dem aber vorzüglich gegen Diarrhöen, getrunken. Sein Gebrauch ist
so weit verbreitet, dass es von Topinambarana aus durch das ganze
Reich und sogar ausserhalb Brasilien, besonders in die Provinzen Mo-
chos und Chiquitos, versendet wird. Ein gutmüthiger Indianer vom
Stamme der Maahes beschenkte mich mit mehreren Stücken des Gua*
rand, die er selbst bereitet hatte, und Hess mich selbst Zeuge der
Bereitung desselben seyn, welche ich, mit andern Nachrichten über diess
merkwürdige Mittel, in die Anmerkung (3.) Verweise.
Der Aufenthalt in der Villa Newa da Rainha ward uns in jeder
Beziehung angenehm, vorzüglich durch die freundschaftliche Aufnahme
des Commändanten, Sr. E l ia s d e S e ix a s , an den wir von seinem Bruder,
dem Hrn. Generalvicar von Para, empfohlen worden waren. Die
Villa hat, als östlichste Ortschaft der Provinz von Rio Negro eine Besatzung
von einigen und zwanzig Soldaten, mit der Bestimmung, die
benachbarten Indianer in Furcht zu halten, und die vorbeifahrenden
Handelscanoas zu eontrolliren, deren Fracht angegeben werden muss.
Vor dem Wachthause (Quartel) fanden wir zwei Canonen aufgepflanzt,
die vorzüglich zu Salutationen bei Kirchenfesten gebraucht werden. Kleine
Detachements der Soldaten begleiten bisweilen die Reisenden auf den
Madeirafluss, oder zu den beiden grossen Indianerbevölkerungen von
Canomd und Mauke, deren Einwohner, Mundrucus und Maahes, von
zwei Missionären regiert werden, und zwar friedliche Gesinnungen gegen
die sie besuchenden Handelsleute hegen, aber ihrer grossen Zahl wegen
Vorsicht nöthig machen. Die Lage der Ortschaft ist äusserst angenehm.
Von dem Hochufer überblickt man einen grossen Theil des Amazonas ,
der bis zur ersten Insel eine Legoa Breite hat, und sich von da nach
N. in mehreren Canälen bis zu der de Faro erstreckt, deren
Entfernung zu sieben Legoas angegeben wird. Die Luft ist rein, der
in diesen Gegenden verhältnissmässig weite Horizont klar und heiter;
die Wärme wird fast täglich durch die erfrischende Viragäo, welche
den Strom heraufkommt, abgekühlt, und die Plage der Mosquiten ist
nicht besonders fühlbar. Die nächsten Umgebungen sind mit Waldung
bedeckt, die, hie und da durch Waldschläge und Anbau, gelichtet, in
ein dichtes Buschwerk oder in freie Grasplätze übergegangen sind,
worauf einiges Rindvieh weidet. Tiefer landeinwärts sollen ausgedehnte
Wiesen, namentlich rings um die fischreichen Seen, Vorkommen, welche
von den Einwohnern während der trocknen Monate häufig besucht
werden. Oestlich von der Villa liegt eine ansehnliche, der Regierung
gehörige Pflanzung, mit einem Wohnhause, deren Benützung dem jemaligen
Commandanten zusteht. W ir fanden daselbst lange Reihen von
Goajavabäumen und am Abhange des Ufers, nahe am Strome, eine unglaublich
reiche Pisangpflanzung {Pacoval). Hier, wie am ganzen Amazonas,
pflanzt man vorzüglich die lange, eckige Pisang (Pacoba, IVTusa
paradisiaca, L I ) , welche in Brasilien einheimisch ist, und von der
kleineren runden (Banana de S. Thome, TMusci sapientum, LI) durch
den Namen der Banana da Terra unterschieden wird» Die Frucht ist
zwar minder süss, aber auch minder fade, indem sich in ihr ein eigentümliches
Aroma, besonders dann entwickelt, wenn sie an einem luf*
tigen warmen Orte aufgehängt wird. Von den Indianern, welche allerlei
Gerichte aus ihr zu bereiten verstehen, wird sie der anderen Art
vorgezogen. Die Menge von Früchten, die selbst ein kleines, dichtgepflanztes
Pacoval liefert, ist fast unglaublich. Es giebt Trauben mit zehn
Früchten in einer Reihe (Penca) , die achtzig Pfunde wiegen. Neben den
Goajaven fanden wir einen grossen Oassacü, jenen verrufenen Giftbaum*
mit dessen Milch die Indianer die Fische betäuben. Es ward beschlossen.,
selbst einen Versuch in diesem Fischfänge zu machen, und sogleich
fanden sich einige Indianer, die den Saft auffingen. Eine, in den untern
Theil des Stammes gehauene, anderthalb Zoll tiefe Spalte, an welche
ein dünnes Rohrstück befestigt wurde, lieferte in drei Stunden etwa
zwei Flaschen eines fast geruchlosen Milchsaftes, der auf der Spitze ,
der Zunge einen scharfen brennenden Geschmack und eine längere Zeit
andauernde Röthe hervorbrachte. Er war von der Consistenz einer
sehr fetten Milch, und hatte, als er etwa eine Stunde lang getragen
worden war, auf dem Boden des Gefässes eine zähe käsartige Substanz
abgesetzt. Wir begaben uns in den Wald, wohin mehrere Indianer
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