i8"9> ^ e erste ^ se’ we^c^e na°h der unsrigen auf dem-Amazonas ausgeführt wurde) giebt
die" Breite an der Vereinigung des Guallaga mit dem Marannon zu einer (engl.) Seemeile, die
des Hauptcanals zwischen Ourarinas und Omaguas von einer halben bis zu einer Seemeile
wechselnd, die von der Mündung des Napo zu £ Seemeile und die des Marannon unterhalb
dieser Vereinigung im Hauptcanale im Durchschnitt zu einer Seemeile an. Zwischen Tabatinga
und Fonteboa breitet sich der Strom, nach Da. Srix’s Angaben, im Allgemeinen auf eine Stunde
aus, und besonders an letzterem Orte erreicht er eine sehr beträchtliche, selbst auf den portugiesischen
Karten dargesfcellte, Ausdehnung. Zwischen Ega und der Vereinigung mit dem Rio
Negro rechnet man gewöhnlich eine Legoa Wegs vom einen Ufer zum andern, und der Hauptcanal
(Mai do Rio) mag selten weniger als 800, gemeiniglich 900 bis 1000 Klafter Breite haben.
Schon hier ist die -Ansicht des Stroms wahrhaft ^majestätisch; obgleich die Landschaft niedrig
und einförmi" ist, bringt doch das Bild einer so mächtigen, ringsum bewegten Wassermasse
einen grossartigen Eindruck hervor. Di^e Verhältnisse wachse* weiter stromabwärts nach der
Vereinigung des Negro und des Madeira. In der Strömung vori Jatauarana, wo die Gewässer
mit höherem Wellenschläge an dem steileren Ufer vorüberziehen, dürfte die Breite eine volle
Lieue betragen ; und in gleichem Verhältnisse nimmt die Ausdehnung gegen 0 . hin zu. Die
Brasilianer schreiben dem Strome die grösste Breite bei Sylves und Faro zu , und allerdings
liegen beide Villas, die erste fünf, die andre neun Lieues vom südlichen Ufer des Stroms entfernt;
mani darf aber'die Canäle, welche, vom Körper des Amazonas nach N. laufend', die
Seen von Saracd und Neamundd mit ihm verbinden, nicht als seine nördlichen Ufergrenzen
betrachten, denn sie hängen ganz vorzüglich von jene|Jgrossen stillen Wasserbecken ab, und
zeigen nur während der Hochwasser eine entschiedene Bewegung stromabwärts.
Unzählig sind die In s e ln , welche zwischen dem Süsswassermeer.e des Amazonas zerstreut
liegen. Schon L opez Agitiere , der Tyrann, sagt in seinem abentheuerlichen Briefe an König
P hilipp , dass der Strom mehr als tausend Inseln habe. Diese Zahl begreift aber schwerlich
alle kleineren und unbeständigen Sandinseln. Wir müssen überhaupt, eben so wie es der
Sprachgebrauch der Indianer thüt, Inseln im Hauptkörper des Stromes von solchen unterscheiden
welche durch die von jenem abgeleiteten Nebenäste oder durch die Bifurcationen der Beiflüsse
gebildet werden: die ersteren sind wahres Erzeugniss des Stromes, die letzteren Theile
des Festlandes, durch die Gewässer bearbeitet, und Verändert. Sandinseln (Frayas, Coroas)
nennt der Indianer in der Tupisprache sehr bezeichnend Yby - cui (d. i. zerriebenes Land, von
Mocui, ich reibe; das Wort kommt als Flussname auch im südlichsten Brasilien vor); hoher
liegende Inseln, mit festem Ufer nennt er, weil sie fast immer bewachsen sind, wie die mselartigen
Waldungen in den Fluren Südbrasiliens, Cäd-apoam (d. i. runder, convexer Wald; auf gleiche
Weise ist das, als Ortsname häufige Wort Cama-apoam, Camapuam, eigentlich: runde Brust,
auf einen Hügel angewendet, gebildet). Die Inseln längs dem Continente (tupi: Yby-rete,
d h. wahres, ächtes .Land),, und von diesem durch Furos getrennt, heissen .dem Indianer
Ygapo, (wahrscheinlich: gewundenes Wasser), ein Ausdruck der eben so für das n|edrige und
überschwemmbare Fesüand am Ufer selbst gebraucht wird. Sind diese überschwemmbaren
Gegenden schlammig, so nennt sie der Indianer Tijuca-paua, wörtlich: Alles faul. Die Ansicht
der Inseln im Körper des Stromes bleibt sich im ganzen Verlaufe desselben, bis an die
Grenzen Brasiliens, gleich. ' Sie sind niedrig, eben, ohne Felsen und Riffe, während des
niedrigen Wasserstandes in Sandbänke auslaufend, welche durch das Hochwässer überfluthet
werden, in der Mitte von einer eigentümlichen, buschigen Vegetation und den weissstämmigen
Ambauvas bedeckt, und nur selten sumpfig. Mehrere von ihnen haben eine deutsche Meile
Lange, bei verhältnissmässiger Breite. Die vom Festlande abgetrennten Inseln,, von, viel grösserer
Ausdehnung, sind überall mit dichtem Urwalde bewachsen, und .kommen in ihrem landschaftlichen
Charakter mit den benachbarten Gegenden überein. Man erhält ein Bild von der
ungeheuren Ausdehnung des Amazonenstromes, wenn man den Flächeninhalt dieser Inseln
betrachtet. .Die grössten von ihnen sind die Ilha de Paricatuba mit 72, die Ilha de Topinam-
baranas mit 442, und das, zwar am Meere gelegene, dennoch aber ringsum von süssem Wasser
umgebene Eiland Marajo mit 960 Quadratlieues Flächeninhalt. Marajo allein also, worauf
io,5oo Menschen wohnen, ubertrifft die Schweiz mit 1,900,000 Einwohner, an Flächeninhalt.
