ltais. österreichischen Geschäftsträgers, vorbereitet. W ir bezogen ein
deutsches Gasthaus, und brachten von Hrn. L i n d e n b e r g , dem hanseatischen
Consul, und mehreren theilnehmenden Landsleuten unterstützt;
unsere Sammlungen in das Zollhaus (Casa da India). Schon wollten
wir uns der Betrachtung des schönen Lissabons und dem Umgänge
mit seinen Gelehrten hingeben, als plötzlich eine politische Katastrophe
eintrat, welche unsern Plänen eine andere Richtung ertheilte. Am 2t,.
August erklärte sich eine Junta zu Porto unabhängig von der Regentschaft
zu Lissabon. W ir gaben eben bei zweien der Mitglieder der
Regencia, dem Grafen P a l m e l l a und D. M ig u e l F o r j a z P e r e i r a Cou-
tinho, unsere Empfehlungsbriefe ab, als diese Nachricht, in der Hauptstadt
angelangt, Alles in Gährung und Schrecken versetzte. Viele
Staatsdiener, darunter fast alle Gelehrte, mit welchen wir Verbindungen
anzuknüpfen wünschten, verliessen Lissabon, alle öffentlichen Anstalten
wurden geschlossen, und als am 15. September auch die Hauptstadt
sich für die neue Ordnung der Dinge erklärt hatte, und eine neue
provisorische Regierung eingesetzt worden war, mussten wir uns überzeugen,
dass in dieser Krise nichts für unsere literarischen Zwecke zu
thun, und rathsam sey, Portugal so schnell als möglich zu verlassen.
Nur nach vielen Unannehmlichkeiten und Beschwerden gelang es, die
Sammlungen aus dem Zollhause zurück zu erhalten, von wo aus wir
sie auf einem österreichischen Fahrzeuge nach Triest absendeten.
Am l o. October verliessen wir Lissabon, und schifften über den
Tagus nach Aldea Galega, am Eingänge der Provinz Estremadura,
wo wir zwei offne Caleschen, das hier gewöhnliche Fuhrwerk, miethe-
ten, die uns über Eloas an die spanische Grenze bringen mussten. Die
kahlen Sandfelder und Heiden von Portugal waren ein unerfreulicher
Anblick für uns, an die Fülle einer tropischen Natur Gewöhnte; aber
noch unangenehmer empfanden wir den Mangel an Bequemlichkeiten
in den ärmlichen Orten, durch die uns der Weg führte. Brasilien,
die jugendliche von der Natur so reichlich ausgestattete Colonie, gewann
im Vergleiche mit der Verödung, Entvölkerung und Armuth des
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Mutterlandes, das noch überdiess eben jetzt vom Hauche eines für uns
doppelt rauhen Herbstklima getroffen wurde. W ir begegneten hier
derselben Sprache, denselben Grundzügen des Nationalcharakters, aber
dennoch erschien uns Alles, im Reflexe europäischer Naturverhältnisse,
europäischer Völkerverbindung und Bedürfnisse ganz anders. Diese
Vgrgleichung würde uns Stoff zu weitläufligen Erörterungen darbieten;
allein wir beeilen uns, den Faden unserer Erzählung ablaufen zu lassen.
In B a d a jd z, der ersten spanischen Stadt, trat uns ein anderes, dem
Deutschen verwandteres Volk entgegen: minder feine Gesichtszüge, derberer
Körperbau,, statt des feinen Lippenspiels, eine tief aus der
Brust hervorgeholte, voller tönende Sprache, manche Anklänge an deutsche
Sitten. Ueber M erida und TruxiU o, der Vaterstadt der Conquistadores
Pizarro, fuhren wir, oft bedroht von Wegelagerern Und bei
rauher Herbstwitterung jede Unwirthlichkeit Spaniens empfindend, nach
M a d rid , wo wir am 25. October ankamen. Durch D. Felipe Bauza
den wackern Begleiter des unglücklichen Malaspina, der uns als Mitglied
der baierischen Akademie verbunden war, mit Luzuriaga, R o-
drigubz, la Gasca , Pavon, Roxas Clemente und andern würdigen Gelehrten
bekannt gemacht, genossen wir hier einen literarischen Verkehr
und erfreuten uns vielfacher, besonders geographischer, Mittheilungen,
deren ich hier dankbar Erwähnung thun muss. Das Madrider
Naturaliencabinet enthält, ausser vielen andern Merkwürdigkeiten, unter denen
das Skelet des Megatheriums von Buenos Ayres, des grössten, jetzt
untergegangenen Säugthieres, an Umfang wie an Seltenheit hervorragt,
auch viele Documente von der Volksbildung des alten Mexico und Peru:
Urnen, Lampen, metallene Waffen, Hausgötzen, Schürzen von Zähnen
und von Silberblättchen, Figuren von Gold und in Goldblech gedrückt
Diademe (M achapaichos) u. dgl. Diese Gegenstände, alle von plumper
Arbeit, entsprechen der hohen Vorstellung nicht, welche man, gemäss
den ältesten Berichten, von der Civilisation jener Völker hegen müsste.
Allerdings beurkunden sie eine höhere Bildung, als die, welche wir
bei den Urbewohnern Brasiliens gefunden hatten; aber eine gewisse
innere Verwandtschaft in der Cultur und dem Kunstffeisse zwischen
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