Rispen (Pctspalas pulcher, Nees.) sind eine der häufigsten Pflanzen. Eine
halbe Legoa oberhalb Maripi passirten wir an dem schwarzen und
kühlen Vanaracu. , einem Paranamirim, der nach den Indianern der
Ausfluss des grossen Sees Ayatnä ist, und sich weit gen N. hinziehen
soll. Hier hatten sich i. J. 1773« zweiv Horden der Aniänas und y u -
cunas niedergelassen, und die Ortschaft war unter dem Namen 5 . Mathias
dem benachbarten Kirchsprengel beigegeben worden, allein gegenwärtig
findet sich nicht eine Spur mehr davon; ja die Aniänas sollen
gänzlich ausgestorben seyn. Auch in Maripi- Tapera, einer hohen
Stelle am Ufer, eine Legoa weiter westlich, wo die Bewohner des
heutigen Maripi angesiedelt waren, ehe sie ein Ueberfall der feindlichen
Uaapes veranlasste, stromabwärts zu ziehen, findet man jetzt nichts
als Wald. Warum verharren die cultivirten Pflanzen, die Mandiocca,
der Mais und die Banane , nur so geringe Zeit in der Nähe ehemaliger
Niederlassungen ? Diese Frage musste ich auch hier an mich thun, ohne
sie beantworten zu können. Fast dürfte man sich der Meinung hingeben,
diese Gewächse hätten, so lange schon in der Umgebung der Menschen angesiedelt,
etwas von ihrer ursprünglichen Selbstständigkeit verloren, so dass
sie untüchtige wären, sich gegen die Uebermacht d§r freien Naturkinder
zu vertheidigen. Es war dunkle Nacht geworden, als wir an der
Mündung des Sees Marahä landeten, wo v\ar in der Hütte des Princi-
pals Albano von Maripi übernachteten. Als ein Beweis von der höheren
Civilisation dieser Indianer muss die Sitte anerkannt werden, sich,
eben so wie die europäischen Bewohner, an zwei Orten Wohnungen
in Stand zu erhalten. Albano wohnt hier zu der Zeit/, wann er seine
benachbarten Rossas bebaut oder erndtet, ausserdem in Maripi. Der
Körper des Flusses, dessen Gewässer etwas dunkler, trüber, reissender
und kälter werden, ist aufwärts von diesem Orte noch mehr zertheilt,
als vorher, und etwa eine Viertelstunde breit. Die Inseln, niedrig und
dichtbewaldet, erschienen gegenwärtig ohne den sandigen Rand, den
sie in andern Perioden eben so wie die des Amazonas zeigen. Wir
durften daher nicht mehr darauf rechnen, noch viele der auch hier
häufigen Schildkröten-Prayas zu treffen, die sonst gewöhnlich um diese
Zeit von den Einwohnern von Ega und Fonte-Boa besucht werden.
Der gegenwärtige hohe W^asserstand ward mir übrigens als eine mehr
partielle, von der Einströmung des Uaranapü herrührende, und vorübergehende
Erscheinung geschildert, denn gewöhnlich erreiche der Strom
seine stärkste Höhe (wie der Orenoco) im Juli, und laufe von dieser
Zeit an bis Weihnachten ab; überhaupt wäre jährlich ein mehrfacher
Wechsel zwischen Anschwellen und Ablaufen nicht selten in kurzer
Zeit bemerkbar, je nachdem Landregen in dem Flussgebiete jenseits
der Katarakten niedergegangen seyen. So lange der Yupurä die Richtung
aus N. nach S. behalten hatte, war fast kein Unterschied zwischen
der Vegetation seiner Ufer und der des Solimoes zu beobachten; jetzt
aber, wo wir ihn nach W . aufwärts beschifften, erschienen einzelne
Pflanzen, die wir früher gar nicht oder minder häufig gesehen hatten.
(Vergl. Anmerkung 8.) An gewissen Stellen, besonders in feuchten
dumpfigen Niederungen, waren der Cacaobaum und der Salsaparilha-
strauch ungemein häufig. Beide gehören unter die wenigen holzigen
Gewächse dieses Aequatoriallandes, welche man im wahren Sinne gesellschaftlich
nennen kann. Wenn man in den schattigen Wäldchen
des erstem überall, wo der Boden nicht etwa zu sumpfig ist, kühle
und angenehme Spaziergänge findet, so stellen andrerseits die Hecken
und Gehäge der Salsaparilha fast jedem Schritte ein Hinderniss entgegen.
Ich hatte hier, wie an andern Orten von Rio Negro, Gelegenheit diesen
berühmten Strauch zu beobachten, und verbreite mich über ihn in
der Anmerkung (3.) um so lieber, als die Mutterpflanzen der verschiedenen
Arten von Salsaparilha' noch nicht genügend bekannt sind.
W ir fanden es räthlich, in Marahä unser Fahrzeug gegen ein
anderes zu vertauschen, das uns Albano anbot, denn die Länge desselben
erschwerte das Fortkommen, und überdiess nahm es so viel Wasser,
dass nur die Wachsamkeit meines Gefährten uns die Nacht vorher
davon errettet hatte, mit ihm auf den Grund zu gehen. Es war diess
nicht das letzte Mal, da ich mir zu der Begleitung des Sr. Z any Glück
wünschen durfte; auf der ganzen Reise erprobte er sich als ein erfahrner
III. Theil. 154