zu erheben. Durch dichte Baumgruppen zwischen denen schlanke Palmenstämme
der Baxiuba, Bacaba, Jussära, Jubatf und der Miriti {Iriar-
tea exo rh iza , Oenocarpus B a ca ba , E uterpe olera cea , Sagus taedi-
g e ra , IW., Mcuxritia fle x u o sa , L I) aufsteigen, wird diese unvergleichliche
Landschaft ringsum geschlossen. Mit derselben Fluth in dem Igarape
m irim vorwärtssteuernd, bekamen wir längs dem Ufer mehrere
einzelne Fazendas und die F reguezia de S . Anna do Tarauagü, einige
wenige Häuser um eine kleine Pfarrkirche, zwischen dichten Gebüschen
halbversteckt, zu Gesichte. v Nachdem wir den schmalen und seichten
Theil des Igarape-m irim passirt hatten, an der Mündung des Ju ru ty
und von da an, bis wir zu der, einige Stunden nordwestlich von
Catimbäo, liegenden Fazenda de N.- S . do N azareth gelangten, be.-
merkten wir einen auffallend hohen Barometerstand —: 338/y;, bei 19,1 °
R. Thermomfeterstand in der Luft und 20° im Wasser. Diese Erscheinung
erhielt eine besondere Bedeutung, als wir am Abend unsere Reise
nicht mehr mit der Fluth, sondern mit der Ebbe fortsetzten. Offenbar
hatten wir also hier in einer Gegend, wo unter gewissen Mondständen
sich auch die P ororoca zeigt, die Gewässer verlassen, welchen der
P ara ström seinen Pulsschlag mittheilt, und befanden uns nun in dem
Stromgebiete des eigentlichen Tocantins. Diese untere Strecke Aes Ig a rape
m irim aber steht unter der gemeinschaftlichen Herrschaft dieser
beiden grossen Wassergebiete, und je nachdem das eine derselben leerer
oder voller ist, begegnet der Reisende auf jenem Verbindungsca-
nale früher oder später der Grenze des andern. Dürfen wir jenem,
mehrere Stunden lang andauernden, Barometerstände trauen, so ist
die ganze Gegend am Ig a ra p e-m irim , da wo der aus Nordosten herkommende
Canal Ju ru ty sich mit ihm vereinigt,, und nordwestlich von
der F reguezia de S . A n n a , ein Landstrich, der eben so tief oder noch
tiefer als die Gegend von Para liegt, wesshalb ihn die Gewässer von verschiedenen
Seiten her überfluthen können. Der Igarape-m irim erweitert
sich hier immer mehr und indem er sich mit dem R io Anapü verbindet,
der aus S. W . ihm entgegenkömmt, giebt er an diesen seinen Namen
auf? Wir verfolgten also nun den Weg im Anapü abwärts, begünf
stigt von der Ebbe und vielleicht auch von dem Fall des letztem Flusses
selbst, der durch eine niedrige Bergreihe vom B io Tocantins getrennt
seyn soll. Das Gewässer theilt sich jetzt in mehrere Arme, welche
zwischen niedrigen, dichtbewaldeten, während der Hochwasser über-
flutheten Inseln ihre Verbindung mit dem Ausflusse des Tocantins suchen.
Diese verschiedenen Canäle werden wohl auch der R io A b a y te
genannt, Andere aber heissen so das vielfach- zerstückelte Delta am
östlichen Ufer des T ocan tin s, und behalten den Namen Anapü für
den südlichsten der Canäle bei, welchem wir nun folgten. In diesem
Labyrinthe von Inseln, denen der Strom bald neue Umrisse, bald neue
Canäle giebt, oder die wohl auch nach starken Hochwässern gänzlich
verschwinden mögen, hat noch Nichts eine stehende Bezeichnung erhalten,
und die Nachrichten der Anwohner über sie sind eben so
schwankend, als unbestimmt die Regeln, nach denen die Schiffer ihren
Lauf nehmen. Sie richten sich vorzüglich nur nach den Mares, indem
sie, bei unausgesetzter Verfolgung der Reise, zwei Fluthen dazu brauchen,
um an den, neunzehn Legoas von Para entfernten, Ig a ra p e-m irim
zu kommen, und vor diesem das Hochwasser der dritten Fluth
abwarten, mit welchem sie so weit hindurchgehen, um mit zwei Ebben
das Ende der Schifffahrt auf dem Anapü zu erreichen, dessen
Entfernung vom Igarape - mirim auf zehn Legoas angegeben wird.
Einige Stunden, in der Richtung nach W . und S. W. zurückgelegt,
brachten uns an die Mündung des Anapü in jenes grosse Wasserbecken,
welches man als die Mündung des Tocantins in den Archipel
von Para betrachten muss. Die Gewässer wurden durch einen heftigen
Wind zu hohen Wellen empört, und wir suchten daher eine gesicherte
Bucht, um ohne Bewegung vor Anker liegen zu können; jedoch, zu
schnell von einer dunklen, sternelosen Nacht überrascht, mussten wir
uns begnügen, eine Stelle gefunden zu haben, wo wir in vier Klafter
Tiefe guten Ankergrund fanden. Die ganze Nacht hindurch ward das
Fahrzeug auf eine beunruhigende Weise hin und hergeworfen, und
wir erfuhren zürn erstenmale auf süssem Wasser die Qualen der
Seekrankheit.
III. Theil. 125