ziehen. E g a ist der Stapelplatz , für den Handel im obern Theile des
Solimoes und in allen seinen Beiflüssen. Englische und brasilianische
Kaufleute von Para haben hier Commanditen errichtet, um europäische
Waaren abzusetzen, und die Artikel des Landes aus erster Hand einzukaufen.
Man findet die hier am meisten begehrten Waaren: gedruckte
und gestreifte Baumwollenzeuge, etwas Seidenzeüge, Hüte, Linnen,
Tücher, Eisen-, Stahl-, Messinge und Kupferwaaren, Steingut, Glas,
Porzellan, Wein, gebrannte Wasser, u. s. f. in Hinreichender Quantität
und Auswahl. Die Preise, obgleich beträchtlich höher als in Para, sind
doch doppelt so niedrig, als in den benachbarten peruvianischen Provinzen
Maynas, Quichos und Macas, wohin die Waaren aus den Häfen der
Südsee über die Cordillere eingeführt werden müssen. (4-) Die einheimischen
Artikel, welche Von E g a stromabwärts verfuhrt werden, sind: Ca-
cao, Salsaparilha, Manteiga de Tartaruga, getrockneter Pirarucu, etwas
Caffe, Baumwolle, Copaivaöl, Pechurimbohnen, Maranhäonüsse ^ Ca-
rajurü, Orlean und Bauholz. Der grösste Theil davon wird am Solimoes
und Yupurä geholt, nur wenig am T e ffe , dessen Ufer verhält-
nissmässig arm an jenen Erzeugnissen sind. Die hiesigen Pflanzungen
sind fruchtbar, aber den Verheerungen der Ameisen sehr ausgesetzt. '•')
Die Ausflüge in der Nachbarschaft von E g a machten uns mit einer
von der in Coari beobachteten sehr verschiedenen Vegetation bekannt.
Statt der dortigen Wiesen und niedrigen Gebüsche sieht man hier dichte
Urwälder, denen an der Barra do Rio Negrö und am Solimoes ähnlich.
Doch hat auch diese Gegend ihre Eigenthümlichkeiteu, unter denen ich
eine Myrte [Eugenia egerisisr von den Indianern Araga - rana, d. h.
wilde Gojave, genannt) auszeiehne. Ihre fröhlichen Gebüsche umgrenzen *)
*) Efti alter Indianer beklagte sich bitter bei mir, das's, was? ihm»- die, früher in der Nachbarschaft
umherstreifenden, Muras übrig gelassen hätten, jetzt v&n der tollen Ameise (^armiga
douda, Tacyba caindne oae) genommen;werde; ,,'dièss sèy ihm um so verdrüssüche^väls er
seine PHanzung doch lieber Menschen von seinem Blut£, aß, jene»' Tluerchen gönne, die nicht
einmal wieder gefressen werden könnten.“ Die sogenannte tolle Ameise ist eine der kleineren
Arten, und heisst so, weil sie mit unglaublicher Schnelligkeit in allen Richtungen umherläuft.
weithin die reinlichen Sandgestade des Sees, und erinnerten, gerade
jetzt mit weissen, wohlriechenden Blumen überschüttet, an die
Blüthezeit unserer europäischen Obstarten. In dem Hochlande von Brasilien
, von Peru und Jamaica erscheinen viele kleinblättrige Myrtenarten,
und an den Aequatorialflüssen des neuen Continentes bilden andere,
grossblättrige Formen einen herrschenden Theil der Ufervegetation.
Man könnte in dieser Beziehung die Myrtaceen in America mit den
Weiden in Europa vergleichen. Die Urwälder im Hintergründe der
Villa werden um so trockner, reinlicher und höher, je weiter sie vom
Ufer entfernt sind. Da der Boden aus mächtigen Lagen von rothem
Lehm oder Dammerde besteht, so sieht man nur selten neben dem
farbigen Thon auch den rothen, feinkörnigen Sandstein zu Tage ausgehn.
In diesen trockneren Widdern (Caä-ete) der sogenannten Terra
firme habe ich ungeheuere Stämme, besonders von Feigen- Lecythisr
Bertholletia-, Caryocar- und Lorbeer-Bäumen, dagegen wenig und nur
niedriges Unterholz angetroffen. Man kann hier die colossalen Stämme,
und ihre aus der Erde hervorgetretenen, sternförmig ausgebreiteten
Wurzeln leicht messen, und die zu weiten Laubgewölben aufstrebenden
Kronen von einander unterscheiden. Stämme von 120 Fuss Höhe,
und i 5 Fuss im Durchmesser oberhalb der Wurzel sind nicht selten.
Gewaltige Blätterpilze schiessen aus dem Moder des abgefallenen Laubes
aufj und die Stämme sind, wie in den Urwäldern von Bahia und
Rio, mit colossalen Schmarotzerpflanzen überzogen. Vielerlei Thiere
beleben diese Hochwaldung: die Affen treiben ihr lautes Spiel in den
Wipfeln, wilde Schweine- und^Coati's durchstreifen schnobernd den
Grund,. und die Hoccos flattern von Ast zu Ast. Die Uferwaldung
Caä - Vgapö) längs der flachen Uferstrecken und der von hier aus
landeinwärts führenden Canäle (Igarapes) ist niedriger, dichter, verworrener.
Die Stämme, am Untertheile astlos, mit dünnerer, glatter
Rinde versehen, und je nach der Höhe des vorigen Wasserstandes mit
Schlamm überzogen, stehen dichter, mit verschränkten Aesten. Hier
ist es, wo mehr oder minder gesellig, der Cacaobaum und die stacheligen
Ranken der Salsaparilha erscheinen. Blatt - und astlose Lianen