Dienerinen der Familie zurücktreten. Diese Weiber sind meistens das
Erwerbniss eines Faustgefechtes, zu welchem sich alle Liebhaber des
mannbar gewordenen Mädchens unter der Voraussetzung stellen, dass
dieses dem Sieger zu Theil werde. Ihre ungebändigte Wildheit äussert
sich auch in ihrem Jähzorne und in einer Raufsucht, welche durch den
Genuss des Branntweins oft zum Nachtheile der Ansiedler ausschlägt.
So sehr sie übrigens die Dienstbarkeit der Weissen scheuen, und so
hartnäckig sie sich bisher von jeder Art von Frohne im Dienste der
Regierung frei gehalten haben, hat man dennoch Beispiele, dass Weisse
sich bei kluger Aufführung lange Zeit unangetastet unter ihnen erhalten
konnten. Ihre Sprache, ganz guttural, und stets mit Gesticulation der
Hände und mit lebhaftem Mienenspiele hervorgestossen, lautet höchst unangenehm,
und ist schwer nachzusprechen. In gleichem Verhältnisse ist
auch die Lingua geral nur wenigen Maros bekannt. Die wilde und
unstäte Gemüthsart dieses Stammes hat ihn den meisten Nachbarn befeindet,
und der Krieg mit den Mandrucm, Catauixis und Mauhes ?
als erklärten Feinden, wird ohne Unterlass, mit andern Stämmen aber
nach vorhergängiger Kriegserklärung geführt, die darin besteht, einige
mit der Spitze nach oben gerichtete Pfeile auf feindlichen Grund und
Boden zu stecken. Eine höchst seltsame Sitte, welche unter die Ei-
genthümlichkeiten des Stammes gehört, ist der Gebrauch eines Schnupf-
Tabackes (Parica). Das Pulver wird aus den gedörrten Saamen der
Parica-ixva, einer Art Inga, bereitet, und wirkt zuerst erregend, dann
narkotisch. Jährlich einmal gebraucht jede Horde das Parica. acht Tage
lang unter anhaltendem Trinken berauschender Getränke, Tanzen und
Singen. Das Fest soll (nach Ribeiro §. 58.) den Eintritt der Jünglinge
in die Mannbarkeit feiern; wir hörten jedoch, dass es ohne Beziehung
hierauf nach der Reife der Samen gehalten würde. In einem geräumigen
offenen Hause versammelt sich die ganze Horde, und wird von den
Weibern mit reichlich gespendeten Cujas des Cajiri und anderen vegetabilischen
Getränken erhitzt. Die Männer reihen sich sodann nach gegenseitiger
Wahl paarweise zusammen, und peitschen sich mit langen
Riemen vom Leder des Tapirs oder Lamantins bis auf das Blut. Diese
seltsame Geisselung wird von ihnen nicht als ein feindseliger, sondern vielmehr
als ein Act der Liebe angesehen, und nach allen uns gewordenen
Nachrichten dürfte der ganze Excess als Ausdruck eines irregeleiteten
Geschlechtsverhältnisses betrachtet werden. Nachdem die blutige Operation
mehrere Tage lang fortgesetzt worden, blasen sich die paarweise
verbundenen Gefährten das Parze« mittelst einer fusslangen Röhre,— gewöhnlich
ist es der ausgehöhlte Schenkelknochen des Tapirs, — in die
Nasenlöcher; und diess geschieht mit solcher Gewalt, und so unausgesetzt,
dass bisweilen Einzelne, entweder erstickt von dem feinen, bis
in die Stirnhöhlen hinaufgetriebenen Staube, oder überreizt von seiner
narkotischen Wirkung todt auf dem Platze bleiben. Nichts soll der
Wuth gleichen, womit die Paare das Parica aus den grossen Bambus-
Röhren (Tabocas) , worin es aufbewahrt wird, vermittelst eines hohlen
Krokodilzahnes; der das Maass einer jedesmaligen Einblasung enthält,
in den dazu bestimmten hohlen Knochen füllen, und es sich, auf den Knieen
genähert, einblasen und einstopfen. Eine plötzliche Exaltation, unsinniges
Reden, Schreien, Singen, wildes Springen und Tanzen ist die Folge
der Operation, nach der sie, zugleich von Getränken und jeder Art von
Ausschweifungen betäubt, in eine viehische Trunkenheit verfallen. Ein
anderer Gebrauch des Parica ist, einen Absud davon sich selbst als
Klystier zu geben, dessen Wirkung ähnlich, jedoch schwächer seyn
soll. Man kann nicht umhin, durch diese viehische Lustbarkeit an die
eckelhafte Sitte der Ostiaken und Kamtschadalen erinnert zu werden,
welche sich bekanntlich durch den Genuss des Fliegenschwammes und
des Urins Derjenigen, die den giftigen Absud getrunken, zu einer ähnlichen
Wuth erhitzen. Für den Ethnographen America’s bleibt es räth-
selhaft, wie feindlich gesinnte Völker sich gerade in solchen excentrischen
Gewohnheiten gleichen können. So ist der Gebrauch des Parica
auch den Mauhes eigen und dort von uns selbst beobachtet worden, wo er
jedoch, bei höherer Bildung des ganzen Stammes, ebenfalls unter einer
feineren Form erscheinet. Eine ganz ähnliche Verirrung ist endlich
der Gebrauch des KpadüpvAvers von den Blättern des E ry th ro xy lon
Coca, L . , den wir bei den Miranhas, und andere Reisende bei pe