mehr oder minder tiefe Schicht guter vegetabilischer Erde. Sümpfe sind
häufig, und besonders verrufen ist ein meilenbreiter sumpfiger Landstrich
voll Tümpfel {M ondongos) im nördlichen Theile der Insel, zwischen den
Quellen des Flusses A n a ja 'und dem grossen fischreichen See A r a r y ,
der mit dem Flusse gleiches Namens in Verbindung steht. Dicht mit
Würzschilfen (S citam in ea e), Stachelpalmen und Röhricht bedeckt, ein
Aufenthalt der Onzen und grosser Kaimans, wird er von den Reisenden
nur mit grosser Gefahr und Anstrengung durchsetzt. Die Vegetation
ist auf eine merkwürdige Weise über die Insel vertheilt: die nordöstliche
Hälfte, im Allgemeinen etwas höher und trockner, wird von
Wiesen (Campos a g restes) bedeckt; die südwestliche aber, an Wasser
reichere, von Wäldern, welche während der Regenmonate weithin
überfluthet, an Verworrenheit, Dichtheit und Unreinlichkeit den Wäldern
im untern Stromgebiete des Amazonas ähnlich sind. Die Grenze
zwischen diesen verschiedenen Vegetationsformen ist an der Nordküste
der Insel östlich von den Mündungen des R io Jurara - paranä 5 läuft
nun durch die Gegenden, in welchen die Flüsse Carum , dos M ucuins
und A naja entspringen, bis in die Mitte des Eilandes, wo mehrere
grosse Teiche sich zu einem kleinen Systeme von Binnenseeen vereinigen,
und von da, nach S. O. über die Anfänge der R io s A tuhä und
A nabijü bis an die B a h ia de M arajö nächst P o rto Salvo. Der See
von A r a ry nebst seinen zahlreichen Zuflüssen und die meisten Mondongos
liegen in dem nordöstlichen Antheile. Hier sind Waldungen
selten, und nur inselartig zwischen Buschwerk oder Grasfluren grup-
pirt. In dem anderen offenbar niedrigerem Gebiete, welches weit landeinwärts
von Canälen durchzogen und mit Gaböwaldung bedeckt ist,
werden an mehreren Orten, wie z. B. längs dem Ufer des R io Cana-
ticü Bänke von Muscheln, die die Indianer Cernam by nennen, gefunden,
wovon sich an den nördlichen und östlichen Küsten keine Spur
zeigt. Man benützt sie zum Kalkbrennen, da man ausserdem Kalkstein
als Ballast von Lissabon kommen lassen muss. Monteiro (Roteiro §. 17.)
erwähnt, dass solche fossile Muscheln, die wir leider nicht zu Gesicht bekamen,
auch auf dem westlichen Festlande am T ocan tin s, zwischen Cametd
und dem F u ro do L im o e iro , so wie längs den Flüssen M aracanan
und M arapany an der Küste des Oceans, Vorkommen. Aus diesen
Verhältnissen dürfte sich ableiten lassen, dass keineswegs die ganze
Insel ein Anschwemmungsgebilde der Ströme sey, sondern dass vielmehr
nur der nordöstliche Theil durch diese von dem Festlande abgerissen,
der südwestliche, niedrigere dagegen, ehemals vom Meere bedeckt, entweder
durch Erhebung, oder durch allmälige Anhäufung von Land mittelst
der Ströme trocken gelegt worden sey. Der nordöstliche, mit Campos-
Vegetation bedeckte, Theil gehört, seiner physicalischen Beschaffenheit
nach, zu dem Gebiete von M acapä, von wo aus sich unabsehliche
Fluren bis gen Cabo O ran ge ausdehnen; der waldige Theil dagegen
zu dem südlichen Festlande von P a ra . Vorzüglich in jenen Fluren ist
es, wo eine ungemein grosse Menge von Rindvieh und Pferden gezogen
wird. Die beiden, der Regierung gehörigen, Fazendas A ra ry und
Chaves besitzen erstere vierzig, letztere dreissigtausend Stück Rindvieh,
A r a ry überdiess zehntausend Pferde. Auch die Carmeliten von Para und
die Mercenarii, deren Kloster später mit dem desselben Ordens in Ma-
ranhäo vereinigt, wurde, besitzen mehrere dieser, ehemals den Jesuiten
zugehörigen Höfe, und man kann aus dem Umstande auf den Reichthum
an Rindvieh daselbst schliessen, dass Bischof Brandro sich darüber
zu beklagen hatte, dass jedem Mercenario (vom Orden de la Pieta,
wie er in Rom genannt wird) täglich sechs, dem Obern aber
zwölf Pfunde Rindfleisch gereicht wurden. Ein Ochs gilt dort Uooo bis
5ooo Reis, ein Pferd 6 bis 10,000 Reis, eine Stute, die man bis jetzt
zu gar keinem Dienste verwendet, nur 1 bis 2,000 Reis. Die Provisionen
an Rindfleisch für das Heer und für die Marine werden von den beiden
Fazendas und eben so die eingesalzten Fische von einigen auf Kosten
der Regierung unterhaltenen Fischereien (Pesqueiros) geliefert. Dass
auch die Hauptstadt von der Insel verproviantirt werde, habe ich bereits
erwähnt. Der Fischfang in den Seeen der Insel und an ihren Küsten
ist sehr ergiebig, und ward früherhin durch eine Gesellschaft in
P a ra betrieben. Die jährliche Einnahme der Regierung von den Pächtern
soll sich auf zwei bis dreimalhunderttausend Crusados belaufen.