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änfiikren, Ton denen aie Meere, Seen und Flüsse des tropischen America wimmeln? Unter-
den Meerfischen bemerken wir Tiele, die, weitverbreitet durch den Ocean, auch im Mittel-
im rothen und in den indischen Meeren Torkommen. Der fliegende Fisch (Exocoetus 1)0-
litans, I . . ) , und die schnellen Boniten und Thunfische (Scombtrr Felamis und Thynnus,
L.) die gefrässigen Haifische und ihre kleinen Gefährten, der SchitFJialter und der Leit-
fisch W ü Remora und Gasterostsus Ducto r, L.) beleben d e , Ocean überall
zwischen üen Wendekreisen. Dagegen sind der neuen W elt viele Fische des süssen Wassers
eigenthümlich, und zwar scheinen die einzelnen Arten in um so engere Grenzen des
Vorkommens eingeschlossen, je mehr sie vorzugsweise in kälteren Bergwässern erscheinen,
wie diess namentlich mit der Sippschaft'der Salmen- und der Welsartigen (Sdlmones
und Siluroidei) der Fall ist. Dieser gehört ein merkwürdiger Fisch, (Fimeloius Cyclo-
pum, Humh.), an, welchen bisweilen peravianische Vulcane bei ihren Schlammausbruchen
noch lebend auäwerfen; jene enthält unter den zahlreichen schmackhaften Gattungen auch
die Palometas oder Piranhas (Serrasalmo und Myletes), karpfenartigeThiere, abep so blutdürstig
und mit so scharfen Zahnreihen ausgerüstet, dass auch die grössten Saugthiere, g g
Flusse von einem Schwarm derselben augefallen, in kürzester Zeit unterhegen. Ich will
hier nicht an den mächtigen Zitteraal (Gymnotus electricus, L.) erinnern, dessen clekm.
sehe Entladungen eine furchtbare Waffe sind, noch an die seltsamen platten Gestalten der
Boehen, die mit einem .Hornstachel am kräftigen Schwänze verwunden. Unendlich man.
nichfach entfaltet sich die Fischgestalt von den flachen, einseitig die Augen tragenden
Schollen (Pleuronectoidei) zu den schlanken Aalen, den dickköpfigen Sonnenfischen (Vo-
mer) der vermöge der Bückenflossen gleichsam gehörnten Alutera, dem bepanzerten
Firiuambu, (RMnclepis ». a. Gat«.), welcher, sich an Fahrzeuge anlegeud, einen grunzenden
To» hörhn lässt ; - eine weitere Ausffihrug würde über den Bannt dieses allgemeinen
Bildes hinausgehen.
Werfen wir daher endlich nur noch einen Blich auf die niedrigsten Thierclassen,.ins.
besondere die ln s e c t e n . Vor dem Unkundigen verlieren sich die Gestalten der Kerfe,
welche hier in zahlloser Entwickelung der Individuen, Arten und Gattungen, an Baumen,
auf Laub uud Blumen, im Holze, in der Erde„und im Wasser wohnen; wer aber mit ein- -
sichtsvollem Studium sich diese» kleinen Geschöpfen zuwendet, der wird entzückt von der
Herrlichkeit und Grösse, womit die Natur auch hier, im Kleinen, ihre Schöpferkraft beurkundet.
Wie vermöchte menschliche Phantasie die mancherlei, oft lieblichen, oft.seltsamen,
abentheuerlichen oder widerlichen Formen zu denken, durch welche sich das Thierreichvon
dieser Stufe aus zu höherer Entfaltung emporringt! Von jeher „n d die S c hm e t t e r l in g e
America's in ihrem bunten Farbenschmelze Gegenstand der Bewunderung der Naturfreunde
eewesen W o sie in zahlreichen Haufen um die frischen Ufer derGewasser gauckeln, oder
ihren herrlichen MetallscKmmer in unstätem Geflatter durch das Halbdunkel des Waldes
bewegen, da erhöhen diese harmlosen Thierchen das lebhafte Golont der Tropennatur; sie
bilden gewissermaassen einen idyllischheiteren Zng in jener Landschaft, welche im Allgemeinen,
vielleicht weil sie aller Spuren der Menschengeschichte entbehrt, einen schwer-
müthigen Ausdruck hat. In dein Dimensionen Übertreffen viele, der amencaniscben Tagschmetterlinge
die europäischen eben so sehr als an Farbenpracht; jedoch die grössten ArLV
ten sind Nachtfalter; der Atlasfalter (Noctua Atla s, L.) und andere gleichen, wenn sie
schwankenden Fluges durch die Nacht einherflattern, lichtscheuen Fledermäusen oder Ziegenmelkern.