Die T i e f e des Stromes kann nur annähernd angegeben werden. Es ist schon von de
la Condamine bemerkt wordenj^äass er oft mehrere tiefe Rinnsale parallel neben einander vereinige.
Dieser Umstand, ferner die Breite der Canäle zwischen den Inseln und die Strömung
machen das Geschäft der Sondirung nicht nur sehr mühsam, sondern auch gefährlich für den
Experimentator, der ein schweres Senkblei an einer langen Leine nur mit beiden Armen regieren
kanii. Wir pflegten Behufs des Sondirens (tupi: Saang-typu)_ das Fahrzeug mit aller
Kraft der Ruder gegen den Strom halten zu lassen; aber das Experiment'missglückte oft durch
Anschlägen des Bleies an das Fahrzeug, oder durch Bewältigung vom Strome, der das Gewicht
hinausriss. Im Allgemeinen glaube ich^annehmen zu dürfen, dass dié' Tiefe des Hauptcanals
unterhalb der Vereinigung des Yupurd mit dem Solimoês 15, unterhalb dér Vereinigung mit
dem Madeira bis Obydos unter gleichen Verhältnissen 24 Klafter betragen möchte. Ocstlich
von Obydos, oder vielmehr von der Mündung des Tapajpz, nimmt der Hauptcanal ausserordentlich
an Breite und Tiefe zu , indem die Inseln mehr längs der Ufer als in der Mitte des
Strombettes Vorkommen. Die Tiefe dürfte hier wohl 5o bis 60 Klafter betragen. In der Stromenge
von Obydos hat noch kein Senkblei den Grund erreicht , aber liier allein wäre es, wo
man, mittelst besonderer Vorrichtungen, die Quantität des Wassers mit einiger Genauigkeit
messen könnte, welche der Strom in einer gewissen Zelt vorüberführt. Angenommen, dass
<^as,^Wssbette bei Obydos 869 Klafter Breite, in der Mitte 60 und am Ufer 20 Klafter Tiefe
habe ,^§o ergäbe sich für einen Querdurchschnitt des Bettes von einem Fuss Länge ein Wassergehalt
von 208,160 Cubikfussen. Die mittlere Geschwindigkeit des Stroms per Secunde zu 2,4
Fuss angenommen Führte er demnach durch die Enge vonPauxis in jeder Secunde 499,584 C.F.
Die G e s c h w in d i g k e i t des Stromes ist, eben so wie die Tiefe, ein Verhältnisse über
welches einzelne Beobachtungen keinen Schluss rechtfertigen. Die Bewegung der Gewässer ist
nämlich nicht blos an verschiedenen Orten sehr verschieden, sondern auch während der hohen
und höchsten Wasserstände wohl noch einmal so stark als bei niedrigem Stande, endlich ist
sie in der Mitte der Strombahn, wenigstens noch einmal so stark, als an den Ufern,
wo überdiess eine Bewegung der Gewässer stromaufwärts nothwendig eintreten muss. Nur .in
der Mitte des Hauptcanales verursacht sie einen Wellenschlag von beträchtlicher Höhe (von
ein bis zwei Fuss), und eben so wird die Bewegung stürmisch, wo sich ihr örtliche Hemmnisse.
Vorsprünge des Ufers, hineingestürzte Bäume u. dgl. entgegenstellen; ausserdem erscheint sie
namentlich längs der Ufer sehr ruhig und gleichmässig, und es giebt sogar viele Seitencanäle