wenn man die belohnende Fruchtbarkeit des für Mandiocca, Caffe, Zuckerrohr,
Baumwolle, Bananen u. s. f. sehr geeigneten Bodens und
den Reichthum der benachbarten Wälder erwägt. Nur einige wenige
Einwohner, und zwar unter den Indianern nur ein Einziger, beschäftigen
sich mit dem Anbaue von Colonialerzeugnissen Behufs der Ausfuhr;
Andere senden Expeditionen in die Flüsse Yupurä, I$ä, Yuruä, Jutahy
und Yavary ab, um die dort wildwachsenden Artikel: Salsaparilha, Ca-
cao, Copaivaöl und Maranhäonüsse sammeln zu lassen. Zu diesen Unternehmungen
bedürfen sie einer Erlaubniss der Regierung, welche für
alle obenerwähnten Flüsse von dem hiesigen Platzcommandanten eingelöst
wird. Diese Licenzias, lediglich nach Ermessen des Offiziers er-
theilt, geben Anlass zu mancherlei Begünstigungen, Klagen und Intriguen.
Um die Streitigkeiten zwischen den dort wohnenden Indianern und den
Equipagen der Handelskähne zu schlichten, und überhaupt eine, wenn
auch noch so schwache, Autorität über die ersteren auszuüben, hat
man in die Niederlassungen am Yupurä, an der Mündung des Igä und
wo sonst noch an jenen Flüssen eine stationäre Bevölkerung von civili-
sirten Indianern lebt, einen Ortsrichter (Juiz ordinario) bestellt, der
aus der Zahl der Bürger von E g a , F on te -B o a oder Olivenza genommen
wird, und jährlich einmal nach E g a kommen soll, um dem Mili-
tärcommandänten Bericht über seine Verwaltung abzustatten. Diese
Ortsrichter erlauben sich oft. die gewaltsamsten Bedrückungen der Indianer,
die sie, unter dem Vorwände des öffentlichen Dienstes nur für
ihre Privatzwecke verwenden. In E g a steht übrigens die indianische
Bevölkerung *) unter einem eigenen Richter, den sie aus ihrer Mitte
*) E ga , war ursprünglich eine Mission der Carmeliten. Von der Ilha dos Yeados (welche
durch den Canal Gi-parand im SolimoSs, östlich von der Mündung des Yurua, gebildet wird),
wurde sie hierher verlegt, und i 759. zur Villa erhoben. De la Condamine, welcher hier
im Aug. i 743.*durchpassirte, lobt den blühenden Zustand der damaligen Missionen. Die hier
aldeirten Indianer waren von den Stämmen der Uainumd (Janumd) , Tamuand, ßorimao,
Jauand, Yupiud (Yupud), Achouari, Junta, Mando, Coretu, »Xdma, PaMß^Juri, Uayupt
und Coeruna. (Ribeiro §. 92. Monteiro $. 101. 126.) Dieses Gemische Opsstentheils ursprünglich
Bewohner der Ufer des Solimoes, zwischen dem Coari nnd Jutany^aber auch vom
Yupurä undRioNegro, ist gegenwärtig zu einer an Sitten und Sprache gleichartigen Bevölkerung
wählt, und der vom Gouverneur bestätigt werden muss. Der Commandant
handhabt die Polizei, und beaufsichtigt den Hafen (Ribeira) und die
daselbst für die Schiffswerfte zu Para vorzunehmenden Arbeiten. Man
schlägt hier viele treffliche Schiffsbauhölzer, die von Zeit zu Zeit nach
der Hauptstadt gesandt werden. (5.) Unter dem Gouvernement des Snr.
ViCTORio d a C o sta war gegen den Eingang des Sees hin eine grosse
Baumwollenpflanzung angelegt worden, -deren Bearbeitung ebenfalls von
Indianern in der FroKne oder gegen geringen Taglohn geleistet wird.
Eine ungünstige Folge dieser und ähnlicher auf Staatsrechnung gemachten
Arbeiten ist der-Mangel an Solchen, die bei den Ansiedlern Dienste
nehmen können. Die Klage über Geschäftslosigkeit, über die Unmöglichkeit,
selbst nur die rohen Naturproducte einsammeln zu lassen, die
man hier, wie überall in Rio Negro, hört, erscheint allerdings zum
Theil als ein gerechter Vorwurf gegen das System der öffentlichen
Arbeiten. Diess Land hat eine für seinen Reichthum zu schwache Bevölkerung,
um Monopoliën irgend einer Art ohne Nachtheil der Industrie
des Einzelnen ertragen zu können. Wenn immer aber die Arme
der Indianer für die Industrie der Uebrigen gegen Taglohn frei gegeben
werden sollten, ist es nöthig, dass die Regierung über die Benützung
jener wache; denn obgleich der indianische Richter die Rechte seiner
Stammgenossen .wahren soll, ist er doch zu schwach und zu kurzsichtige
um nicht in jedem Conflicte mit den Weissen den Kürzérn zu
verschmolzen, aber bei ^weitem nicht ;so zahlreich, alsman* nach Aufzählung so vieler Namen
erwarten möchte. Von Imanehern Stamme befand^sicK Such ursprünglich- nur eine Familie hier.
Früher haben die Blattern, und. seif i 8o3,. fäst jährlich wiederkehreride Wechselfieber den Ort
entvölkert. Der Flecken ^selbst wird zwar1 durch Hochwasser nicht überschwemmt, ist aber den
Ausdünstungen eines grossen Sees nahe, dessen Gewässer einen grossen Theil des Jahres hindurch
fast stille stehen. Wir fanden den See »weit und breit mit einer Haut von grüner (priestleyscher)
Materie überzogen, dem Prodücte der Zersetzung jener Grashalme, welche während
des niedrigen: Wassferstaödes schnell hervorwachsen, und später gänzlich untergetaucht
werden. Auph^das Trinkwasser, das nfan lediglich düs-dem See schöpft, inag dazu beitragen.
Wir fanden seine Temperatur bei mehrmaligen Beobachtungen “zwischen 210 und 24° R. wechselnd.
Nur die gedankenlose Indolenz der Einwohner erklärt 3en Gebrauch des Seewassers, da
sonst alle Anwbhner des Stromes das Wasser desselben zum Trinken uin so mehr vorziehen,
je mehr «es bewegt wird..
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