— Eben so reich ist die Ordnung der K ä f e r ausgestattet. Auf den saftiggrünen
Gebüschen glänzt eine Unzahl von vielfach gestalteten Rüsselkäfern (Curculionidae, z. B.
Entimus); die Prachtkäfer (Buprestis) und die zahlreichen Geschlechter der Chrysomelinen
(Doryphora, Chlamys, Colaspis, Erotylus, Eumolpus, Himatidium) wetteifern mit einander
im Schmelze ihres Metallglanzes, welcher diesen schönen Thierchen in Europa einen
hohen Werth verleiht," da man sie sogar statt der Edelsteine zum Schmucke verwendet. Sowie
die Rüsselkäfer bilden auch die Bockkäfer (Cerambycinen: Trachyderes, Psygmqtocerus, Tro-
pidosoma, Dorcacerus, Lissonotus und viele andere, America ausschliessliche Formen,)
einen wesentlichen Zug in der Physiognomie des* Thierreiches. Die Arten der verwandten
Gattung Acanthocinus, an Bäumen lebend, sind meistens von grauer Farbe; die Natur
scheint sie dadurch einigermaassen vor den Verfolgungen ihrer Feinde zu schützen, dass sie
ihnen gleiche Färbung mit der Rinde der Bäume, worauf sie hausen, verliehen hat. So
wie bei uns die verderblichen Bohrkäfer (Bostrychus), arbeiten auch dort verwandte Formen
an der Zerstörung'der Stämme; so die Osorien und Tryponaeen, und unter der Rinde
wohnen die platten Gestalten der Piestus und Leptochirus. Die Alles erfüllende Natur
hat keinen Raum unbenutzt gelassen; auch in der Erde, . in den Excrementen grösserer
Thiere wohnt eine Vielzahl von Käferarten, und die Sippen Phanaeus und Coprobius, in
wundervoller Metallpracht bald kupferroth, bald spangrün oder amethystroth glänzend,
zeichnen sich überdiess durch Grösse und seltsame Gestalt aus. Auf den ruhigen Gewäs-
sern ziehen stahlblauglänzende Schwimmkäfer (Gyrinus) von seltner Grösse mit äusserster
Geschwindigkeit ihre Kreise. Könnten wir von hier in die Tiefe des. tropischen Meeres hinabsteigen,
welcher Reichthum der Gestalten würde sich auch da vor unsern erstaunten Blicken
ausbreiten: Krabben, Krehse, Seespinnen und alle jene niedrigeren Thierarten, welche,
mehr und mehr der Zusammensetzung in ihrer Organisation sich entäussernd, die stetige
Reihe der Entwicklungen bis zu den einfachsten Pflanzenthieren darstellen.' Doch, wir
weilen lieber in der heiteren Region des Lichtes! Hier findet unser Auge die kleine, aber
zahlreiche Insectenwelt im Glanze des tropischen Tages zu freudiger Bewegung und Thä-
tigkeit angeregt; .ja sie trifft auch unser Ohr mit seltsamen * nie gehörten Tönen: lautes
Zii^en ertönt auf der sonnigen Flur, und im kühlen Urwalde umfängt uns ein gellendes
Schnarren der grossen Gryllen und Cycaden (Acridium, Tettigonia), das in seiner endlosen
Monotonie einen zauberhaften Eindruck auf unser Gemüth hervorbringt. Sinkt aber
die Nacht mit ihrem Schleier auf die so lebhaft thätige Schöpfung herab, und wenden sich
die meisten Thiere der Ruhe zu , so ersteht in den Gebüschen das Heer leuchtender Insec-
ten (Elater noctilucus, -phosphoreus, ignitus, L . , Lümpyris, Phengodes), und wie durch
Feerei sehen wir die dunkle Umgebung auf Momente von diesen lebensfrohen lnsecten erhellet..
Man hat sich lange Zeit an der Fabel von dem Laternenträger (Fulgora)7 ergötzt,
einem Insecte, das mittelst eines laternenförmigen Fortsatzes am Kopfe leuchten* sollte;
neuere Nachrichten haben diess nicht bestätigt, wohl aber haben wir beobachtet, dass die
Ureinwohner Brasiliens diese seltsam gestalteten, jedoch unschädlichen, Thierchen als giftig
furchten. In der That ruft auch die Natur durch manche abentheuerliche Formen, welche
sie in dieser Thierclasse ausgeprägt hat, ein Gefühl von Abscheu oder Furcht bei dem