem
Glimmer (Margarit) in grossen rhombischen Krystallen, weissem Quarz und .fleisch-
rothem Orthoclas. Wie weit die Sandsteinformation dem Soh'moes entlang gegen Westen von
Dr. Spix beobachtet worden, finde ich in dessen Papieren nicht verzeichnet. Bedeutend mag
der dunkelgraue, feinsplittrige sehr harte Sandstein von der Mündung des Rio Yavary, von
der Westgrenze Brasiliens seyn; er gehört wahrscheinlich, wie ich bereits (S. 1196.) erwähnt
habe, mehr dem eigentlichen Quadersandstein als dem Keuper zu. Aus dieser fegend findet
sich auch ein schwärzlichgrauer dichter Kalkstein in der Sammlung, der ehemals zur Juraformation,
jetzt aber zum Liaskalkstein, würde gerechnet worden seyn. Die Südgrenze der Sandsteinformation
im Gebiete des'Amazonenstromes zu bestimmen, bleibt den Untersuchungen künftiger
Reisenden Vorbehalten. Nur soviel möchte i&i aus den Berichten der Reisenden schlies-
sen, dass jenseits M Katarakten, welche den Tocantins, den Xingu, den Tapajöz und den
Madeira in ihrem Laufe unterbrechen, eine andere Formation auftrete, im Allgemeinen wahrscheinlich
die goldhaltigen Urgebirgsbüdungen, welche den geologischen Hauptcharakter von
Minas Geraes, Goyaz und Mato Grosso ausmachen.
Ein vergleichender Blick auf diese südlichen Gegenden, aus denen der Amazonenstrom einen
so grossenTheil seiner Zuflüsse enthält, führt uns einige Thatsachen vor, die im schärfsten Widerspiele
mit den geognostischen Verhältnissen im tiefsten Theile des Amazonenbeckens stehen. In Minas
Geraes und S. Paulo ungeheure Lager, ja ganze Berge von dichtem Brauneisenstein undMagnetei-
*) Ich habe Weine Proben von diesem Quarzschiefer (vergl. S. 55*2.) und den übrigen Gesteinarten
des Amazonenstromgebietes dem Hrn. Lzor. v. Buch mitgetheilt. Dieser grosse Gëognost bemerW
über den erstem von Airao, dass er sehr grosse Aebnlichkeit mit dem Granit der neuen Gotthardtstrasse,
zwischen Val Tremola und Hospiz, habe.
■ H H Sandstein oder Conglomérat ans Gerollen non Qnars, 1,disaient Stein n nd Kteselseh.e-
je r, die dure! ein änsserst sähet, braun oiiventirbigea, sutreilen sehr hellrothes, thonig eisenhalti.
ges Cäment vereinbart sind.“ Humb, a. a. O.
senstein; in diesen Provinzen, in Goyaz und Mato Grosso grosse Strecken mit eisenhaltigen(an Eisenglanz
und Eisenglimmer reichen) Gebilden überdeckt, und sowohl in dieser Formation als in dem
Quarzschiefer und in dem, aus seiner Zerstörung hervorgegangenen, Sande sehr bedeutende
Mengen von1 Gold, überdiess'auch den Diamant enthaltend,, dagegen in dem tiefen Thale des
Amazonas keine Spur von allen ältem Formationen und kein Metall in einer beträchtlichen
Menge; — Steinkohlenformation in jenem Gebiete nur von geringer Ausdehnung, in diesem
gar nicht, wohl aber die Kohle gleichsam organisch in einer ungeheuem Fülle von Waldungen
hervorgetriebén, während auf dem grössten Theile jener, besonders der diamantreichen, Länder
nur Grasmatten grünen; — endlich in dem Gebiete des Paraguay (Papageiflusses), nicht weit
von da, wo sich die Wasserscheide zwischen ihm und dem Amazonas erhebt, ein unermesslicher
Reichthum an Kochsalz ; das, mit jeder Ueberfluthung der Ströme von neuem geweckt, aus
dem Boden hervorwittert, (eben so wie diess längs dem Rio de S. Francisco in seinem nördlichen
Gebiete und in einigen kaum perennirenden Flüssen von Ciarä und Parahyba do Norte
der Fall ist), dagegen am Amazonas keine Spur-von Kochsalz, nur der identische Sandstein von
iS. Gonpalfl d’Amarante in Piauhy und von andern Gegenden dieser Provinz Alaun und andere
Salze auswitternd:'— diese Gegensätze geben Veranlassung zu vielerlei geologischen Hypothesen.
— Jene vorgeschichtliche Geschichte, d. h. die Geschichte unseres Planeten und seiner Entwickelungen
und Umgestaltungen, fallt dem Naturforscher anheim, der aus den grossartigen Documenten,
die die Ërde^sêlhst aufwëisst, wenigstens Vennuthungen wagen darf, dergleichen
sich auch’' uns mancherlei hei’m Anblicke dieser verschiedenen Thatsachen aufdringen. Es ist
eine allgemein verbreitete Ansicht, dass die' neue Welt später als unser Continent aus dem
Wasser heryörgetreten sey. Wenn gleich wir nun Grund, zu dieser Annahme weder in den
geognostischen Verhältnissen noch in den frühesten Spuren einer americanischen Urbevölkerung
aufzufinden vermögen, so ist wohl schwerlich die Vorstellung abzuweisen, dass das Element
des Wassers hier sehr gewaltig und in grosser Ausdehnung gewirkt habe.,, und zwar gilt diess
ganz vorzugsweise eben von demjenigen Gebiete, das Gegenstand unserer Betrachtung ist. Die
Wasserbedeckung, als deren Erzeugniss die gegenwärtige Formation anzunehmen ist, war offenbar
nicht nur von ungeheuerer Ausdehnung, (sie erfüllte nämlich von dem östlichen Abhange
der Andes an das grosse untere Hauptbecken und die partiellen Becken bis zur Grenze des
oberen Stromgebietes der Confluenten,) sondern ihr muss eine äusserst tiefe und gewaltsame
Bewegung der. Gewässer in der Richtung des Amazonenstromes vorhergegangen seyn, durch
welche eben alle übrigen Gebirgsbildungen vollständig zertrümmert , in den Oceän hinausgeführt
und die tiefen Mulden gebildet worden sind, welche jetzt mit der Quader- und der Keu-
persandsteinformation ausgefüllt sind. Dafür sprechen: die ausserordentliche Mächtigkeit des
Flötzgébildes, zwischen dem nirgends ein älteres Gestein hervortritt, ferner die seltsame Vertiefung
vieler Gegenden, namentlich in der Nähe des Canals von Tagipuru und auf der Südwestseite
der Insel Marajö, Wo genaue Messungen wahrscheinlich Puncte auffinden dürften, die
im oder unter dem Niveau des gegenwärtigen Meerstandes liegen, sowie endlich der gänzliche
Mangel von Trümmern und Rollfelsen als Theilen der benachbarten ältem Formationen. Weder
trachytische noch Urgebirgsarten der Andescordilleren oder der Parimégebirge erscheinen
zerstreut an der Oberfläche der gegenwärtigen Gebirgsbildung im niedrigen Strombecken des
Amazonas.. ' Sind sie viellèicht bei jener Flötzbedeckung in die Tiefe versenkt, oder sind sie
in den Ocean hinausgeführt worden? Oder, noch mehr, ist etwa das ganze Becken