und Jutuba, zu befestigen, welche weiter gegen Norden etwa 58oo
Klafter von der Stadt, jenseits der Ponta de Livramento, zwischen dem
Festlande und der Insel Cutejaba, liegen. Diese sehr kostspielige Unternehmung
ist jedoch nicht begonnen worden. Allerdings darf man
auch annehmen, dass jede feindliche Expedition gegen die Stadt von
der Seeseite durch die Gefahren, welche das Fahrwasser darbietet, sehr
erschwert werden würde, denn der Fluss ist voll Sandbänke und Untiefen,
und die Fahrcanäle, welche meistens längs dem östlichen Ufer hinlaufen,
verringern ihre gewöhnliche Tiefe von acht oder sechs bisweilen
bis auf dritthalbe oder drei Klaftern, wie z. B. der Ollaria, eine
halbe Stunde von der Stadt, und dem Castello gegenüber, wo man nur
nahe am Ufer in 4 bis 5 Faden ankern kann. Von der Landseite würde
ein Angriff nur mit grosser Mühe und Aufopferung auszuführen seyn,
denn das hÄfehst ungleiche Terrain ist von tiefen Gräben und Sümpfen
durchschnitten, oder von undurchdringlichem Gehäge und Urwäldern
bedeckt, und könnte einem des Landes kundigen Vertheidiger grosse
Hülfsmittel darbieten; dennoch steht P a ra von allen Küstenstädten Brasiliens
den Gefahren eines plötzlichen Ueberfalls am meisten offen. Die
Garnison der ganzen Provinz war damals, als wir Parä besuchten, bis
auf einige Detachements in Macapä, Cametä u. s. f., in der Hauptstadt
vereinigt, wo sie durch die rastlosen Bemühungen de3 Gouverneurs in
fortdauernden Waffenübungen disciplinirt und gestärkt wurde. Sie bestand
in drei Regimentern Fussvolk, die zusammen auf dreitausend
Mann gebracht werden sollten, aber erst die Hälfte zählten, einer Esca-
dron Reiterei und einem dreihundert Mann starken Bataillon Artillerie.
D. F rancisco de S ouza Coutinho hatte die Indianer in ein eigenes Corps
Voltigeurs {Ligeiros) vereinigt; allein dieses ward bald wieder aufgelöst,
und gegenwärtig machen sie einen grossen Theil der regulären
Infanterie aus. Mögen auch diese Truppen an Körpergrösse und martialischem
Ansehen hinter dem europäischen Militär zurückstehen, so
übertreffen sie es doch gewiss an Beweglichkeit und Ausdauer. Ein
Säckchen Mandioccamehl, welches der gemeine Mann bei sich fuhrt,
sichert seine Subsistenz auf acht Tage, und bei seiner Uebung Tag
und Nacht in den dichten Urwäldern und verwachsenen sumpfigen Ge-
hägen umherzuschweifen, würde er auch die stärksten Soldaten des
Nordens ermüden und im kleinen Kriege aufreiben.
Parä rühmt sich, es an Zahl der Ausfuhrartikel allen andern Städten
Brasiliens zuvorzuthun, und in der That steigt sie auf nicht weniger
als vierzig. Es sind: Zucker, Zuckerbranntwein, Melasse, Caffe,
Cacao, Vanille, Baumwolle, Copaivabalsam, Werg, Pech, Copal, Gelbholz
(Guriubä) , feine Tischlerholzarten (wie Moira -pinima, Jacaran-
d a , P ä o Violete oder de Rainha, P ä o setirri) , Bauhölzer, Taback,
Palmfaserstricke {Piagabd), Salsaparilha, Reis, gekörntes Mandiocca-
stärkmehl {Tapioca), feines Stärkmehl (Görna) , sowohl aus der Man-
dioccawurzel, als aus andern Knollenwurzeln bereitet, Gummi elasticum
(hier Seringa genannt), Pechurimbohnen (Favas de Pucheris, Pechu-
rirri) , Toncabohnen, Tamarindenmus , Nelkenzimmt (Cassia caryophyl-
lata, hier Cravo do Maranhäo genannt,) Indigo, Rocou, Maranhäo-
Nüsse {Castanhas do Maranhäo) und kleine Quantitäten von Zimmt, Gewürznelken
, Muscatnüssen, Guaranä, Chicaroth und Ambra. Ferner
müssen als Erzeugnisse der Viehzucht der Insel Marajö genannt werden:
rohe und gegerbte Rindshäute, Ochsenhörner und Spitzen, welche nach
Europa, und endlich-Pferde, die seit einigen Jahren zu guten Preisen nach
den englischen Besitzungen unter den Antillen, besonders nach Barbados,
ausgeführt werden. Diese Pferde sind von mittlerer Stätür, von feinem Knochenbaue,
und zwar nicht sehr dauerhaft aber dennoch der schwächlichen
Rage auf jenen Inseln vorzuziehen. Um das Verhältniss der Ausfuhrartikel
genauer anzugeben, fugen wir am Ende des Kapitels einige
Tabellen (4.) über die Ausführung in den Jahren 1816 und 17 bei. Die
Accisen, welche von den Ausführenden, nicht von den Producenten,
an die Douane von Para von den Expörtationsartikeln bezahlt werden,
beliefen sich in den Jahren unseres Aufenthalts in Brasilien im Durchschnitte
auf 70 Contos de Reis, oder 194,600 Gulden. Nur der kleinste
Theil dieser Producte, und namentlich Zucker, Zuckerbranntwein, Melasse,
Taback, Baumwolle und elastisches Gummi, wird in der Nähe
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