der Lorbeeren angehörig darstellt. Gewöhnlich sind die Stucke zwei
Fuss lang, und gleich der China, jedoch in mehreren Schichten, .con-
centrisch, bis auf die Dicke eines Zolles, zusammengerollt. Zwanzig
oder mehr solcher Stäbe, im Gewichte von fünfzig bis sechzig Pfunden,
werden mit der schwarzen glänzenden Rinde einer Schlingpflanze
(wahrscheinlich eines Cissus} zusammengebunden | solche Bündel {Feixes)
kommen sodann entweder nochmals zwischen Palmblättern, in Körben,
oder in Säcken, in den Handel. Der Cravobaum erscheint zwar hie
und da im ganzen Stromgebiete des Amazonas und seiner Confluenten;
allein er ist minder gesellig, als viele andere Lorbeerarten. Die Einsammlung
der Rinde ist daher ein mühseliges, und bisweilen gefährliches
Geschäft, indem die Indianer, durch die Wälder einsam umhersuchend
, dem Ueberfalle feindlicher Wilden oder Thiere ausgesetzt sind.
Selten trifft die Expedition die Bäume so zahlreich beisammen an, dass
sie sich ungetrennt der Arbeit hingeben kann. Dann pflegt man einen
Platz im Walde zu reinigen, und für das Nachtquartier einzurichten
(Fazer Array'al) , und beginnt die Arbeit ohne alle Rücksicht, indem
man die Bäume nur theilweise der Rinde beraubt, oder gänzlich fallt,
je nachdem es gelegener erscheinen mag. Die Rinde wird entweder
ohne weitere Zubereitung über gelindem Feuer zur Röhrenform eingerollt
{Cravo grosso) , oder mit einem Messer der borkigen Oberhaut
beraubt (Cravo ß n o ). Man unternimmt die Einsammlung zu jeder
Jahreszeit, doch vorzugsweise nach Verlauf der Regenmonate. Die
rücksichtslose Behandlung, welche dieser edle Baum erfährt, würde ihn
schon sehr selten gemacht haben, wenn nicht die Vorliebe für den
Nelkenzimmt in Europa, besonders dem nördlichen, bedeutend abgenommen
hätte, wesshalb sich die Thätigkeit der Sammler jetzt vorzugsweise
dem Cacao und der Salsaparilha zuwendet. Der Cravobaum
scheint unter diejenigen Gewächse zu gehören, welche ganz vorzugsweise
charakteristisch in dem Stromgebiete des Amazonas sind. Man
findet ihn, wiewohl noch ziemlich einzeln, am Rio Capim; von da gen
Westen wird er immer häufiger, bis zum Madeira, und zwar scheint
er zwischen dem Tapajöz und dem letztem Strome verhältnissmässig
am häufigsten vorzukommen. Berühmt durch ihren Reichthum an Nelkenzimmt
sind mehrere Inseln in den Seeen von Canomä und Uautäs,
und die Wälder an dem Rio Mauhe. Westlich vom Madeira erscheint
der Baum ebenfalls, jedoch minder häufig. Er ist auch in der Provinz
Maynas bekannt, wo er Espingo heisst. Die Flüsse, welche dem
Amazonas vom Norden her Zuströmen, werden von den Indianern häufig
besucht, um die aromatische Rinde des Baumes einzusammeln 5 aber im
Westen des Rio Negro scheint er ebenfalls minder häufig vorzukommen.
Er wächst gewöhnlich ausserhalb der Uferwaldung an etwas
trockneren, reinlicheren Orten. Ueber das untere Gebiet der aus Süden
herkommenden Ströme scheint er sich nicht in die höher liegenden Gegenden
zu verbreiten. Ich habe es versucht, in allgemeinen Zügen den
Verbreitungsbezirk dieses merkwürdigen Baumes anzugeben, weil er
ohne Zweifel eine besondere Beziehung zu dem Landstriche hat, in
welchem er beobachtet worden ist, und unter den dem ungeheuren
Strombecken eigenthümlichen Gewächsen sowohl durch das Interesse,
welches er den Einwohnern einflösst, als durch die specifische Natur
seines Aroma eine wichtige Stelle einnimmt. Je mehr das Pflanzen-
Reich in gewissen Gewächsen die Stoffe individualisirt, und mit einem
eigenthümlichen chemischen Charakter ausrüstet, um so füglicher können
diese gleichsam als Herolde einer besondern physicalischen Beschaffenheit
des Bodens und einer bestimmten Modification des Klima betrachtet
werden. Auf gleiche Weise bezeichnen in Ostindien der Pfeffer-
Strauch, der Muscatnuss-, der Campher - und Zimmtbaum , in dem
australischen Archipel der Brodfruchtbaum, auf der Pfefferküste von
Guinea die dort cultivirte Art der Cardamome u. s. f. eine gewisse Gemeinschaft
klimatischer und örtlicher Verhältnisse. Eben so sehen wir
auch vorzugsweise in dem Gebiete des Rio Negro den Pechurimbaum
auftreten. Der Cacaobaum hingegen und die Salsaparilha dehnen sich
in einem weit grösseren Verbreitungsbezirke aus, zu dessen geographischer
und physicalischer Bezeichnung sie übrigens überall eine bedeutsame
Rolle übernehmen. Von ihnen soll später die Rede seyn.